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Norbert Trawöger neuer "Artistic Director" der LIVA Linz

11. Apr. 2025 · Lesedauer 4 min

Der künstlerische Leiter des Brucknerorchesters Norbert Trawöger wird "Artistic Director" der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA). Die ebenso ausgeschriebene Stelle des "Exekutive Director" erhält Kai Liczewski, aktuell bei den Salzburger Festspielen für Finanzen und Informationsmanagement verantwortlich. Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) teilte Freitag mit, der einstimmigen Empfehlung der Findungskommission gefolgt zu sein. Das Duo tritt am 18. August den Dienst an.

Für die LIVA, zu der Brucknerhaus, Posthof, Kinderkulturzentrum Kuddelmuddel, TipsArena sowie die Sportparks Auwiesen, Lissfeld und Pichling gehören, "haben wir zwei herausragende Persönlichkeiten gesucht, die sich bestmöglich als Führungsteam ergänzen", sagte LIVA-Aufsichtsratsvorsitzender Meinhard Lukas in der Pressekonferenz. Die beiden künftigen Leiter hätten sich bisher noch nicht gekannt, bei einem ersten Treffen in dieser Woche sei aber gleich "der Funke übergesprungen", so Lukas. Daher rechnet er damit, "dass nun im Brucknerhaus und im Gesamtverbund der LIVA Großes und Neues entstehen" könne.

Trawöger, der erst 2024 die Intendanz der donauFESTWOCHEN im Strudengau übernommen hat, wird nach den heurigen Festspielen diese Aufgabe wieder abgeben. Zudem sei "völlig ausgeschlossen, dass der 53-Jährige mit Dienstantritt bei der LIVA noch künstlerischer Direktor des Bruckner Orchesters sei, wurde in der Pressekonferenz betont.

Liczewski, in München geboren, hat beim Salzburger Festspielfonds federführend die grundlegende Neuaufstellung von Rechnungswesen und Controlling gestellt. Lukas sieht in dem 39-Jährigen den "Fels in der Brandung" für den kaufmännischen Part der LIVA, er sei ein "Betriebswirt mit Liebe zum Sport und der Kultur".

Vertragsverhandlungen mit Blick auf Nebentätigkeiten

Zentraler Bestandteil der nun anlaufenden Vertragsverhandlungen werden auch die Nebenbeschäftigungen und die Anwesenheit im Haus sein, nicht zuletzt als Konsequenz zur Vorgeschichte, die zur Ausschreibung des neuen Leitungsteams geführt hat. Wegen der Brucknerhaus-Affäre um die geschobene Bestellung und Nebentätigkeiten des entlassenen künstlerischen Leiters - sie hatte im August 2024 auch zum Rücktritt von Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) geführt - war nicht nur diese Neubesetzung nötig geworden. In weiterer Folge wurde auch das Dienstverhältnis mit dem kaufmännischen Leiter einvernehmlich aufgelöst. Bei einem Kassasturz stieß Lukas noch auf ein Minus von 1,68 Millionen Euro, um eine drohende Bestandsgefährdung der LIVA zu verhindern, beschloss die Stadt einen Sonderzuschuss von bis zu 1,8 Millionen Euro.

58 Kandidaten hatten sich für beide Funktionen beworben, sieben waren Anfang der Woche in Linz zum Hearing geladen. Die auf Kultur- und Veranstaltungsbetriebe spezialisierte Personalberaterin Gundi Wentner hatte eine erste Bewertung für die Kommission getroffen, in der als stimmberechtigte Mitglieder Lukas selbst als Vorsitzender, der Finanzdirektor der Stadt Linz Christian Schmid und Kulturdirektor Julius Stieber als interne Mitglieder sowie der Geschäftsführer der Bundestheater Christian Kircher, die ehemalige Präsidentin der Salzburger Festspiele Helga Rabl-Stadler, FM4-Programmchefin Doroteja Gradistanac - besser bekannt als Dodo Roscic - und Dirigent Franz Welser-Möst als Experten saßen.

Interimsleiterin Möslinger soll weiter beraten

Konzertmanagerin Johanna Möslinger, die im November 2024 interimistisch die künstlerische Leitung übernommen hat, war auch unter den Bewerbern. Auch wenn die Wahl nicht auf sie gefallen ist, wird sie jedenfalls bis zum 15. September diese Funktion behalten, da sie heuer noch für Brucknerfest und Klangwolke verantwortlich ist. Danach werde sie für die LIVA noch beratend zur Verfügung stehen.

Die Grüne Frauenstadträtin Eva Schobesberger gratulierte den beiden Geschäftsführern und sicherte ihnen ihre Unterstützung zu, konnte allerdings "nicht verhehlen, dass es mich wütend macht, dass, nachdem eine Frau in so einer schwierigen Situation übernommen und aufgeräumt hat, dann wieder zwei Männer ein geordnetes Feld übernehmen dürfen."

FPÖ und ÖVP pochen auf Kontrolle

Stadtrat Michael Raml (FPÖ) will sich "ehestmöglich" mit der neuen Leitung über die "programmatische Gestaltung der Kulturangebote", die möglichst viele Linzer ansprechen solle, und die "finanzielle Stabilität der LIVA" unterhalten. "Auch wenn Kultur ihren Preis hat, darf sie kein Fass ohne Boden sein", sagte er. Zudem müssten die internen Kontrollmechanismen "grundlegend neu aufgestellt werden".

Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer (ÖVP) sah es als sehr positiv, "dass erstmals seit einem Jahrzehnt die Führungsspitze wieder mit zwei Vollzeitstellen besetzt und damit auch eine der wichtigsten Empfehlungen des Kontrollamts für die interne Kontrolle umgesetzt wird". Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) würdigte Trawöger als "absoluten Bruckner-Experten" sowie "exzellenten Musiker und Musik-Kenner". Daher schmerze es ihn, dass "wir ihn durch seinen Wechsel an die Spitze der LIVA als künstlerischen Leiter des Bruckner Orchesters verlieren - er hat genauso wie Chefdirigent Markus Poschner maßgeblich dazu beigetragen, dass das Orchester weit über die Grenzen Oberösterreichs und Österreichs hinaus gefragt und beliebt ist", meinte er.

Zusammenfassung
  • Norbert Trawöger wird am 18. August neuer 'Artistic Director' der LIVA Linz, während Kai Liczewski als 'Exekutive Director' startet.
  • Die Neubesetzung der LIVA-Leitung war notwendig, nachdem eine Affäre zur Auflösung der vorherigen Führung führte und ein Budgetminus von 1,68 Millionen Euro festgestellt wurde.
  • Ein Sonderzuschuss von bis zu 1,8 Millionen Euro wurde bewilligt, um die finanzielle Stabilität der LIVA zu sichern.
  • 58 Kandidaten bewarben sich um die Positionen, wobei die endgültige Entscheidung auf Empfehlung einer Findungskommission getroffen wurde.
  • Johanna Möslinger bleibt bis zum 15. September interimistisch künstlerische Leiterin und wird danach beratend tätig sein.