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Verzweifelte Suche: Über 900 Hitzetote bei Hadsch

Laut offiziellen Angaben sind 90 Personen beim Hadsch gestorben, ein Diplomat berichtet aber von allein 600 toten Ägyptern, dazu kommen Todesopfer aus Jordanien, Iran, Irak, Tunesien, Indonesien, dem Senegal und Indien. Angehörige suchen Spitäler verzweifelt nach vermissten Pilgern ab.

Fast 52 Grad hat es in Mekka und nahen heiligen Städten der Muslime, viele der Rituale werden unter freiem Himmel und zu Fuß vollzogen. Die Zahl der Hitzetoten steigt fast stündlich. 

Laut neuesten Angaben eines arabischen Diplomaten sind bereits mehr als 900 Personen tot, über 600 davon aus Ägypten. Auch Jordanien, der Iran, der Irak, Tunesien, Indonesien und der Senegal hatten in den vergangenen Tagen Todesopfer beim Hadsch gemeldet. Ein asiatischer Diplomat sprach von "etwa 68" verstorbenen indischen Pilgern.

Die Nachrichtenagentur AFP geht aktuell von 922 Toten aus. Zum Vergleich: Vergangenes Jahr sind 200 Personen gestorben, die meisten davon aus Indonesien.  

90 Todesopfer offiziell gezählt

Offiziellen Angaben zufolge wurden laut der Nachrichtenagentur dpa bisher nur 90 Todesopfer gezählt. Tunesiens staatliche Nachrichtenagentur TAP berichtete am Mittwoch, dass mindestens 35 tunesische Pilger ums Leben gekommen seien. Auch 11 iranische Bürger seien unter den Toten, wie die Nachrichtenagentur Tasnim berichtete.

Der Senegal bestätigte, dass drei seiner Bürger bei der Wallfahrt ums Leben kamen. Zuvor hatte das Außenministerium in Jordanien bereits bestätigt, dass auch 41 jordanische Pilger ums Leben gekommen seien.

Verzweifelte Suche

Mabrouka bint Salem Shoushana, eine Tunesiern Anfang 70, wird seit dem Aufstieg der Pilger auf den Berg Arafat am Samstag vermisst, wie ihr Mann Mohammed AFP sagte. Weil sie keine offizielle Erlaubnis für die Pilgerreise gehabt habe, habe sie keinen Zugang in die klimatisierten Räumlichkeiten gehabt, in denen sich die Pilger nach stundenlangem Beten in der prallen Sonne erholen können. Die Suche in allen Krankenhäusern habe bislang nichts gebracht.

Auch die 70-jährige Huria Scharif aus Ägypten wurde nach dem Gebet auf dem Berg Arafat vermisst gemeldet. "Wir haben an alle Türen geklopft, aber sie bislang nicht gefunden", erklärte eine Freundin der Pilgerin.

Fotos der Vermissten auf Facebook 

Andere Pilger-Angehörige suchten verzweifelt nach Informationen. In Online-Netzwerken wie Facebook wurden zahlreiche Fotos von vermissten Hadsch-Teilnehmern veröffentlicht. Die Suche nach Vermissten wird dadurch erschwert, dass viele Gläubige aus finanziellen Gründen ohne die offizielle Pilger-Lizenz am Hadsch teilnehmen und daher nicht von den saudiarabischen Behörden registriert wurden.

Vergangenes Jahr nahmen rund zwei Millionen Pilger an der Wallfahrt in Saudi-Arabien teil, die zu den fünf Grundpflichten des Islams gehört. Busse und Züge helfen bereits, die vielen Gläubigen zu den heiligen Stätten zu bringen, die großen Menschenmengen und große Hitze bedeuten für die Pilger und Ordnungskräfte aber trotzdem eine Herausforderung.

In den vergangenen Jahrzehnten kam es auch zu mehreren großen Tragödien mit jeweils Hunderten Todesopfern durch Gedränge.

Video: Tipps & Tricks für die Hitzewelle

ribbon Zusammenfassung
  • Wegen der extremen Hitze während der muslimischen Pilgerfahrt Hadsch in Saudi-Arabien sind neuen Diplomatenangaben zufolge mindestens 900 Pilger gestorben.
  • "Auch alle (neu bestätigten) Todesfälle sind auf die Hitze zurückzuführen", sagte ein arabischer Diplomat am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP.
  • Nach Temperaturen von bis zu 51,8 Grad Celsius zu Wochenbeginn hatten arabische Diplomaten am Dienstag von mehr als 300 gestorbenen ägyptischen Pilgern gesprochen.
  • Offiziellen Angaben zufolge wurden bisher nur 90 Todesopfer gezählt.