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Tausende bei Nachtwache in Myanmar trotz Ausgangssperre

Trotz einer nächtlichen Ausgangssperre sind am Freitagabend (Ortszeit) in Myanmar zahlreiche Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Militärjunta zu protestieren. Im Viertel Hledan in der ehemaligen Hauptstadt Yangon (früher: Rangun) hätten sich Tausende Menschen mit Kerzen zu einer Nachtwache versammelt, berichteten die Zeitung "The Irrawaddy" und andere lokale Medien.

Viele hielten wieder Plakate in den Händen, auf denen sie die Freilassung der entmachteten und festgesetzten Regierungschefin Aung San Suu Kyi forderten. "Wir sind heute Nacht hier, um friedlich zu protestieren und für die Toten der Revolution nach dem Militärputsch zu beten", sagte der Demonstrant Nyi Min der Deutschen Presse-Agentur. "Wir wollen Gerechtigkeit und wir wollen Frieden, und wir werden eine solch grausame Diktatur in Myanmar niemals akzeptieren", so der 36-Jährige.

Auch in vielen anderen Teilen des südostasiatischen Landes fanden nach Einbruch der Dunkelheit Kundgebungen statt. Zunächst blieb es weitgehend friedlich.

Am Donnerstag waren nach Angaben von Bürgerrechtlern bei Protesten zwölf Menschen getötet worden. Der Hilfsorganisation für politische Gefangene AAPP zufolge sind damit mehr als 70 Menschen seit Beginn der Demonstrationen gegen den Militärputsch am 1. Mai ums Leben gekommen.

In der Hauptstadt Naypyidaw wurde am Donnerstag ein polnischer Journalist festgenommen. Robert Bociaga, der für die Nachrichtenagentur dpa in Myanmar tätig ist, sei am Donnerstag in Taunggyi, der Hauptstadt des Shan-Staats, von Soldaten inhaftiert worden, berichteten mehrere Medien und zahlreiche User in sozialen Netzwerken übereinstimmend. Das polnische Außenministerium bestätigte die Festnahme eines polnischen Journalisten.

In Myanmar gehen Sicherheitskräfte seit dem Putsch von Anfang Februar mit zunehmender Härte nicht nur gegen Demonstranten, sondern auch gegen Journalisten vor. Viele örtliche Journalisten wurden bereits festgenommen, zudem hatte die neue Militärführung vor wenigen Tagen mehreren wichtigen Medienunternehmen die Lizenz entzogen. Ausländer galten bisher aber als relativ sicher. Seit dem Umsturz war im Februar ein japanischer Journalist festgenommen worden, der aber nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuß kam.

Großbritannien riet seinen Bürgern zur Ausreise, wie das Außenministerium Freitagfrüh mitteilte. Südkorea stoppt indes eigenen Angaben zufolge als Antwort auf das gewaltsame Vorgehen der Militärjunta gegen Proteste in Myanmar den Export von Militärgütern in das südostasiatische Land. Auch kündigte das Außenministerium in Seoul an, die Ausfuhr von Gütern streng zu kontrollieren, die sowohl zivil als auch militärisch nutzbar sind. Der Austausch mit Myanmar im Verteidigungs- und Sicherheitsbereich werde ebenfalls ausgesetzt. Als weitere Maßnahme will Seoul jetzt zudem die Entwicklungshilfe für Myanmar überdenken.

ribbon Zusammenfassung
  • Trotz einer nächtlichen Ausgangssperre sind am Freitagabend in Myanmar zahlreiche Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Militärjunta zu protestieren.
  • Im Viertel Hledan in der ehemaligen Hauptstadt Yangon hätten sich Tausende Menschen mit Kerzen zu einer Nachtwache versammelt, berichteten die Zeitung "The Irrawaddy" und andere lokale Medien.
  • In der Hauptstadt Naypyidaw wurde am Donnerstag ein polnischer Journalist festgenommen.