Stocker: Kickl wird "Rendezvous mit der Realität" haben

Christian Stocker, bislang Generalsekretär und nunmehr designierter Parteichef der ÖVP, spricht in "Beide Seiten Live Spezial" über die Verhandlungen mit den Freiheitlichen und darüber, wie er seine verlorene Glaubwürdigkeit retten will.

Bei den Gesprächen mit der FPÖ am Freitag sei er nicht dabei gewesen, so Stocker. Das es überhaupt zu diesen gekommen ist, sei aus einer "Notwendigkeit" heraus entstanden, erklärt er im ersten großen Fernsehinterview als Bundesparteiobmann.

Er wisse, was er in der Vergangenheit über FPÖ-Chef Herbert Kickl und dessen Partei gemeint habe, schildert er gegenüber PULS 24 Moderatorin Gundula Geiginger. "Natürlich hat meine Glaubwürdigkeit gelitten und auch meine Reputation", gesteht Stocker ein. Auch das Vertrauen in die Volkspartei habe gelitten. Das sei kein Geheimnis.

Vieles von dem, was er zu Kickl gesagt habe, habe er aber auch zu SPÖ-Chef Andreas Babler gesagt. Eine Koalition mit dem derzeitigen FPÖ-Chef vorab auszuschließen, sei jedenfalls kein Fehler gewesen. Es habe gute Gründe gegeben - eine Dreier-Koalition scheiterte letztlich jedoch. Babler habe sich "leider aus der Gedankenwelt des Klassenkampfes nicht befreien können", bringt Stocker neuerlich die Schuldfrage aufs Tableau.

"Grundlagen" seien nicht verhandelbar

Nach der darauf folgenden Ankündigung, mit der FPÖ in Regierungsgespräche einzutreten, hab er auch innerhalb der eigenen Familie Diskussionen führen müssen. Er hoffe, dass es ihm auch über seine Familie hinaus gelingen wird, Vertrauen zurückzugewinnen.

Für die ÖVP gäbe es jedenfalls einige "Grundlagen", die nicht verhandelbar seien. Man sei etwa ein "verlässlicher Teil der Europäischen Union", so Stocker. "Daher verhandle ich auch nicht über einen Öxit." Auch bei den EU-Russlandsanktionen sei die Haltung klar.

Was die Vorstellung der FPÖ anbelangt, geltendem EU-Recht entgegen keine Asylanträge mehr anzunehmen, glaubt Stocker an ein "ein Rendezvous mit der Realität" für die Freiheitlichen. Wenn regiert wird, käme der "Reality Check". Dass es "außerhalb der Rechtsstaatlichkeit nicht geht für uns, ist klar", so Stocker.

Neben groben Unterschieden, was die die Einstellung zu Russland und der Europäischen Union angeht, gibt es bei ÖVP und FPÖ auch harmonische Momente. "Wenn Kickl nun sagt, dass er Steuern nicht erhöhen will, dann höre ich das sehr gerne", so Stocker im großen PULS 24 Interview. Mit den bisherigen Verhandlungspartnern habe man das "so nicht geschafft".

Neuwahl "leichterer Weg"

Eine Neuwahl "wäre für mich auch der leichtere Weg gewesen", räumt Stocker ein. "Persönlich bin ich unabhängig, ich muss nichts mehr werden, ich muss nichts erreichen, ich muss niemandem etwas beweisen. Das wäre der leichtere Weg - für uns alle vielleicht - gewesen."

"Aber ich bin mir sicher, dass es nicht der bessere Weg für Österreich gewesen wäre", so der neue ÖVP-Chef.

ribbon Zusammenfassung
  • Christian Stocker, bislang Generalsekretär und nunmehr designierter Parteichef der ÖVP, spricht in "Beide Seiten Live Spezial" über die Verhandlungen mit der FPÖ und wie er seine verlorene Glaubwürdigkeit retten will.
  • Er wisse, was er in der Vergangenheit über FPÖ-Chef Herbert Kickl und dessen Partei gemeint habe, schildert er gegenüber PULS 24 Moderatorin Gundula Geiginger.
  • "Natürlich hat meine Glaubwürdigkeit gelitten und auch meine Reputation", gesteht Stocker ein. Auch das Vertrauen in die Volkspartei habe gelitten.
  • In den Verhandlungen mit der FPÖ gäbe es nun gewisse "Grundlagen".