APA/DIETMAR MATHIS

Vorarlberg: Das schwarze Bundesland

Nur viermal verpasste die ÖVP die absolute Mehrheit im westlichsten Bundesland - die Wahlen selbst gewannen sie alle.

Die ÖVP dominierte die Vorarlberger Landtagswahlen seit 1945 stets, nur viermal verpasste die ÖVP die Absolute. Mit dem Urnengang 2014, als die NEOS erstmals den Sprung in den Landtag schafften, änderte sich das Bild: die ÖVP blieb zwar Nummer eins, brach aber stark ein und erholte sich 2019 nur leicht. Platz zwei gehörte jahrzehntelang der heute schwachen SPÖ, bevor die FPÖ sie überholte. Derzeit sind die Grünen, seit 1984 im Landesparlament vertreten, zweitstärkste Kraft.

ÖVP

Die ÖVP beherrscht die Landtagswahlen seit jeher, jahrzehntelang regierte die Volkspartei mit absoluter Stimmen- und Mandatsmehrheit. Mit Ausnahme von 1969 erzielte die ÖVP Ergebnisse von weit über 50 Prozent. Erst ab 1984, mit dem erstmaligen Antreten und Einzug der Grünen, kam die ÖVP nur mehr auf Resultate von knapp über 50 Prozent. 1994 ging erstmals die absolute Stimmenmehrheit (49,95 Prozent) verloren, 1999 mit 45,76 Prozent musste man sich auch von der Mandatsmehrheit verabschieden. Bis damals hatte die Volkspartei stets mindestens 20 der 36 Sitze (ab 1959, zuvor 26 Mandate) besetzt. 2004 und 2009 gab es ein Comeback für die ÖVP-Absolute, bevor der Urnengang von 2014 mit dem erstmaligen Antreten der NEOS eine Zäsur brachte: Die ÖVP stürzte auf 41,79 Prozent Stimmenanteil und 16 Mandate ab. 2019 brachte kaum Erholung, auch wenn die Volkspartei stimmenstärkste Partei blieb: Die ÖVP erzielte 43,53 Prozent und kam auf 17 Sitze.

Grüne

Die Grünen sind in Vorarlberg seit 2019 zweitstärkste Kraft. Sie liegen seit der Landtagswahl 2004 konstant über zehn Prozent Stimmenanteil. 2014 machten sie einen Sprung auf 17,14 Prozent und erreichten sechs Mandate. Dieses beste Ergebnis ihrer Geschichte konnten sie 2019 im Zuge der weltweit wachsenden Klimabewegung mit 18,89 Prozent und sieben Sitzen noch einmal toppen. 1984 war die Partei unter Kaspanaze Simma als erste Grün-Bewegung Österreichs in ein Landesparlament eingezogen und hatte dort auf Anhieb vier Sitze erobert. Dabei verwiesen die Grünen mit 13 Prozent Stimmenanteil die FPÖ auf Platz drei. Danach kam es jedoch aufgrund parteiinterner Streitigkeiten zu einem Einbruch: Die Grünen hielten sich 1989 mit 5,18 Prozent der Stimmen und zwei Mandaten zwar im Landtag, bei den Urnengängen 1994 und 1999 blieb man jedoch unter zehn Prozent, bevor dann 2004 der Aufschwung begann.

FPÖ

Die FPÖ war in Vorarlberg lange jene Partei, die der ÖVP am nächsten kam, allerdings mit deutlichem Respektabstand. Im Landtag sind die Freiheitlichen seit 1949 vertreten, von 1994 bis 2004 und 2009 als zweitstärkste Fraktion. Der bisherige Höhepunkt in der Geschichte der Partei war die Landtagswahl 1999. Mit dem späteren Vizekanzler Hubert Gorbach an der Spitze und einem Stimmenanteil von 27,41 Prozent beendete sie die Zeit der Absolutmehrheit der ÖVP. Nur fünf Jahre später erlebten die Freiheitlichen dann ihre bitterste Niederlage: Vor dem Hintergrund bundesparteilicher Querelen verloren sie in Vorarlberg knapp 14,5 Prozentpunkte. Mit 12,94 Prozent Wählerzustimmung konnte man von den elf Mandaten 1999 nur fünf halten. Schon 2009 erreichte die FPÖ aber wieder 25,12 Prozent der Stimmen und neun Mandate. Beim Urnengang 2014 blieb die Zahl der FPÖ-Sitze stabil, an Wählerstimmen büßten die Freiheitlichen 1,70 Prozentpunkte ein und kamen auf 23,42 Prozent. Dank der Ibiza-Affäre erlebte die FPÖ bei der Landtagswahl 2019 allerdings neuerlich ein Debakel: Sie stürzte um 9,5 Prozentpunkte auf 13,93 Prozent ab und lag damit auf Platz drei.

SPÖ

Bis 1989 war die SPÖ jahrzehntelang in Vorarlberg die zweitstärkste politische Kraft. Ihr Stimmenanteil lag meist zwischen 21 und fast 30 Prozent, auch wenn die SPÖ dabei nie über zehn Mandate kam. 1994 begann ein erster Abstieg, als die Sozialdemokraten erstmals unter die 20-Prozent-Marke rutschten. Sie kamen nur mehr auf 16,24 Prozent Stimmenanteil und fielen damit auf den dritten Platz hinter die FPÖ zurück. 2004 wurde die SPÖ zwar noch einmal Zweite, aber 2009 setzte sich der Abschwung fort: Mit 10,02 Prozent hielt sich die Partei nur knapp über der Zehn-Prozent-Marke, es blieb nur mehr der vierte Platz. Dabei ging es dann sogar noch tiefer, 2014 mussten die Sozialdemokraten neuerlich Verluste hinnehmen. Mit nur 8,77 Prozent der Wählerstimmen und drei Sitzen fielen sie erstmals in der Geschichte der Sozialdemokratie in Österreich unter die Schwelle von zehn Prozent. 2019 brachte nicht den erhofften Aufschwung: Mit 9,46 Prozent der Stimmen und vier Mandaten kam man neuerlich nicht über zehn Prozent.

NEOS

Die NEOS schafften 2014 bei ihrem ersten Antreten mit 6,89 Prozent und damit zwei Mandaten als fünfte Partei den Sprung in das Landesparlament. 2019 steigerten sich die NEOS noch einmal: Sie erreichten 8,51 Prozent der Stimmen und gewannen ein Mandat dazu. 1945 gehörten dem Vorarlberger Landtag lediglich ÖVP und SPÖ an, 1949 kam die FPÖ dazu. Bei diesem Dreier-Landtag blieb es bis zum Einzug der Grünen 1984.

Wie könnte das Ergebnis in Vorarlberg ausschauen?

ribbon Zusammenfassung
  • Die ÖVP dominierte die Vorarlberger Landtagswahlen seit 1945 stets, nur viermal verpasste die ÖVP die Absolute.
  • Mit dem Urnengang 2014, als die NEOS erstmals den Sprung in den Landtag schafften, änderte sich das Bild: die ÖVP blieb zwar Nummer eins, brach aber stark ein und erholte sich 2019 nur leicht.
  • Platz zwei gehörte jahrzehntelang der heute schwachen SPÖ, bevor die FPÖ sie überholte.
  • Derzeit sind die Grünen, seit 1984 im Landesparlament vertreten, zweitstärkste Kraft.