Drei Optionen für Red Bull in Sachen F1-Motor
"Man muss alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, man muss für alle Möglichkeiten offen sein", beteuerte am Rande des Grand Prix der Eifel auf dem Nürburgring Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Bis Ende des Jahres will man eine Entscheidung über die neuen Aggregate getroffen haben. Das letzte Wort hat dabei freilich Red-Bull-Firmengründer Dietrich Mateschitz.
Mercedes schloss eine Motoren-Partnerschaft mit Red Bull schon einmal kategorisch aus. "Nein", antwortete Teamchef Toto Wolff auf eine entsprechende Frage. "Wir sind fast auf einem Stand, dass wir nicht mal für uns alle Power Units machen können, deshalb ist da keine Kapazität." Mercedes fährt mit eigenen Motoren, dazu erhalten noch das künftige Aston-Martin-Team und Hinterbänkler Williams Antriebe. Ab 2021 kommt noch McLaren dazu. "Das engt die Wahl auf aktuell zwei Ausstatter im Sport ein", stellte Horner klar.
Eine Option ist die Rückkehr zu Ferrari. Red Bull war 2006 Kunde der Italiener, ehe man zu Renault wechselte. AlphaTauri, das damals noch Toro Rosso hieß, hatte sogar von 2007 bis 2013 und 2016 Scuderia-Triebwerke im Heck. Aber für Ferrari gilt dasselbe wie für Mercedes: Warum sollte man einen direkten WM-Konkurrenten beliefern? "Es ist etwas, worüber wir uns allmählich Gedanken machen sollten", meinte Teamchef Mattia Binotto. "Ein Team wie Red Bull ist kein Standardkunde", bemerkte Horner. "Unsere Ziele sind extrem hoch, wir wollen Siege holen."
Bliebe noch eine Rückkehr zu Renault. Von 2010 bis 2013 hatten Red Bull und die Franzosen mit Sebastian Vettel alle WM-Titel abgeräumt. Der Übergang in die Hybrid-Ära misslang Renault jedoch, man trennte sich nach der Saison 2018 im Streit. "Renault ist jetzt eine andere Organisation als das letzte Mal, als sie uns beliefert haben. Sie haben einen neuen Vorstandschef (Luca de Meo; Anm.), der von der Formel 1 begeistert scheint."
Und die dritte Möglichkeit wären eigene Antriebe, die auf Basis des Honda-Triebwerks gebaut werden könnten. Eine Variante dafür wäre, dass Red Bull die Honda-Infrastruktur übernimmt und vom Know-how der Japaner profitiert. Es wäre ein kostspieliges Projekt. Honda-Rennchef Masashi Yamamoto zeigte sich jedoch gesprächsbereit, dem Team auch künftig helfen zu wollen.
Faktum ist, dass das Motoren-Reglement der Formel 1 für potenzielle Interessenten - sowohl Konzerne als auch private Produzenten - abschreckend wirkt. Zu kompliziert, zu teuer. Nach Informationen von "Auto, Motor und Sport" soll es deshalb nach dem Grand Prix in Portimao in Portugal in zwei Wochen eine Strategiesitzung der Teamchefs mit Weltverbandspräsident Jean Todt und Vertretern von Formel-1-Rechteinhaber Liberty Media geben.
Honda ist weg - Verstappen auch bald von Red Bull? Horner wies Spekulationen darüber zurück, dass der noch länger vertraglich gebundene 23-Jährige mithilfe einer motorbezogenen Klausel aussteigen könnte. Er wolle nicht über vertragliche Details reden, meinte aber, dass der Niederländer fix an das Team gebunden sei und nicht an einen Hersteller. "Er ist in derselben Situation wie wir und will auch künftig nicht ins Seifenkistenrennen einsteigen", scherzte der Brite.
Zusammenfassung
- Die Ausstiegsankündigung des japanischen Automobil-Fabrikanten Honda hat Red Bull und sein Schwesterteam AlphaTauri in der vergangenen Woche geschockt.