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Gespräche über Sudan-Waffenruhe auch ohne Armee

Die Gespräche über eine Waffenruhe im Sudan sind nach den Worten des US-Sondergesandten Tom Perriello im Gange - obwohl bei den Verhandlungen in der Schweiz weiter eine Konfliktpartei fehlt. Die Vermittler seien täglich in Gesprächen mit "beiden Seiten in diesem Krieg", sagte Perriello am Freitag im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Die Gespräche finden unter Federführung der USA statt.

Von den beiden Konfliktparteien nimmt bisher nur die RSF-Miliz an den Treffen vor Ort in der Schweiz teil, nicht jedoch die sudanesische Armee. "Wir arbeiten am Telefon", erklärte Perriello am Freitag. Zwar sei es einfacher, die Verhandlungen persönlich zu führen. "Von der Weigerung, zu erscheinen, werden wir aber nicht aufgehalten", betonte der US-Sondergesandte im Sudan, der die Gespräche leitet.

Bei der humanitären Hilfe für die Menschen im Sudan gebe es in den Verhandlungen mit der RSF-Miliz bereits Bewegung. "Wir sehen jeden Tag Fortschritte, durch die mehr Menschen an mehr Nahrungsmittel und Medikamente kommen werden", sagte Perriello. "Aber wir haben noch so viel mehr zu tun - und es wäre einfacher, wenn die Armee auftauchen würde."

Der genaue Ort der seit Mittwoch laufenden Gespräche wurde aus Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben. Sie sollen maximal zehn Tage dauern. Beteiligt sind auch Vertreter Saudi-Arabiens und der Schweiz. Die Afrikanische Union (AU), Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate und die UNO sind als Beobachter dabei.

Im Sudan liefern sich die Armee von Militärherrscher Abdel Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohammed Hamdan Daglo seit April 2023 einen Machtkampf. Zehntausende Menschen wurden nach UNO-Angaben bei den Kämpfen getötet. Mehr als 10,7 Millionen Menschen wurden laut Internationaler Organisation für Migration (IOM) innerhalb des Landes vertrieben und 2,3 Millionen Menschen flohen in die Nachbarländer, etwa in den Tschad.

Die UNO hat wiederholt vor einer sich verschlimmernden humanitären Krise gewarnt. Die Gefahr einer Hungersnot ist laut der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) "immanent". Bei einem Massenscreening von 63.000 Kleinkindern und schwangeren Frauen in einem Vertriebenenlager in Nord-Darfur stellten Hilfsorganisation fest, dass knapp ein Drittel der Kleinkinder akut mangelernährt waren, acht Prozent in einem lebensgefährlichen Zustand, wie Ärzte ohne Grenzen gegenüber der APA erklärte. Laut dem Welternährungsprogramm (WFP) sind mehr als 25 Millionen Menschen von akutem Hunger bedroht, das ist gut die Hälfte der gesamten Bevölkerung. In den Kampfzonen und in abgelegenen Gebieten seien zudem nur noch 20 bis 30 Prozent der Gesundheitseinrichtungen in Betrieb.

Frühere Verhandlungen in Saudi-Arabien führten nicht zu einem Ende der Kämpfe. Ende Juli lud Washington die Armee und die Miliz zu Gesprächen über eine Waffenruhe in die Schweiz ein. In ersten Diskussionen zwischen den Konfliktparteien und einem UNO-Gesandten vom 11. bis 19. Juli in Genf hatten die Beteiligten bereits über humanitäre Hilfe und den Schutz von Zivilisten gesprochen.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Gespräche über eine Waffenruhe im Sudan finden in der Schweiz unter Federführung der USA statt, obwohl die sudanesische Armee nicht anwesend ist.
  • Seit Beginn der Kämpfe im April 2023 wurden zehntausende Menschen getötet, und mehr als 10,7 Millionen Menschen innerhalb des Landes vertrieben.
  • Mehr als 25 Millionen Menschen sind von akutem Hunger bedroht, und nur 20 bis 30 Prozent der Gesundheitseinrichtungen in den Kampfzonen sind in Betrieb.