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Österreich spendete 98 Millionen Euro für die Ukraine

Von einem Einsatz, den es so "noch nie gegeben" habe, hat am Mittwoch in Wien Rot-Kreuz-Generalsekretär Michael Opriesnig über die Hilfsaktion "Nachbar in Not - Hilfe für die Ukraine" gesprochen: Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 haben die Österreicherinnen und Österreicher 56 Mio. Euro gespendet. Da die Bundesregierung bis Ostern 2022 alle Spenden mit Mitteln aus dem Auslandskatastrophenfonds verdoppelte, ergibt sich eine Summe von 98 Mio. Euro.

Größenordnung und Dauer seien einzigartig, so Opriesnig im Bilanz-Pressegespräch der "Nachbar in Not - Hilfe für die Ukraine"-Aktion. Diese ist noch am Tag des Angriffs angelaufen. Derzeit würden 59 Hilfsprojekte in der Ukraine und deren Nachbarländer Polen, Rumänien und der Republik Moldau finanziert.

Auch der Auslandshilfegeneralsekretär der Caritas Österreich, Andreas Knapp, zeigte sich von der Spendenbereitschaft der Österreicherinnen und Österreicher begeistert. "Wir brauchen aber den berühmten langen Atem", sagte er. Die Hilfe müsse andauern. "Wenn wir jetzt aufhören, würde vieles zusammenbrechen."

Besonders dramatisch ist laut Knapp die Lage für zwei "vulnerable Gruppen": Ältere und Kinder. Pflegebedürftige Menschen seien zum Teil noch in umkämpften Gebieten, soweit wie möglich kümmerten sich mobile Pflegerinnen und Pfleger. Etliche ältere Menschen - "bei uns wäre das die rüstige Rentnergeneration" - seien allein, "die Söhne im Krieg, die Töchter mit ihren Kindern ins Ausland geflohen". Ihre Gärten, die auch der Selbstversorgung dienten, könnten oft nicht mehr gepflegt werden.

Für Kinder habe man in sicherer Umgebung Räume geschaffen, "wo Kinder Kinder sein können", so Knapp. Hier würden auch besonders starke Traumatisierungen möglichst frühzeitig erkannt.

Die Einsatzbereiche der Hilfsgelder umfassen sowohl die lebensnotwendige Grundversorgung als auch die Finanzierung von Fachleuten für spezielle Situationen wie zum Beispiel Wasserspezialisten, die nach dem Bruch des Kachowka-Staudammes im Juni zum Einsatz kamen. Insgesamt wurden laut "Nachbar in Not" bisher 495.000 Menschen mit Hygienepaketen unterstützt und 385.000 mit Lebensmitteln und Wasser. Außerdem seien 210.000 Plätze in Notunterkünften bereitgestellt worden. 305.000 Menschen erhielten psychosoziale Hilfe.

Durch die Spenden der Österreicherinnen und Österreicher könne auch Brennmaterial besonders für den Winter zur Verfügung gestellt werden, sagte Knapp weiter und verwies auf verminte Wälder, die es den Menschen unmöglich machen würden, Holz zu sammeln. Ein Fokus werde auch auf die Reparatur von Dächern und Fenstern gelegt, um bereits jetzt die kommenden Wintertage vorzubereiten. Die Regierung in Kiew spreche von nur noch 65 Prozent intakter Infrastruktur, welche auch zentrale Wärmekraftwerke umfasse, auf die sich die ukrainische Bevölkerung verlassen könne.

Wichtig für die Menschen vor Ort sei auch die von "Nachbar in Not" initiierte Bargeldhilfe. "Viele Menschen haben ihre Arbeit verloren und daher keine Einkünfte. Darum setzen wir auf 'chash assistance', damit Menschen selbst entscheiden können, was sie kaufen. Das hilft auch der Wirtschaft im Land", erklärte Opriesnig. Davon hätten bisher 97.000 Menschen profitiert.

"Wir kennen Zahlen, Daten und Fakten. Aber wenn man mit den Menschen vor Ort redet und die Einzelschicksale hört, kommt das emotionale Grauen", sagte Knapp. Trotzdem sei die Resilienz der Ukrainerinnen und Ukrainer "gewaltig".

"Nachbar in Not" wurde 1992 auf Initiative des ORF gemeinsam mit Caritas und Rotem Kreuz gegründet, um der notleidenden Bevölkerung im ehemaligen Jugoslawien zu helfen. Heute arbeiten acht Organisationen zusammen, neben der Caritas und dem Roten Kreuz der Arbeiter-Samariter-Bund, Care, Diakonie, Hilfswerk International, Malteser und Volkshilfe.

Laut UNO-Flüchtlingshilfe sind mehr als fünf Millionen Menschen innerhalb der Ukraine auf der Flucht. Mehr als 8,2 Millionen Menschen aus der Ukraine leben demnach mit Stand 4. August 2023 in europäischen Staaten als Geflüchtete. 5,1 Millionen von ihnen sind im Zuge der Massenzustrom-Richtlinie in der EU registriert. Diese sieht vor, dass die ukrainischen Schutzsuchenden keinen Asylantrag stellen müssen, sondern einen Aufenthaltstitel erhalten und arbeiten dürfen.

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  • Derzeit würden 59 Hilfsprojekte in der Ukraine und deren Nachbarländer Polen, Rumänien und der Republik Moldau finanziert.