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Wahlkampffinale der ÖVP: Hoffen auf das "Fotofinish"

Die ÖVP startet in die letzten zwei Tage des Wahlkampfes. Die verbliebenen Stunden möchte man nützen, um den prognostizierten zweiten Platz doch noch in die Goldmedaille umzumünzen.

Die ÖVP lädt zum Presspoint ihres Wahlkampffinishes vor der Parteizentrale. Wer es durch die verregneten und verstopften Straßen der Bundeshauptstadt geschafft hat, drängt sich unter die Torbögen des Gebäudes, um nicht nass zu werden. Einige beherzte Wahlkampfhelfer:innen tragen einen Pavillon vor das Rednerpult, damit der Blick auf den Kanzler auch ohne aufgeweichte Kleidung möglich bleibt.

Mit Sorgen blickt man auf die Wahlkampfgeschenke, die heute und morgen noch verteilt werden sollen. Nass sollten die nicht unbedingt werden. Die Papiersackerl halten am Ende des Tages wohl weniger aus als die menschlichen Helfer. 

"Nicht Stimmung sondern Stimmen entscheiden"

Die ÖVP wittert zwei Tage vor dem Wahltag doch noch Siegesluft. Aussprechen würde es wohl kein Vertreter der Partei, doch die Hochwasser in Niederösterreich, könnten für die Partei in Wien durchaus ein Glücksfall sein - der Kanzler und die niederösterreichische Landeshauptfrau traten fast täglich auf, die Opposition war auf die Zuschauerbank verbannt. Dass sich jemand aus der ÖVP diese Situation herbeigesehnt hätte, wäre allerdings ein zynischer und haltloser Vorwurf. Wohl nicht ganz ohne Grund spricht der Bundeskanzler und Parteichef der ÖVP, Karl Nehammer, die Krisensituation gleich zu Beginn seiner rund fünfminütigen Rede an. Der Katastrophenfond sei aufgestockt worden, kurz vor der Wahl gibt es in sozial besonders dramatischen Fällen plötzlich bis zu 80 Prozent Entschädigung.
 

Die Krise und die EU-Wahl im Rücken, hat in der Volkspartei wohl nicht geahnte Motivationskräfte geweckt. Die FPÖ, die sich laut den Umfragen derzeit in der Rolle des Gejagten befindet, wolle man dieses Mal doch überholen. "44 Stunden sind es bis zur Wahl, jetzt geht es noch einmal um alles", so Parteichef Nehammer. Die Aufholjagd sei zum Überholmanöver geworden, meint Generalsekretär Christian Stocker.

Omnipräsenter Abwesender

Es scheint zur Strategie der Volkspartei zu gehören, möglichst viel über Herbert Kickl zu sprechen, ohne ihn namentlich zu erwähnen. Zukunft und Zuversicht würde Karl Nehammer bringen, so Stocker. Selbsternannte "Volkskanzler" wolle man hingegen nicht. Weniger strategische Filter gibt es hingegen bei den Wahlkampfhelfern selbst. "Er wird Kickl verhindern, weil er unser Kanzler ist. Was es sagt wird durchgezogen", meint ein junger Mann, der während des Gespräches mit PULS 24 versucht, ein Dutzend ÖVP-Luftballons unter Kontrolle zu bringen. 

Wählen ist wie ein Schachtel Pralinen oder ein Überraschungsei

Nach Bundeskanzler und Generalsekretär darf abschließend auch noch Angelika Berger kurz hinters Mikrofon. Sie leitet das sogenannte "Mobilisierungsteam" der Bundespartei und lässt mit einer Anekdote aufhorchen. Ein Bekannter hätte die Wahl mit einem Überraschungsei verglichen, man wisse nie, was nach dem Gang in die Wahlkabine am Ende wirklich rauskommen würde. Sie sehe das allerdings anders, weil sie wisse, dass die ÖVP am Sonntag als erste durchs Ziel gehen würde. Der höfliche Applaus für die Geschichte wird prompt von einem schwedischen Journalisten übertrumpft, der seine Frage mit den Worten "Guten Tag, ich meine Grüß Gott, Entschuldigung" einleitet.

Video: Satansbratan bewertet Wahlkampf

Abgerechnet wird zum Schluss

Für die paar Dutzend Wahlkampfhelfer, die sich heute durchs Wetter zur Parteizentrale vorgekämpft haben, geht es nach dem letzten Motivationsschub erneut hinaus ins verregnete Wien. Unter anderem will man beim Volkstheater und Schottentor noch einmal die verbliebenen Unentschlossenen überzeugen. Erste valide Zahlen, wie sich die wahlberechtigten Österreicher:innen entschieden haben, wird es am kommenden Sonntag kurz nach 17 Uhr in einer ersten Hochrechnung geben. PULS 24 wird von 6 Uhr morgens bis 24 Uhr berichten.

ribbon Zusammenfassung
  • Die ÖVP startet in die letzten zwei Tage des Wahlkampfes.
  • Die verbliebenen Stunden möchte man nützen, um den prognostizierten zweiten Platz doch noch in die Goldmedaille umzumünzen.