Vincent KriechmayrAPA/AFP/Marco Bertorello

Ski alpin

ÖSV-Abfahrern droht erste Saison ohne Podestplatz

Heute, 06:31 · Lesedauer 4 min

Österreichs Männern droht die zweite sieglose Weltcupsaison nacheinander in der Abfahrt. Beim Finale in Sun Valley gibt es nur noch eine Chance, das zu verhindern. Zudem gab es in diesem Winter keinen ÖSV-Stockerlplatz in der Königsdisziplin - wenn es dabei bleibt, wäre das eine Premiere in der Geschichte des Skiweltcups. "Das ist definitiv nicht der Anspruch für eine österreichische Speed-Mannschaft", sagte Vincent Kriechmayr, der hart mit sich ins Gericht ging.

In allen Disziplinen und saisonübergreifend sind die ÖSV-Männer bereits 38 Rennen ohne Sieg - eine Flaute von historischem Ausmaß. Und in keiner Sparte sind die Schützlinge von Cheftrainer Marko Pfeifer so weit weg vom obersten Treppchen wie in der Abfahrt. Darüber kann auch die Silbermedaille von Kriechmayr bei der Heim-WM in Saalbach nicht hinwegtäuschen.

In Kvitfjell war die ÖSV-Ausbeute am vergangenen Wochenende dürftig. In den beiden Abfahrten waren Kriechmayr bzw. Stefan Babinsky als beste Österreicher jeweils auf Rang neun zu finden, im Super-G fuhr Kriechmayr auf den fünften Platz. Wenn in Sun Valley in eineinhalb Wochen keine Trendumkehr folgt, gibt es eine historische Premiere. 1986/87 und 1987/88 blieb die ÖSV-Mannschaft bereits zweimal nacheinander ohne Sieg in der Abfahrt, doch eine Saison ohne Podiumsplatzierung in der Disziplin gab es noch nie.

Kriechmayr vermisst den Spaß

"Im Speedbereich, speziell in der Abfahrt, wissen wir, dass wir nachrüsten müssen, oder ein bisschen Geduld brauchen werden, bis wir wieder ganz vorne sind", meinte Pfeifer. Besonders schwierig ist die Situation für Kriechmayr, der in der Abfahrt erstmals seit der Saison 2016/17 noch ohne Podestplatz ist. "Es macht gerade nicht so viel Spaß, aber was soll ich tun. Ich versuche mein Bestes, aber das ist bei Weitem nicht gut genug", betonte der Routinier. "Ich muss schauen, dass ich da rauskomme. Ich versuche alles, ich bereite mich gewissenhaft vor. Ich versuche auch, viel Ski zu fahren, um wieder das Gefühl zu kriegen. Aber beim Rennen will es einfach nicht sein."

Seit zwei Jahren fahre er hinten nach, meinte der Oberösterreicher. "Es ist jetzt nicht so, dass ich nachgelassen hätte, aber es funktioniert halt gerade nicht. Aber das muss ich auch durchmachen. Es ist vielen anderen auch schon so gegangen. Von einer schlechten Saison lernt man mehr als von einer guten. Wobei, von der letzten habe ich nicht viel gelernt auf heuer", sagte er und lachte. Die starke WM-Abfahrt sei jedenfalls "eher ein positiver Ausreißer" gewesen.

Zeichen stehen auf Veränderung

Der Hoffnungsträger für die Zukunft ist Stefan Eichberger. Der 24-Jährige bestreitet seine erste volle Saison und lässt sein Potenzial meistens erkennen. Die Resultate von Babinsky seien "teilweise unter den Erwartungen", griff Pfeifer einen anderen Läufer heraus. Nächstes Jahr wird der ÖSV in der Abfahrt wohl nur acht Startplätze haben. Marco Schwarz steigt wieder ins Speedgeschehen ein, Raphael Haaser soll herangeführt werden. Wobei der Riesentorlauf-Weltmeister über seine Ambitionen sagte, dass er noch sehr viel Arbeit vor sich habe. "Es wird sicher einiges an Fokus auf die langen Kurven brauchen", konkretisierte Haaser - und sprach damit einen wunden Punkt an.

Denn der fehlende Trieb in langgezogenen Kurven ist ein seit Jahren bestehendes Problem. Das merkt man besonders auf Strecken wie in Kvitfjell oder auch Gröden. "Wenn ich wüsste, wieso es nicht geht, würde ich es anders machen. Es ist für mich halt schwierig, den Druck länger zu verteilen und nicht so kurz zu fahren wie im Super-G und im Riesenslalom. Ich brauche einfach noch einige Kilometer", sagte Haaser.

Dass es nach der Saison auch zu Veränderungen im Speedtrainerteam kommen wird, ist ÖSV-intern beschlossene Sache. Sepp Brunner wird als Gruppencoach aufhören, ihm soll eine prominente und erfahrene Persönlichkeit nachfolgen. Einer der Kandidaten ist der Salzburger Andreas Evers, früher Coach von u.a. Hermann Maier und Tina Weirather und aktuell noch bei den deutschen Männern. "Es laufen schon intensive Gespräche und ich hoffe, dass wir bis Sun Valley den Trainer fixiert haben", sagte Pfeifer. Nach der Saison soll intensiv diskutiert werden, wie die Gruppen neu zusammengestellt werden könnten.

Zusammenfassung
  • Österreichs Männer stehen vor der zweiten sieglosen Weltcupsaison in der Abfahrt, ohne einen einzigen Podiumsplatz, was eine historische Premiere wäre.
  • Vincent Kriechmayr erreichte in Kvitfjell nur Rang neun in der Abfahrt und Rang fünf im Super-G, was seine erste Saison ohne Podestplatz seit 2016/17 markiert.
  • Es sind Veränderungen im Trainerteam geplant, wobei Andreas Evers als möglicher Nachfolger für den scheidenden Coach Sepp Brunner gehandelt wird.