"Nie wieder ist jetzt": Gedenken an Novemberpogrome

Die Gedenkveranstaltungen anlässlich der Novemberpogrome sind am Donnerstag im Zeichen des Angriffes der Terrororganisation Hamas auf Israel gestanden. "'Nie wieder' ist jetzt", sagten unter anderem Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Oskar Deutsch.

An die Pogromnacht auf den 10. November 1938 wurde mit einer Kranzniederlegung, einer Gedenkveranstaltung im Parlament und einem Gedenkmarsch erinnert.
Vor 85 Jahren wurden unter anderem Synagogen in Österreich in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte geplündert und Juden und Jüdinnen misshandelt.

Dass das Versprechen "nie wieder" gerade jetzt gelte - nach dem Angriff der Hamas und der Zunahme antisemitischer Vorfälle auch hierzulande -, daran erinnerten Deutsch und der designierte Botschafter Israels in Österreich, David Roet, im Anschluss an den von der jüdischen Jugend Wiens organisierten Gedenkmarsch "Light of Hope".

"Wichtig, dass wir als Gesellschaft für Frieden stehen"

Davor waren Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Heldenplatz zum Ballhausplatz marschiert. Die Polizei zählte 1.700, die IKG 2.000 Personen. Diese hielten elektrische Kerzen - 1.400 hätte man besorgt, in Gedenken an die Opfer des Terrorangriffes in Israel, hieß es. Zuvor hatte bereits eine Gedenkveranstaltung im Parlament stattgefunden.

Nationalrat gedenkt den Novemberpogromen 1938

"In diesen Tagen ist das 'nie wieder' jetzt", erklärte Gastgeber Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), der den Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel Anfang Oktober in seiner Begrüßungsrede verurteilte. Der 9. November 1938 und der 7. Oktober 2023 hätten eines gemeinsam - die Präsenz eines Aggressors, der die Juden weltweit vernichten wolle, sagte Sobotka, der sich abermals auf die Seite Israels stellte. Habe es sich damals um Hitler und seine Schergen gehandelt, so sei es nun die Hamas. 

Sobtokas Rede zum Gedenken der Novemberpogrome

Mit Standing Ovations wurde der 95-jährige Zeitzeuge Benno Kern begrüßt, der aus erster Hand von den Novemberpogromen zu erzählen wusste. So seien am 10. November 1938 etwa Direktor und Lehrkräfte der jüdischen Talmud-Thora-Schule in Wien blutig geschlagen, Thorarollen auf der Straße aufgerollt und ein Scheiterhaufen im Hof angezündet worden.

Das Versprechen "nie wieder" sei vor 33 Tagen erneut gebrochen worden, meinte auch der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Oskar Deutsch. Es handle sich dabei um das schlimmste Verbrechen an den Juden seit 1945. Mit der Shoah könne man den Angriff nicht gleichsetzen, eine Shoah sei aber das Ziel der Hamas, warnte er und betonte Israels Rolle als "Lebensversicherung" für Juden.

"85 years later our people sufferd another Kristallnacht"

Amir Ohana, Präsident der israelischen Knesset, nannte den 7. Oktober eine weitere Kristallnacht. In einer Videogrußbotschaft bedankte er sich für die Veranstaltung und den österreichischen Kampf gegen den Antisemitismus.

Durch virtuelle Rekonstruktionen konnten sich Teilnehmer außerdem ein Bild der 1938 zerstörten Synagogen in Österreich machen.

Knesset-Präsident: "85 years later our people sufferd another Kristallnacht"

Gedenken an Novemberpogrome

Das Gedenken an die gewalttätigen Übergriffe auf Jüdinnen und Juden vor 85 Jahren prägte den gesamten Tag. Am Vormittag legten die Regierungsspitze sowie Bundespräsident Alexander Van der Bellen einen Kranz an der Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte im Wiener Ostarrichipark nieder.

Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) betonte zudem auf X, dass der Kampf gegen Antisemitismus "eine gemeinsame Aufgabe und Verantwortung" sei. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) betonte ebenfalls, dass Erinnerung "gerade heute so wichtig wie lange nicht" sei: "Es ist beschämend, dass Judenhass ein aktuelles Thema ist."

Der Grundsatz "Niemals wieder" sei "aktueller denn je", betonte auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf X. "Wir alle sind gefordert, ihn mit Inhalt zu füllen. Wir dürfen nicht wegsehen, wenn Jüdinnen und Juden wieder gejagt und bestialisch ermordet werden."

Kranzniederlegung

Sie hatten gemeinsam mit Vertretern der Parlamentsfraktionen an einer Kranzniederlegung an der Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte im Ostarrichipark in Wien-Alsergrund teilgenommen. Auch den anderen beiden Veranstaltungen blieb die politische Prominenz nicht fern - u.a. nahmen Umweltministerin Leonore Gewessler, Justizministerin Alma Zadić (beide Grüne), Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP), NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger, die zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) und der dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer (FPÖ) am Gedenken teil.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Gedenkveranstaltungen anlässlich der Novemberpogrome sind am Donnerstag im Zeichen des Angriffes der Terrororganisation Hamas auf Israel gestanden.
  • "'Nie wieder' ist jetzt", sagten u.a. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Oskar Deutsch am Donnerstag.
  • n die Pogromnacht auf den 10. November 1938 wurde mit einer Kranzniederlegung, einer Gedenkveranstaltung im Parlament und einem Gedenkmarsch erinnert.
  • Vor 85 Jahren wurden unter anderem Synagogen in Österreich in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte geplündert und Juden und Jüdinnen misshandelt.
  • Mit Standing Ovations wurde der 95-jährige Zeitzeuge Benno Kern im Nationalrat begrüßt.