Bericht
Signal-Gate: So gelangte ein Journalist in Kriegs-Chats
"Ich übernehme die volle Verantwortung", sagte der nationale Sicherheitsberater Mike Waltz nach Bekanntwerden der Chat-Panne. Er habe die Gruppe gegründet, in die "Atlantic"-Chefredakteur Jeffrey Goldberg Mitte März hinzugefügt wurde.
Der konnte dort Pläne über die bevorstehende US-Militäraktion im Jemen live mitlesen. Screenshots, die die Zeitung später veröffentlichte, zeigten etwa, dass Verteidigungsminister Pete Hegseth genau mitteilte, welche Flugzeuge eingesetzt werden würden und welches zeitliche Angriffsfenster zu nutzen sei.
Auf die Frage, wie es zu dieser Sicherheitspanne kommen konnte, ließ Waltz durchblicken, dass die Nummer des Journalisten möglicherweise in seinem Telefon gespeichert sei, weil er gedacht habe, es sei die Nummer von jemand anderem. Er kenne "The Atlantic"-Chefredakteur Goldberg nicht persönlich.
Brian Hughes oder Jeffrey Goldberg?
Das bestätigte nun ein Bericht des britischen "Guardian", der sich auf drei Insider bezieht. Doch damit es zu diesem Fehler kommen konnte, dürfte bereits Monate zuvor einiges schiefgegangen sein, wie eine interne Untersuchung des Weißen Hauses ergab.
Begonnen haben sollen die Fehler bereits während der Präsidentschaftskampagne 2024. Denn im vergangenen Oktober habe Goldberg dem Trump-Team eine E-Mail geschickt. Darin habe er dieses über einen Artikel informiert, in dem Trump für seine Haltung gegenüber verwundeten Veteranen kritisiert wurde. Das Trump-Team habe sich gegen diese Darstellung wehren wollen und dafür Waltz' Unterstützung beantragt, der schließlich ihr nationaler Sicherheitsbeauftragter war.
Laut drei Insidern wurde Goldbergs E-Mail an den damaligen Trump-Sprecher Brian Hughes weitergeleitet. Er habe den gesamten Inhalt der Mail - inklusive der Signatur mit Goldbergs Telefonnummer - kopiert und per Textnachricht an Waltz geschickt, um ihn zu informieren.
Waltz soll Goldberg nie angerufen haben, jedoch aber versehentlich seine Nummer in seinem Handy gespeichert haben. Nur nicht unter dem Namen Jeffrey Goldberg, sondern unter dem Kontakt von Brian Hughes, dem aktuellen Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates.
"Kontaktvorschlag-Aktualisierung"
Das Weiße Haus sprach davon, dass die Nummer während einer "Kontaktvorschlag-Aktualisierung" von Waltz' iPhone gespeichert worden sei. Dabei fügt der iPhone-Algorithmus eine zuvor unbekannte Nummer zu einem bestehenden Kontakt hinzu, wenn er feststellt, dass diese miteinander zu tun haben.
Bemerkt wurde der Fehler jedenfalls erst, als Waltz versuchte, Hughes dem Signal-Chat hinzuzufügen - dabei aber Goldbergs Nummer in die Gruppe packte.
Kannten sich Goldberg und Waltz?
Auf den aktuellen Bericht des "Guardian" äußerte sich das Weiße Haus bislang nicht. Waltz gab unmittelbar nach dem Vorfall an, er habe Goldberg nie getroffen oder mit ihm kommuniziert.
Goldberg selbst sagte gegenüber der Zeitung: "Ich werde mich nicht zu meiner Beziehung zu Mike Waltz äußern, außer zu sagen, dass ich ihn kenne und mit ihm gesprochen habe."
Trump erwog Entlassung
Wegen der Sicherheitspanne habe Trump auch kurzzeitig die Entlassung von Waltz erwogen. Laut "Guardian" soll der US-Präsident sich aber primär darüber geärgert haben, dass Waltz die Nummer des "Atlantic"-Chefredakteurs überhaupt hatte, schließlich verachte er die Zeitung.
Waltz konnte seinen Job aber behalten: Trump habe nicht gewollt, dass der "Atlantic" bzw. die Medien allgemein bereits wenige Wochen nach Beginn seiner zweiten Amtszeit die Entlassung eines hochrangigen Kabinettmitglieds "erzwingen" würden.
Zusammenfassung
- "Atlantic"-Chefredakteur Jeffrey Goldberg konnte live mitlesen, als hochrangige Trump-Minister geheime Kriegspläne per Signal teilten.
- Der Journalist war versehentlich in die Chat-Gruppe aufgenommen worden.
- Der Fehler sei monatelang im Entstehen gewesen, berichtet der britische "Guardian".
- Begonnen sollen die Fehler bereits während der Präsidentschaftskampagne 2024 haben.
- Denn im vergangenen Oktober habe Goldberg dem Trump-Team eine E-Mail geschickt.
- Trump-Sprecher Brian Hughes habe den gesamten Inhalt der Mail - inklusive der Signatur mit Goldbergs Telefonnummer - kopiert und per Textnachricht an Waltz geschickt.