Mikrodosierungen für NADA-Chef größte Schwierigkeit
"Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, dass Doping im absoluten Welt-Spitzensport eine hochkomplexe, diffizile Angelegenheit ist, die vom Trainingsrhythmus geplant werden muss", führte Cepic aus. Wer dopen will, habe einen Plan, und ein für ein paar Wochen ausgerufener Lockdown und die Annahme, dass in dieser Zeit kaum Kontrollen kommen werden, würde niemand spontan zum Anfangen bewegen. Auch wenn man es nicht ganz ausschließen könne.
Aber es gäbe ja auch den Athletenpass mit Blutprofil und Steroidprofil. "Da kannst du nicht drei, vier Wochen reinhauen und dann glauben, das fällt nicht auf. Und für den Standard, Mikrodosierungen und ein Gemisch an Substanzen brauchst du die Lieferkette, die im Lockdown schwierig sein wird." Es sei auch nicht so, dass man auf der Couch sitze und "spritze und schlucke", sondern es gehöre ein effektives Training dazu. Und das habe man im Lockdown auch nicht.
Teilweise wurden während des ersten Lockdowns weltweit gesehen die Kontrollen sogar eingestellt, auch in Deutschland vorrübergehend. "Das haben wird in Österreich nie gemacht. Wir haben es natürlich stark eingeschränkt, aber wir haben uns immer noch auf Verdachtsfälle und besonders kritische Fälle konzentriert." International gesehen wurde Ende Mai/Anfang Juni 2020 der Kontrollbetrieb wieder hochgefahren, in Österreich parallel mit Beginn des Trainingsbetriebes. Als im Herbst/Winter neuerlich ein Lockdown kam, sei man bei den Trainingskontrollen auf einem Niveau von 70 bis 80 Prozent gewesen, erklärte Cepic.
Die Grundsubstanz, in der man nach wie vor das meiste detektieren könne, sei der Urin, sagte Cepic. "Wichtig ist das Blut natürlich auch für den biologischen Passport. Aber 95 Prozent der Substanzen werden im Urin gefunden, da tritt alles konzentriert auf, das macht es leichter für die Analytik."
Ausgewertet werden die Proben von den Olympischen Spiele in einem Labor in Tokio, zuständig ist die Internationale Test-Agentur (ITA). Zusätzlich werden die Tests für Nachkontrollen auf lange Zeit eingelagert. "Das ist natürlich gut, weil sich die Analytik immer weiterentwickelt." Man sehe aber, dass sich die Klassiker wie Nandrolon halten. "Das überrascht mich nicht, weil es die wirksamsten sind."
Aber was es schwieriger mache, und das sei das russische Modell, sei die Mikrodosierung. "Ich mixe anabole Steroide und verwende jedes in der Form, dass es analytisch nur schwer oder kam nachweisbar ist, weil die Einzelsubstanz so gering ist. Aber der Mix selbst, der Cocktail, hat dieselbe Wirkung." Er gehe davon aus, dass in den darauffolgenden Jahren die Methoden so verfeinert werden, dass man wieder Sachen entdecke. Aber das nütze demjenigen, der Vierter oder Fünfter geworden ist und dann nachträglich aber Zweiter oder Dritter oder Olympiasieger werde, nichts. "Der Moment ist weg."
In Österreich entspreche das Testvolumen einem olympischen Jahr. Neu ist die Situation, dass innerhalb von sieben Monaten zwei Olympische Spiele stattfinden. "Von der Logistik und der Personalkapazität her ist ein olympisches Jahr schon relativ herausfordernd. Wir stoßen definitiv an die Kapazitätsgrenzen, was die Kontrollore angeht. Aber wir bekommen es hin." 2021 werde das Jahr mit den absolut meisten Kontrollen, die die NADA Austria je gemacht habe. Der Trainingsaufbau der Wintersportler vor den Spielen im Februar 2022 in Peking hat längst begonnen.
Zusammenfassung
- Michael Cepic kann sich "der Theorie nicht anschließen", dass es nach den Lockdowns und der Corona-Pandemie Doping-Spiele in Tokio geben werde.
- Der Geschäftsführer der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) erklärt, warum man mit Doping nicht einfach mal so im Lockdown beginnen könne und warum die Klassiker immer noch ein Renner sind.
- Der Trainingsaufbau der Wintersportler vor den Spielen im Februar 2022 in Peking hat längst begonnen.