ÖFB-Team nach verpasstem Hinspielsieg in Belgrad gefordert
Für Kapitän Alaba dürften zwei Partien über die volle Distanz innerhalb von weniger als 72 Stunden nach seiner langen Verletzungspause noch zu viel sein. "Wir werden bei ihm wie bei Xaver Schlager keinem Spieler zu viel Spielzeit geben, weil das bedeutet, dass dann wiederum Verletzungsgefahr besteht", erklärte Teamchef Ralf Rangnick. "Da steht die Gesundheit des Spielers über allem. Wir werden niemanden übers Knie brechen und ins Rennen schicken, nur um irgendwie das Spiel zu gewinnen. Der Wettbewerb, der im Juni beginnt, hat schon nochmal Vorrang." Dann startet Österreich gegen Rumänien in die WM-Qualifikation.
Alaba hatte am Donnerstag gegen die Serben sein Länderspiel-Comeback nach 16 Monaten Pause gegeben. Der Real-Madrid-Star absolvierte dabei erst seine zweite Partie über 90 Minuten nach seiner schweren Knieverletzung. "Ich tendiere eher dazu - bei Xaver sowieso - ihn nicht von Anfang an zu bringen", sagte Rangnick. "Bei David ist es auch die Frage, ob es wirklich sinnvoll ist, ihn spielen zu lassen." Anstelle von Alaba dürfte der im Hinspiel nicht eingesetzte Routinier Gernot Trauner in der Innenverteidigung beginnen. Eine Rolle könnte bei dieser Entscheidung auch spielen, dass das Duell möglicherweise erst in der Verlängerung oder im Elfmeterschießen entschieden wird.
Wie lange Arnautovic Kraft hat, bleibt abzuwarten. Das Abschlusstraining am Samstag in Wien machte der 35-Jährige ebenso wie Phillipp Mwene nicht mit - laut ÖFB-Angaben aus Gründen der Belastungssteuerung. Beide arbeiteten im Stadioninnenraum. Rangnick hält beide für einsatzfähig. Allerdings hatte Arnautovic, bei Inter Mailand hauptsächlich als "Joker" im Einsatz, am Donnerstag erstmals seit vier Monaten eine Partie durchgespielt.
Eine "Panikattacke", von der Arnautovic in der Anfangsphase des Spiels nach Knie- und Bauchschmerzen berichtet hatte, wollte Rangnick nicht überbewerten. "Ich weiß nicht, ob er eine Panikattacke hatte. Mir gegenüber hat er gesagt, dass er Bauchschmerzen hatte. Dafür hat ihm der Doktor etwas gegeben, und danach war es ja auch wieder gut", sagte der Deutsche. Eher sei die Belastung ein Thema. "Man muss einfach schauen, ob er wieder ganz bei Kräften ist." Arnautovic könnte erneut als Doppelspitze mit Michael Gregoritsch aufgeboten werden. Die physische Verfassung spiele laut Rangnick aber eine entscheidende Rolle.
Ausfälle beim ÖFB-Team, Rückkehrer bei Serbien
Konrad Laimer rückt nach seiner abgesessenen Gelbsperre ins Team, Xaver Schlager kommt nach seiner Knie-OP höchstens für einen weiteren Kurzeinsatz infrage. Mit Christoph Baumgartner fällt ein wichtiger Offensivmann wegen seiner im Hinspiel erlittenen leichten Gehirnerschütterung aus. Auch Alexander Prass machte die Reise nach Belgrad nicht mit. Insgesamt neun Akteure stehen dem ÖFB-Team verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. Laut Rangnick hätten sieben davon "berechtigte Chancen" auf Startelfeinsätze gehabt.
Bei den Serben kehren die Abwehrstars Nikola Milenkovic und Strahinja Pavlovic, Salzburgs Aleksa Terzic und Flügelspieler Andrija Zivkovic nach Sperren zurück. Alle vier werden in der Startformation erwartet. Von der Stimmung im 55.000 fassenden Stadion Rajko Mitic wollen sich die von 350 Fans begleiteten Österreicher nicht einschüchtern lassen. "Dass hier eine außergewöhnliche Atmosphäre herrscht, wissen wir. Vor allem wenn es ganz voll ist", sagte Rangnick. Das dürfte am Sonntag aber bei weitem nicht der Fall sein.
Rangnick sieht kein Abschlussproblem
Schon im Hinspiel hatte die ÖFB-Auswahl deutlich mehr Ballbesitz, nutzte seine Chancen aber wie schon davor beim 1:1 daheim gegen Slowenien nicht. "Es ist nicht so, dass unsere Spieler dauerhaft an Ladehemmung leiden. Aber in den letzten zwei Spielen hat das Verhältnis zwischen Torchancen und Toren nicht gestimmt", gestand Rangnick. Sorgen mache er sich deswegen aber nicht. "Die Mannschaft hat in den letzten zwei bis zweieinhalb Jahren, seit ich da bin, schon in vielen Spielen gezeigt, dass sie auch in der Lage ist, viele Tore zu schießen."
Die Österreicher sind fünf Partien ungeschlagen. Von den vergangenen vier Auswärtsspielen haben sie aber nur eines gewonnen - im November in Kasachstan (2:0). Bei den Buchmachern ist das ÖFB-Team leichter Favorit. Rangnick gab sich zuversichtlich: "Wenn wir die gleiche Leistung und die gleiche Energie auf den Platz kriegen wie in Wien, wird es für Serbien auch im eigenen Stadion schwer. Aber das müssen wir erst einmal schaffen. Dann wird es sicherlich ein ganz, ganz enges und spannendes Spiel."
Bei einem Remis geht die Partie in die Verlängerung. Sollte es auch nach 120 Minuten keinen Sieger geben, würde ein Elfmeterschießen folgen. Es wäre das erste der Nationalteam-Geschichte in einem Pflichtspiel. Bisher haben die ÖFB-Männer nur bei freundschaftlichen Turnieren 2005 und 2007 sowie 1979 in der Olympia-Qualifikation Entscheidungen vom Punkt absolviert. 1979 in der Türkei (3:4 i.E.) waren aufgrund der Amateurbestimmungen nur Spieler ohne Profivertrag im Einsatz. Die Partie in Antalya gilt daher nicht als offizielles Länderspiel.
Zusammenfassung
- Österreichs Fußball-Nationalteam tritt am Sonntag um 18.00 Uhr in Belgrad gegen Serbien an, um sich einen Platz in der Liga A der Nations League zu sichern.
- David Alaba, nach 16 Monaten Verletzungspause zurück, und Marko Arnautovic, der bei Inter Mailand spielt, sind wichtige Spieler, deren Einsatz fraglich ist.
- Ralf Rangnick betont, dass die Gesundheit der Spieler Vorrang hat und niemand überlastet wird, auch wenn das Spiel in die Verlängerung geht.
- Das Hinspiel in Wien endete 1:1, trotz klarer Feldüberlegenheit der Österreicher, die ihre Chancen nicht optimal nutzten.
- Serbien verstärkt sich mit Rückkehrern nach Sperren, während Österreich auf neun verletzte Spieler verzichten muss.