Trotz Lehrermangels: Im Osten beginnt die Schule

In Ostösterreich begann am Montag wieder die Schule. Um den Lehrermangel zu kompensieren, werden auch heuer Lehramt-Studierende, Quereinsteiger, Soldaten und Pensionisten als Ergänzung zu Pädagogen eingesetzt. Bildungsminister Martin Polaschek versicherte, dass mit diesen Maßnahmen jede Unterrichtsstunde gehalten werden kann.

Für rund 502.000 Schülerinnen und Schüler in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland beginnt am Montag das neue Unterrichtsjahr. Darunter sind auch rund 42.500 Taferlklassler, die erstmals in einem Klassenzimmer Platz nehmen. In den ersten Klassen der Volksschulen, AHS-Unterstufen und Mittelschulen gibt es heuer neue Lehrpläne. Weitere Neuerung: Die Pflegeschulen sind keine Schulversuche mehr, sondern Teil des Regelschulsystems.

In den restlichen Bundesländern beginnt das neue Schuljahr eine Woche später. Insgesamt wird es heuer 1,15 Mio. Schüler geben, davon sind 97.000 Taferlklassler.

Mangel an ausgebildeten Lehrkräften

In den vergangenen Wochen sind in Wien 1.500 Pädagog:innen neu angestellt worden. "Es ist ein Faktum, dass es in ganz Österreich einen Lehrermangel gibt", sagte auch Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS). Noch vor nicht allzu langer Zeit seien junge Menschen vom Bund davor gewarnt worden, den Beruf zu wählen, da man keinen Job bekommen werde. Somit sei der Mangel auch zum Teil auch hausgemacht, beklagte er.

Rein rechnerisch erscheint die Anzahl der in Wien nicht besetzte Posten nicht allzu hoch zu sein. Laut Wiederkehr fehlen im Pflichtschulbereich aktuell 31 Lehrer. Dies seien gerade 0,2 Prozent der rund 16.000 Lehrkräfte dieser Schulformen. Allerdings stehen auch viele Menschen in den Klassen, die über keine - oder zumindest noch keine abgeschlossene - pädagogische Ausbildung verfügen. In Wien sind dies etwa in diesem Schuljahr 100.

Wegen dem herrschenden Mangel an ausgebildeten Lehrkräftenwird wieder auf Lehramtsstudierende, Quereinsteiger, Überstunden sowie vereinzelt Pensionisten zurückgegriffen. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) hat allerdings versprochen, dass mit diesen Maßnahmen jede Unterrichtsstunde gehalten werden kann.

Quereinsteiger-Modell als Erfolg

Dabei habe sich das Modell der Quereinsteiger:innen als Erfolg erwiesen. Seit die Initiative des Bundesministeriums vergangenen Herbst gestartet wurde, hätten sich 3000 Interessent:innen gemeldet und dem Auswahlverfahren gestellt. Rund die Hälfte habe die entsprechende Zertifizierung erhalten: 600 Quereinsteiger:innen stehen in diesem Schuljahr in den Klassen. Lehramt-Studierende in höheren Semestern, Berufswechsler, Soldat:innen und Pensionist:innen werden als Ergänzung zu den Pädagog:innen eingesetzt.

Die Quereinsteiger werden von Mentoren begleitet und besuchen Weiterbildungen an der Pädagogischen Hochschule. Gesucht wird vor allem für die Fächer Mathematik, Chemie oder Physik. Lediglich bei den Fremdsprachen gibt es noch immer mehr Bewerber:innen als Jobs. Wiederkehr sprach sich auch dafür aus, den Quereinstieg in der Volksschule möglich zu machen. Dies sei vom Bildungsministerium derzeit aber nicht gewünscht, kritisierte der Stadtrat.

NEOS kritisieren "Bürokratiemonster"

Die NEOS haben den Schulstart im Osten Österreichs für eine Protestaktion vor dem Bildungsministerium genutzt. Sie forderten Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) zum Abbau der überbordenden Bürokratie in den Schulen auf. "Das Bürokratiemonster gehört eingefangen", sagte NEOS-Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger bei der Pressekonferenz Montagfrüh am Minoritenplatz. Mit einer Petition wollen die NEOS den Druck auf Polaschek erhöhen.

Angesichts der vielen Listen, Formulare und Protokolle, welche die Lehrkräfte besonders zum Schulbeginn ausfüllen müssten, bleibe kaum Zeit für ihren eigentlichen Job: das Unterrichten und die Zeit mit den Kindern, kritisierte Meinl-Reisinger. "Das Schlimmste an diesen Listen ist, sie landen meist in Ablagen", die Bürokratie sei damit zum Großteil ein Selbstzweck.

NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre warf dem Bildungsminister vor, lediglich "ein braver Verwalter" zu sein, aber keine Visionen zu haben. Nötig sei eine "echte Bildungsreform". Konkret fordern die NEOS von Polaschek in ihrer am Montag gestarteten Petition neben einer radikalen Entrümpelung der bürokratischen Vorschriften an Schulen eine raschere Digitalisierung mit einheitlichen digitalen Systemen und mehr Unterstützungspersonal für die Verwaltung in den Schulen.

ribbon Zusammenfassung
  • In Ostösterreich begann am Montag wieder die Schule.
  • Um den Lehrermangel zu kompensieren, werden auch heuer Lehramt-Studierende, Quereinsteiger, Soldaten und Pensionisten als Ergänzung zu Pädagogen eingesetzt.
  • Bildungsminister Martin Polaschek versicherte, dass mit diesen Maßnahmen jede Unterrichtsstunde gehalten werden kann.