Wiener DerbyAPA/Max Slovencik

Derby-Skandal: Das sagen Rapid, Austria und Bundesliga

Die Krawalle nach dem Wiener Fußball-Derby sorgten für großes Entsetzen. Die ersten Reaktionen der Betroffenen im Wortlaut.

Insgesamt 27 verletzte Personen, mehr als 600 Anzeigen. So lautet die brutale Bilanz des 343. Wiener Derbys. Nach dem Spiel am kam es am Sonntag im Allianz Stadion zu Ausschreitungen. Feuerwerkskörper wurden geworfen, es folgten Prügeleien zwischen den beiden Fan-Gruppen.

Und wie geht es jetzt weiter? Der SK Rapid stellte bereits einen mutmaßlich involvierten Mitarbeiter frei, auch die Wiener Austria plant etwa lebenslange Stadionverbote. Die Bundesliga plant ein detailliertes Verfahren. Ein Überblick der Reaktionen im Wortlaut.

Video: Mann nach Wiener Derby in künstlichem Koma

Das sagt der SK Rapid:

Aufgrund der bekannten Vorfälle nach Schlusspfiff des Wiener Derbys am gestrigen Sonntag gibt es verständlicherweise zahlreiche und lediglich leicht abweichende Medienanfragen an die beiden Klubs, darüber hinaus auch viele Nachfragen aus der Vereinsgemeinschaft. Für den SK Rapid ist es ein Anliegen, auf diesem Wege noch einmal wie folgt zu informieren:

Dass das sportlich attraktive Derby, verbunden mit dem 2:1-Heimsieg der Mannschaft um Kapitän Matthias Seidl, durch inakzeptable Vorfälle wenige Minuten nach Spielende, völlig in den öffentlichen Hintergrund tritt, ist bedauerlich. Als SK Rapid verurteilen wir jegliche Gewalt von und auf den Rängen - egal von welcher Seite - auf das Schärfste. Dies wurde bereits unmittelbar nach den Vorfällen von mehreren Verantwortlichen des SK Rapid auch klar so kommuniziert. Nun gilt es diese Vorfälle aufzuarbeiten, zu analysieren und dies begann bereits gestern am Abend und wird seit den frühen Morgenstunden des Montags fortgesetzt.

Rapid setzt hier auf offene Kommunikation mit der Liga, Sicherheitsdiensten und den zuständigen Behörden. Hier finden bereits laufend persönliche bzw. Online-Termine statt, selbstverständlich auch mit Verantwortungsträgerinnen und -trägern der Landespolizeidirektion Wien.

Klarstellen möchten wir zudem: Personen, die sich eines groben Fehlverhaltens schuldig gemacht haben, insbesondere durch Zünden von Böllern, Werfen von pyrotechnischen Gegenständen oder Stürmen des Spielfeldes, werden seitens des SK Rapid mit den dafür gültigen Sanktionen belegt. Das sind (a) die Verhängung eines unbefristeten Hausverbots im Allianz Stadion, (b) die Beantragung eines bundesweiten Stadionverbots sowie gegebenenfalls der Entzug von Mitgliedschaft und Jahreskarte.

Vor dem gestrigen Derby erlebten fast 125.000 Zuschauerinnen und Zuschauer bei den bisherigen sechs Saisonheimspielen in Liga und Europacup echte Fußballfeste auf und abseits des Rasens. Dies zeigt, dass die Heimstätte des SK Rapid grundsätzlich ein sicherer Veranstaltungsort ist. Umso bedauerlicher ist es, dass es am späten Sonntagnachmittag zu diesen Vorfällen kam und vor allem brandgefährliche Böller/Knallkörper in den Gästesektor des Stadions gelangen konnten und abgefeuert wurden. Wie dies trotz einer großen Anzahl von Sicherheitspersonal und Exekutive passierte, ist ebenso ein wichtiger Teil der Aufarbeitung der Ereignisse.

Eine zusätzliche Information: In den sozialen Medien kursieren derzeit unzählige Videos von den gestrigen Ereignissen, darunter welche, auf die eine mit Arbeitskarte (Akkreditierung) ausgerüstete Person auch im Zuge einer körperlichen Auseinandersetzung zu erkennen ist. Hier handelt es sich tatsächlich um einen Mitarbeiter des SK Rapid, der minutenlang versucht hat, den Platz stürmenden Personen Einhalt zu gebieten. In einer der Videosequenzen ist zu sehen, dass er sich später plötzlich aktiv am Geschehen beteiligt. Der SK Rapid wird auch diesen Vorfall untersuchen, der Mitarbeiter ist mit sofortiger Wirkung dienstfrei gestellt und wird zu den Geschehnissen befragt werden.

Abschließend wollen wir an dieser Stelle allen bei den Vorfällen zu Schaden gekommenen Personen unser Bedauern ausdrücken und wünschen gegebenenfalls gute Besserung!

Video: Wiener Derby droht Nachspiel

Das sagt die Wiener Austria:

Auch rund 24 Stunden nach den Ausschreitungen im Anschluss an das Wiener Derby am Sonntagabend in Hütteldorf sind wir ob des Ausmaßes an Gewalt betroffen. In erster Linie hoffen wir, dass in den direkt an den Gästesektor angrenzenden Bereichen niemand ernsthaft verletzt wurde oder zu Schaden gekommen ist. Böller und andere Feuerwerkskörper auf Personen zu werfen, ist an Rücksichtslosigkeit nicht zu überbieten und wird seitens des Klubs und der aktiven Fanszene strikt verurteilt.

Die Sichtung des vorhandenen Videomaterials läuft weiterhin an. Jene klar identifizierbaren Personen, die Böller und andere entsprechend gefährliche Gegenstände gezündet und geworfen haben, werden mit einem lebenslangen Hausverbot in der Generali-Arena versehen und ein österreichweites Stadionverbot wird beantragt. Weiters wird gegen sämtliche Personen, die den Auswärtsblock verlassen und aktiv in Raufhandlungen auf dem Rasen verwickelt waren, ebenso ein entsprechendes Hausverbot ausgesprochen und Stadionverbot beantragt.

Austria Wien steht für einen familienfreundlichen, gewaltfreien Stadionbesuch. Dieses Ziel werden wir mit der nötigen Konsequenz und allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln verfolgen.

Präsident Kurt Gollowitzer: "Wir sehen einen klaren Handlungsbedarf, den immer häufiger werdenden Ausschreitungen in Derbys strikt entgegenzutreten und werden mit höchster Konsequenz vorgehen. Szenen, wie sie sich am Sonntagabend zugetragen haben, haben nicht nur in einem Fußballstadion keinen Platz. Die allgemeine Entwicklung unserer Fanszene in den vergangenen Jahren steht in klarem Widerspruch zu den Vorkommnissen der letzten Derbys - hier gibt es großen Aufarbeitungsbedarf."

Das sagt die Fußball-Bundesliga:

Nach dem gestrigen Wiener Derby zwischen dem SK Rapid und dem FK Austria Wien kam es leider abermals zu gewalttätigen Auseinandersetzungen von Zuschauern beider Seiten auf dem Spielfeld und auf den Rängen.

Aktuell wird das umfangreiche Material gesichtet und anschließend beim zuständigen Senat 1 zur Anzeige gebracht. Dieser wird frühestens kommende Woche dazu tagen.

Eine Sanktion kann aber nur ein erster Schritt sein. Darüber hinaus muss es das Ziel sein, in Zukunft nach stimmungsvollen Derbys endlich wieder nur über das sportliche Geschehen sprechen zu können. Das zu bewerkstelligen braucht ein Zusammenwirken aller Beteiligten: von Liga und Gremien über beide Klubs, deren Fans, bis hin zu den Behörden und der Polizei.

In einem ersten Schritt hat die Bundesliga heute Vertreter von Rapid und Austria an den Tisch geholt. Dabei wurde einerseits die Dringlichkeit der Situation geschildert und anderseits von allen Beteiligten bekräftigt, sich weiter auszutauschen und mögliche Maßnahmen zu erarbeiten.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach dem 343. Wiener Derby gab es 27 Verletzte und über 600 Anzeigen wegen Ausschreitungen im Allianz Stadion.
  • Der SK Rapid stellte einen mutmaßlich involvierten Mitarbeiter frei und plant unbefristete Hausverbote sowie bundesweite Stadionverbote für Randalierer.
  • Die Wiener Austria verurteilt die Gewalt und plant lebenslange Stadionverbote für identifizierte Personen, die Feuerwerkskörper gezündet haben.
  • Die Bundesliga plant ein detailliertes Verfahren und ruft zu einer Zusammenarbeit aller Beteiligten auf, um zukünftige Vorfälle zu verhindern.
  • Rapid und Austria betonen die Notwendigkeit der Aufarbeitung der Vorfälle und setzen auf offene Kommunikation mit der Liga, Sicherheitsdiensten und Behörden.