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Selenskyj hofft auf offene Grenzen Ukraines zu Polen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hofft auf offene Grenzen zwischen Polen und der Ukraine. In den ersten Tagen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hätten die grenznahen Orte in Polen "ihre Türen geöffnet, und es gab keine Grenzen zwischen uns", sagte Selenskyj am Mittwoch bei einem Treffen mit seinem polnischen Kollegen Andrzej Duda in Warschau. Polen hat nach Angaben Dudas inzwischen acht Kampfjets vom Typ MiG-29 an die Ukraine geliefert.

Selenskyj sieht das enge polnisch-ukrainische Bündnis als Eckstein bei der Befreiung der Länder Osteuropas vom russischem Imperialismus. Das sagte er am Mittwochabend in einer Rede am Warschauer Königsschloss. "Wenn wir mit Euch zusammen frei sind, ist das die Garantie, dass die Freiheit stark sein wird bei allen unseren Nachbarländern, den Nachbarn der Europäischen Union - Rumänien, der Slowakei, Litauen und anderen Ländern des Baltikums", sagte Selenskyj. "Alle sind stärker, wenn wir frei sind."

Und er fügte hinzu: "Wenn wir frei sind, ist das die Garantie, dass die Freiheit sich auch in Moldau behauptet und Georgien nicht verlässt und unbedingt nach Belarus kommt." In Georgien im Südkaukasus hatte es zuletzt Proteste gegen die Regierung gegeben, die eine Gängelung der Zivilgesellschaft wie in Russland einführen wollte. Belarus ist unter Staatschef Alexander Lukaschenko eng mit Moskau verbündet und in den Angriffskrieg gegen die Ukraine eingebunden.

Bei seinem Treffen mit Duda im Laufe des Tages betonte Selenskyj, sein Besuch in Polen sei der Anfang dafür, dass es in Zukunft keine Grenzen mehr zwischen den Nachbarländern geben werde. "Keinerlei Grenzen in politischer, wirtschaftlicher und - besonders wichtig - in historischer Hinsicht", betonte der 45-Jährige im Hinblick auf die schwierige ukrainisch-polnische Vergangenheit. Selenskyj dankte seinem Amtskollegen und den Polen für die gewährte Hilfe "auf dem schwierigen Weg zu unserem Sieg". Ukrainische Flüchtlinge könnten sich dank der Menschen in Polen in ihrem Nachbarland "wie zu Hause fühlen" und seien nicht nur Gäste.

Duda erklärte, dass vier Kampfjets Kiew "im Verlauf der vergangenen Monate" überlassen worden seien. Vier weitere MiG-29 seien dem von Russland angegriffenen Nachbarland "kürzlich" geliefert worden. Darüber hinaus würden derzeit noch sechs MiG-29 für die Übergabe vorbereitet.

Weitere MiG-29 blieben vorerst noch im Dienst der polnischen Streitkräfte, sagte Duda. Erst wenn sie sukzessive durch moderne Kampfjets ersetzt würden, die Polen bereits in Südkorea und den USA bestellt habe, könnten auch diese Maschinen der Ukraine überlassen werden. Außer Polen hat bereits die Slowakei vier MiG-29 an Kiew abgegeben. Duda betonte darüber hinaus, dass Polen bemüht sei, beim NATO-Gipfel weitere Sicherheitsgarantien für die Ukraine zu bekommen.

Duda verlieh Selenskyj die höchste Auszeichnung des Landes, den Orden des Weißen Adlers. Er erhalte den Orden für seine Verdienste um die Vertiefung der polnisch-ukrainischen Beziehungen, seinen Einsatz für die Sicherheit sowie für die Verteidigung der Menschenrechte, sagte Duda in seiner Würdigung.

Selenskyj und Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki unterzeichneten einen Vorvertrag über den Kauf neuer polnischer Radschützenpanzer. "Wir wissen, wie wichtig die Freiheit ist, und deshalb unterstützen wir die kämpfenden ukrainischen Soldaten", sagte Morawiecki, nachdem er gemeinsam mit Selenskyj drei der Radschützenpanzer vom Typ KTO Rosomak hinter dem polnischen Regierungsgebäude inspiziert hatte. Morawiecki hatte vor ein paar Tagen angekündigt, dass die Ukraine hundert Radschützenpanzer bestellen wolle. Der Auftrag wird demnach mit EU-Geldern für Polen und US-amerikanischen Hilfen für die Ukraine finanziert.

Polen und die Ukraine wollen das Problem eines Überangebots von günstigem ukrainischem Getreide auf dem polnischen Markt gemeinsam lösen. Das sagten Morawiecki und Selenskyj, ohne Details zu nennen. In Polen bereite diese Frage "heftige Kopfschmerzen", so der polnische Regierungschef. "Wir haben auch darüber gesprochen, haben uns gegenseitig gewisse Lösungen vorgeschlagen, die schnell auf den Weg gebracht werden müssen."

Selenskyj ist seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 bisher nur sehr selten ins Ausland gereist. Im Februar hatte er London, Paris und Brüssel besucht. Die erste Reise hatte ihn im Dezember nach Polen und in die USA geführt.

Polen hat nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) rund 1,6 Millionen Kriegsflüchtlinge aus der benachbarten Ukraine aufgenommen, so viel wie kein anderes Land der Welt. Ein Großteil der Unterstützung für die Geflüchteten wird dabei seit den ersten Kriegstagen von Bürgerinitiativen und Privatpersonen getragen.

ribbon Zusammenfassung
  • Polen hat nach Angaben Dudas inzwischen acht Kampfjets vom Typ MiG-29 an die Ukraine geliefert.
  • Weitere MiG-29 blieben vorerst noch im Dienst der polnischen Streitkräfte, sagte Duda.