APA/APA/KATHPRESS/JOSEF KUSS

Schwache Wahlbeteiligung für Bischöfe beunruhigend

Die heimische römisch-katholische Kirche ist angesichts der schwachen Beteiligung an der Wahl zum Europaparlament beunruhigt. Der Rückgang auf 56,25 sollte "ein Weckruf für alle politisch Verantwortlichen im Land sein", heißt es in einer Erklärung der Bischofskonferenz nach deren Sommervollversammlung im steirischen Mariazell. Eine Wahlempfehlung hatten die Bischöfe nicht abgegeben, sie warnen allerdings auch vor der Nationalratswahl vor der Überschreitung "roter Linien".

"Wo es zu gravierenden Verstößen gegen die Fundamente für ein friedliches Zusammenleben kommt, treten auch die Bischöfe ganz konkret dagegen auf, was immer wieder geschehen ist", heißt es in der Erklärung. Rote Linien würden etwa überschritten in Fällen von Antisemitismus, wenn die Religionsfreiheit verletzt wird oder "wenn das Leben von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende nicht ausreichend geschützt wird".

Allen politischen Kräften müsse es in erster Linie darum gehen, das Vertrauen in die demokratische Grundordnung zu stärken. "Vor diesem Hintergrund plädieren wir Bischöfe an alle wahlwerbenden Parteien für einen respektvollen Umgang, faktenbasierte Diskussionen und die Vermeidung populistischer Kommunikationsstrategien." Es brauche unter anderem eine sachliche, faktenbasierte Argumentation statt reiner Polemik, unbelegter Behauptungen sowie irreführender Informationen.

Neben dieser "Nagelprobe" für die Parteien, wie es in der Erklärung heiß, beschäftigten sich die Bischöfe in ihrer Vollversammlung auch mit der innerkirchlichen Demokratie in Form des synodalen Prozesses. Mitte Mai war der Österreich-Bericht an den Vatikan übermittelt worden. Als prioritäre Themen wurden unter anderem die Stellung der Frau in der Kirche, die missionarische Ausrichtung sowie mehr innerkirchliche Partizipation genannt.

"Der Bericht ist eine Frucht von monatelanger Beschäftigung", kommentierte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, das Dokument. Von Überraschungen will er dabei nicht sprechen. Unter anderem wird darin der Zölibat in seiner derzeitigen Form zumindest hinterfragt. "Das ist respektvoll hinzunehmen", so Lackner zu den Ergebnissen im Bericht, der nicht als Forderungskatalog missverstanden werden dürfe.

"Es gelingt uns nicht, diesen Glauben in die heutige Zeit weiterzugeben", meinte Lackner zum im Bericht manifestierten Wunsch vieler Mitglieder nach einer missionarischen Ausrichtung der römisch-katholischen Kirche. Zur zuletzt in Wien diskutierten Forderung von NEOS-Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr, den Religionsunterricht durch ein Fach "Demokratie" zu ersetzen, meinte der Erzbischof: "Die Wertediskussion ganz ohne Religion zu führen ist schwierig."

ribbon Zusammenfassung
  • Die römisch-katholische Kirche in Österreich zeigt sich besorgt über die niedrige Wahlbeteiligung von 56,25 Prozent bei der Europaparlamentswahl und sieht darin einen Weckruf für die politischen Verantwortlichen.
  • Die Bischöfe warnen vor der Überschreitung 'roter Linien' bei der Nationalratswahl und fordern einen respektvollen Umgang sowie faktenbasierte Diskussionen von den Parteien.
  • In ihrer Sommervollversammlung beschäftigten sich die Bischöfe auch mit der innerkirchlichen Demokratie und dem synodalen Prozess, wobei der Österreich-Bericht an den Vatikan Mitte Mai übermittelt wurde.