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SPÖ-Prammer gefühlt in Linzer Bürgermeisterstichwahl mit FPÖ

SPÖ-Bürgermeisterkandidat Dietmar Prammer will der Linzer Bevölkerung im Wahlkampf vor allem zeigen, wie er "tickt". Ein "40- oder 100-Punkte-Programm" für die Rumpflegislaturperiode von zweieinhalb Jahren hält er "für überzogen". Sein Einsatz gilt dem Mobilisieren der Wähler, die ihn in die Stichwahl bringen sollen. Gefühlt sieht er sich dann gegen FPÖ-Kandidat Michael Raml antreten. Wenn sich Migranten nicht an Regeln halten, will er "schärfer agieren".

Prammer, seit 2021 Planungsstadtrat, hatte sich zwar schon, wie er im Gespräch mit der APA sagte, mit Bürgermeister Klaus Luger auf eine vorzeitige Amtsübergabe verständigt. "Wahrscheinlich wäre sie im Jahr 2026 vonstatten gegangen", also ein Jahr vor der nächsten ordentlichen Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl. Wegen Lugers Rücktritt aufgrund der Brucknerhausaffäre wurde daraus völlig unerwartet 2024, nun ist der Stadtrat Linzer SPÖ-Chef und geschäftsführender Vizebürgermeister: "Mein Ziel ist es, am 12. Jänner selbstverständlich in die Stichwahl zu kommen und dann am 26. Jänner die Stichwahl zu gewinnen. Es wird sehr schwierig, dessen bin ich mir bewusst", auch die anderen Mitstreiter sehen diesmal angesichts des unrühmlichen Abgangs des roten Stadtoberhauptes und dessen anfangs wenig bekannten Ersatzes ihre Chancen. Prammers Gefühl nach lautet die finale Entscheidung er gegen Raml. Denn die Blauen seien nach den Wahlerfolgen im Bund und in der Steiermark "sehr motiviert". Dies merke er, "wenn ich mich mit den Funktionären unterhalte".

Um zu siegen, muss der 50-Jährige Vertrauen für die SPÖ zurück und Sympathien für sich neu gewinnen. Mit den klassischen Wahlplakaten habe "ich mein Gesicht und meinen Namen unter die Menschen" gebracht. Um eine "erste Hemmschwelle" abzubauen, wurde aus Dietmar auf den Plakaten der Didi, "der ich auch bisher eigentlich immer war. Der Dietmar war ich zu Hause immer dann, wenn ich was angestellt habe und das habe ich nicht vor", menschelt es bei ihm. Nun wolle er allen vermitteln, "wie tickt denn der Didi Prammer". Dazu werde es ab Neujahr noch viele Hausbesuche geben, kündigte er an. Die "große Herausforderung" sieht er darin, "die Menschen zur Wahl zu bringen, vor allem die, von denen wir ausgehen, dass sie mich wählen", begründete er die Notwendigkeit direkter Kontakte mit den Wählern für diese Persönlichkeitswahl.

"Ich versuche verbindender zu sein. Mehr als Teamplayer zu agieren", auch über Parteigrenzen hinaus. "Ich will nicht meine Einzelmeinung anderen aufdrücken", umriss er im Interview sein Amtsverständnis, wohl auch als Abgrenzung zu Luger. Dazu zählt ebenso, dass Prammer sich mit Altbürgermeister Franz Dobusch, mit dem sich Luger überworfen hat, "in regelmäßigen Abständen austauscht. Wir besprechen das eine oder andere Thema, auch aus der Vergangenheit."

Prammer will den seiner Ansicht nach "erfolgreichen" roten Weg der Stadt - seit 1945 wird sie von SPÖ-Bürgermeistern regiert - "für ein sicheres, soziales und leistbares Linz" weitergehen. Dazu müsse in einem Punkt nachgeschärft werden: Beim Thema Migration fehlte ihm lange Zeit eine klare Positionierung seiner Partei. Er dachte vor allem an Jugendgruppen, "meist junge Männer in Österreich, die teilweise auch auf unserer Nase herumtanzen und sich nicht an unsere Regeln halten. Da hätten wir sagen müssen: Das geht so nicht. Nach einer ersten Verwarnung muss es Konsequenzen geben". Dazu gehöre für ihn die Rückführung. Grundsätzlich "müssen wir schärfer agieren", betonte er, auch um "Integrationswillige zu schützen, die am meisten darunter leiden, wenn sie schief angeschaut werden oder in einen Topf geschmissen werden mit jenen, die sich nicht an die Spielregeln halten."

Einen Meinungsschwenk hat er inzwischen auch vollzogen. Er will die neue Digital-Uni IT:U jetzt auf dem Gelände der PostCity beim Hauptbahnhof und nicht mehr auf der grünen Wiese neben der Johannes Kepler Uni sehen.

Im Gegensatz zu seinen Mitbewerbern Raml und Martin Hajart (ÖVP), die mit "Mein Plan für Linz" bzw. "Stadt-Plan für ein besseres Linz" Maßnahmenkataloge vorgelegt haben, hat sich der SPÖ-Kandidat nur einige Arbeitsschwerpunkte gesetzt. Neben Ausbau des sozialen Wohnbaus und Sicherheit im öffentlichen Raum durch zusätzliche Polizisten gehören dazu Verbesserungen im Gesundheits- und Pflegebereich, das Thema Bildung sowie Erhalt der Arbeitsplätze in der Industrie durch Transformation. "Ich könnte jetzt auch hergehen und alle Ideen, die wir so die letzten Jahre gehabt haben, noch einmal mit einem neuen Mascherl versehen und sagen, so das ist jetzt unser, das ist mein Plan. Wir haben aber gesagt, wir sind mitten in einer Legislaturperiode", in der die SPÖ mit ihrem Wahlprogramm 2021 die relative Mehrheit im Gemeinderat erzielt hat. Am 12. Jänner gehe es jedoch um den Bürgermeister. "Ein 40-Punkte oder 100-Punkte-Programm für die nächsten zweieinhalb Jahre. Also das halte ich für überzogen."

Zur Person: Dietmar Prammer wurde am 9. September 1974 in Linz geboren und befindet sich in einer Lebensgemeinschaft. Er studierte an der Johannes Kepler Universität (JKU) Jus und absolvierte das Masterstudium General Management an der Hamburger Fern-Hochschule. Er war für die Oberösterreichische Landesregierung tätig, u.a. im Büro von SPÖ-Landesrätin Birgit Gerstorfer. Seit 2021 ist er in Linz Stadtrat für Liegenschaften, Bau und Stadtplanung, Wohnbau und Schulen. Für die SPÖ engagierte er sich in Linz früh. Er war Politischer Sekretär für die SPÖ-nahe Aktion Kritischer Schüler und für die Sozialistische Jugend, später Geschäftsführer der Initiative Kritischer Studenten an der JKU. 2017 zog er in den Gemeinderat ein.

ribbon Zusammenfassung
  • Dietmar Prammer, geboren am 9. September 1974, ist SPÖ-Bürgermeisterkandidat in Linz und will im Wahlkampf seine Persönlichkeit betonen.
  • Die Stichwahl, die am 12. und 26. Januar stattfindet, sieht Prammer gegen den FPÖ-Kandidaten Michael Raml.
  • Prammer setzt auf direkte Wählerkontakte, um Vertrauen und Sympathien zu gewinnen, und hat sich gegen ein umfangreiches Wahlprogramm entschieden.
  • Er will den roten Weg der Stadt Linz, die seit 1945 von SPÖ-Bürgermeistern regiert wird, fortsetzen und fordert eine schärfere Migrationspolitik.
  • Prammer hat seine Meinung zur Standortwahl der neuen Digital-Uni geändert und favorisiert jetzt das Gelände der PostCity beim Hauptbahnhof.