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Vierte Nacht in Folge Schüsse in Kaschmir

Heute, 07:10 · Lesedauer 3 min

Die verschärften Spannungen im Kaschmir-Konflikt zwischen Indien und Pakistan halten an. Die indische Armee erklärte am Montag, sie habe die vierte Nacht in Folge auf "unprovozierten" Beschuss aus Kleinwaffen von mehreren pakistanischen Armeeposten entlang der 740 Kilometer langen De-facto-Grenze zwischen den indischen und pakistanischen Gebieten in der Himalaya-Region reagiert. Opfer wurden keine gemeldet.

Neu-Delhi erklärte, die indischen Streitkräfte hätten "schnell und wirksam" reagiert. Die örtliche indische Polizei teilte zudem mit, dass bei der Suche nach Extremisten rund 500 Menschen zur Befragung festgenommen worden seien. Etwa 1.000 Häuser sowie einige Waldgebiete seien durchsucht worden. Die Regionalverwaltung mahnte ein umsichtiges Vorgehen der Sicherheitsbehörden an. Es dürften keine Unschuldigen zu Schaden kommen.

Bereits in den vergangenen Tagen gab es Schüsse an der Grenze, nachdem der Konflikt um Kaschmir durch einen Anschlag am Dienstag wiederaufgeflammt war. Dabei wurden 26 Touristen von Angreifern gezielt getötet. Indien sprach von muslimischen Terroristen mit pakistanischen Verbindungen. Die Regierung in Islamabad bestreitet eine Verwicklung.

Beide Seiten ergriffen bereits mehrere Maßnahmen, die die Lage verschärften. So setzte Indien den Indus-Wasservertrag mit dem Nachbarland aus, während Pakistan seinen Luftraum für indische Fluggesellschaften sperrte. Zudem sollen bis zum morgigen Dienstag alle pakistanischen Staatsbürger Indien verlassen. Die Regierung in Islamabad erklärte ihrerseits mehrere indische Diplomaten zu unerwünschten Personen, die das Land "sofort" verlassen müssten. Außerdem sollen alle Visa für indische Staatsbürger mit Ausnahme von Sikh-Pilgern annulliert werden, die Grenze soll geschlossen und der Handel ausgesetzt werden, wie das Büro von Regierungschef Shehbaz Sharif weiter mitteilte. Das mehrheitlich hinduistische Indien beschuldigt Pakistan seit Jahrzehnten, Terrorismus in Kaschmir zu finanzieren und zu fördern.

China, das ebenfalls Anspruch auf Regionen im Nordosten von Kaschmir erhebt, forderte Indien und Pakistan zu Zurückhaltung auf. Als Nachbar beider Länder verfolge man die Lage aufmerksam, sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Montag. China begrüße alle Maßnahmen, die zur Beruhigung der Situation beitragen könnten.

Experten schließen angesichts der jüngsten Spannungen eine militärische Eskalation nicht aus. Die Vereinten Nationen riefen beide Seiten zu "größtmöglicher Zurückhaltung" auf.

Die Region Kaschmir im Himalaya, die mehrheitlich von Muslimen bewohnt wird, ist seit der Unabhängigkeit und Trennung Indiens und Pakistans im Jahr 1947 geteilt. Beide Länder beanspruchen das Gebiet vollständig für sich und haben bereits zwei Kriege um die Kontrolle der Bergregion geführt.

Zusammenfassung
  • Die indische Armee meldete vier Nächte in Folge Schusswechsel an der 740 Kilometer langen Grenze zu Pakistan in Kaschmir, ohne dass Opfer zu beklagen sind.
  • Nach einem Anschlag, bei dem 26 Touristen getötet wurden, verschärften sich die Spannungen: Indien setzte den Indus-Wasservertrag aus, während Pakistan den Luftraum für indische Fluggesellschaften sperrte.
  • Die Vereinten Nationen und China forderten beide Länder zu Zurückhaltung auf, während Experten eine militärische Eskalation nicht ausschließen.