Mehr als 100 Tote bei Angriffen im Sudan befürchtet
Im Sudan liefern sich die Armee von Militärherrscher Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohammed Hamdan Daglo seit April 2023 einen blutigen Machtkampf. Die sudanesische Armee kontrolliert den Osten und Norden des Landes sowie seit März die Hauptstadt Khartum, während die RSF-Miliz fast die gesamte Region Darfur im Westen des Landes eingenommen hat und weite Teile des Südens kontrolliert.
Am Freitag griffen RSF-Kämpfer Al-Fashir, die Hauptstadt des Bundesstaates Nord-Darfur, und das nahe gelegene Flüchtlingslager Samsam mit schwerer Artillerie an, wie das örtliche Widerstandskomitee erklärte. Dabei wurden den Angaben zufolge 57 Zivilisten getötet, 32 in Al-Fashir und 25 in Samsam. Die sudanesische Armee erklärte am Samstag, allein in Al-Fashir seien 74 Zivilisten getötet und 17 weitere verletzt worden.
Bereits am Donnerstag war das ebenfalls in der Nähe von Al-Fashir gelegene Camp Abu Shuk von der RSF angegriffen worden. Nach Angaben von Rettungskräften wurden mindestens 15 Menschen getötet und 25 weitere verletzt.
Neun humanitäre Helfer getötet
Die sudanesische Organisation zum Schutz der Zivilbevölkerung erklärte am Samstag, unter den Toten in Samsam seien auch neun humanitäre Helfer, die in einem von einer internationalen Hilfsorganisation betriebenen Krankenhaus in dem Lager gearbeitet hätten. Die UNO-Nothilfekoordinatorin im Sudan, Clementine Nkweta-Salami, verurteilte die Tötung der Helfer. Es handle sich um "eine weitere tödliche und inakzeptable Eskalation in einer ganzen Reihe von brutalen Angriffen auf Vertriebene und humanitäre Helfer im Sudan seit Beginn dieses Konflikts vor fast zwei Jahren".
Al-Fashir ist die einzige Hauptstadt eines Bundesstaates in Darfur, die noch unter der Kontrolle der Armee steht. Dies macht sie zu einem wichtigen strategischen Ziel der RSF. In dem betroffenen Flüchtlingslager hatte die UNO im vergangenen Jahr eine Hungersnot festgestellt.
Zusammenfassung
- Im Sudan sind bei Angriffen der RSF-Miliz auf Al-Fashir und zwei nahe gelegene Flüchtlingslager mehr als 100 Menschen gestorben, darunter 20 Kinder.
- Die UNO wirft der RSF koordinierte Boden- und Luftangriffe vor, während die sudanesische Armee von 74 Toten allein in Al-Fashir berichtet.
- Neun humanitäre Helfer wurden in Samsam getötet, was von der UNO-Nothilfekoordinatorin als weitere Eskalation verurteilt wurde.