Nehammer-Putin-Treffen: "Brücken bauen" gescheitert
"Keiner erwartet" von Österreich die Vermittlerrolle, sagt AIES-Direktorin Velina Tchakarova. Auch habe das Treffen von Bundeskanzler Karl Nehammer mit dem russischen Machthaber Wladimir Putin geopolitisch gesehen keinen Sinn gemacht, wie sie im PULS 24 Interview erklärt. Österreich habe nicht das politische Gewicht, wie etwa Deutschland oder Frankreich. Auch die Türkei und Israel hätten ihrer Meinung nach einer besseren Stellung, um derzeit als Vermittler zu agieren. "Man will zwar als Brückenbauer agieren, gleichzeitig sind aber alle Brücken momentan entweder zerstört worden – durch Russland natürlich – oder vermint worden, figurativ gesehen", sagt Tchakarova.
Aktuell befinde man sich in der intensiven Phase der Kriegsführung. Daher seien auch die Gespräche in Istanbul nicht "die wahren Friedensverhandlungen", betont die Direktorin des Austria Institut für Europa und Sicherheitspolitik im Interview. Die derzeitigen Gespräche seien für Russland nur eine Möglichkeit, um den Ablauf zu verzögern oder Truppen zu gruppieren.
Treffen "militärisch ergebnislos"
Für Offizier Gerald Karner war das Treffen von Bundeskanzler Nehammer mit dem russischen Machthaber Wladimir Putin "außenpolitisch und militärisch ergebnislos". Karner stellt sich die Frage, ob der Bundeskanzler eine Botschaft "mitzubringen" hatte – zum Beispiel eine Nachricht des ukrainischen Präsidenten Selenskyj oder von Vertreterinnen und Vertretern der EU. Sollte er keine Botschaft haben, war diese Reise laut Karner "überflüssig". Standpunkt wurden ausgetauscht, jedoch scheint es – auch aufgrund der kurzen Dauer des Gespräches – Wladimir Putin nicht beeindruckt zu haben, so der Militärexperte.
"Keine Brücken mit Kriegsverbrechern"
"Es war den Versuch auf jeden Fall wert", sagt Emil Brix, Leiter der diplomatischen Akademie und ehemaligen Botschafter in Moskau im "Ö1-Morgenjournal". Allerdings sei das Treffen zwischen Nehammer und Putin eine "Episode, die nicht lange in Erinnerung bleiben wird". Im Moment sei es schwierig Brücken zu bauen, da "keine der betroffenen Seiten am Bauen von Brücken interessiert ist", so Brix. Zudem könne man mit einem Kriegsverbrecher auch keine Brücken bauen, betont der ehemalige Botschafter. Solange Putin das Gefühl habe, militärische gesehen noch auf "Fakten setzten zu können", werde Russland auch kein Interesse an Gesprächen haben. "Wirklich verhandeln kann man erst dann, wenn die Waffen schweigen", sagt Brix.
Zusammenfassung
- Mit seinem Besuch in Moskau wollte Kanzler Karl Nehammer als Brückenbauer zwischen der Ukraine und Russland agieren.
- Doch genau das stößt bei vielen Experten auf Kritik.
- Für AIES-Direktorin Velina Tchakarova habe Russland die Brücken zu sehr zerstört und auch Diplomat Emil Brix ist der Meinung, dass man mit Kriegsverbrechern keine Brücken bauen könne.
- Militärexperte Gerald Karner glaubt nicht, dass Nehammer Putin beeindruckt habe.