Eine Frau sonnt sich am Steg an der Alten Donau

Mikroplastik in Österreichs Badeseen: Werte in Alter Donau am schlechtesten

Greenpeace hat sieben Badegewässer in Österreich auf Mikroplastik untersucht. In jedem einzelnen wurden Verunreinigungen gefunden - insgesamt 15 Mikroplastikarten wurden entdeckt. Besonders schlecht schnitten Alte Donau und Neusiedler See ab.

Ein internationales Forscherteam mit österreichischer Beteiligung untersuchte weltweit Seen und präsentierte im Juli das erschreckende Ergebnis: Sie sind zum Teil stärker mit Mikroplastik verseucht als Ozeane. In Österreich knöpften sich die Wissenschafter nur einen See, den Lunzer See in Niederösterreich, vor. Dort fanden sie weniger als einen Partikel pro Kubikmeter, ein vergleichsweise gutes Ergebnis. 

Greenpeace nahm die Studie zum Anlass, sieben heimische Seen genauer unter die Lupe zu nehmen. Von einem guten Ergebnis kann dabei keine Rede mehr sein. Im Labor wurde in allen Wasserproben Mikroplastik gefunden. Die Partikel stammen von 15 unterschiedlichen Plastikarten. 

Mikroplastik kommt von unter anderem dem Straßenabrieb von Reifen, von Kleidung, über die es beim Waschen ins Wasser gelangt, aus Verpackungen oder von Baumaterial. Wenn man sechs Kilogramm Wäsche wäscht, lösen sich bis zu 700.000 Mikroplastikpartikel, erklärte die Ökologin Katrin Attermeyer auf "Ö1". Sie forscht an der Uni Wien und beim WasserCluster Lunz. 

Einige Wasserorganismen verhungern bei vollem Magen, weil sie Mikroplastik aufnehmen. Bei Menschen etwa wurde bereits Mikroplastik in Blut, Gewebe und Verdauung nachgewiesen. Es gibt Hinweise, dass Mikro- oder noch kleinere Nanoplastikpartikel im Magen-Darmtrakt Mechanismen aktivieren könnten, die an lokalen Entzündungs- und Immunreaktionen mitwirken. Die gesundheitlichen Auswirkungen, insbesondere Langzeitfolgen, von Mikroplastik auf Menschen und Tiere sind laut Greenpeace aber noch zu wenig erforscht. 

Untersuchte Seen: 

  • Alte Donau (Wien)
  • Neusiedler See (Burgenland) 
  • Lunzer See (Niederösterreich)
  • Attersee (Oberösterreich)
  • Wolfgangsee (Salzburg)
  • Wörthersee (Kärnten)

Am schlechtesten schnitt die Alte Donau in Wien mit 4,8 Mikroplastikpartikel pro Liter ab. Gefunden wurde eine Mischung aus Polypropylen, Polytetrafluorethylen, Cellophane, Polyacrylamid und synthetischem Gummi. Die niedrigsten Konzentrationen gab es in zwei Proben vom Attersee und Lunzer See mit 1,1 Mikroplastikpartikel pro Liter.

"Katastrophal für Umwelt und Klima"

"Unzählige Studien zeigen, dass die rasant ansteigende Plastikproduktion für Umwelt und Klima katastrophal ist. Viel zu viel Plastik gelangt in die Natur und die gesundheitlichen Auswirkungen sind noch nicht abschließend geklärt", warnte Lisa Tamina Panhuber, Kreislaufwirtschaftsexpertin bei Greenpeace in Österreich nach den Laborergebnissen. Die NGO forderte am Donnerstag verbindliche Plastik-Reduktionsmaßnahmen in Österreich und ein starkes globales Plastikabkommen.

Panhuber: "Gesetze statt leere Worte"

Für die Untersuchung wurden an jeder Probestelle 2,9 Liter Wasser entnommen und per 5-Mikrometer Silber-Filter wurden im Labor besonders kleine Partikel gefiltert und die Rückstände mittels Mikroskop und Infrarotspektrometer analysiert.

"Die ÖVP hat sich eigentlich schon vor Jahren dazu bekannt, Plastikverpackungen um 25 Prozent zu reduzieren - doch bis heute verhindert gerade die Volkspartei verbindliche Reduktionsziele und hohe Mehrwegquoten für Verpackungen. Wir brauchen dringend Gesetze statt leere Worte", fordert Panhuber. Die Plastikmenge, die jährlich produziert wird, nimmt laut Angaben der NGO weltweit rasant zu - bis 2040 soll sie sich laut Industrieprognosen sogar noch verdoppeln.

ribbon Zusammenfassung
  • Greenpeace hat sieben Badegewässer in Österreich auf Mikroplastik untersucht.
  • In jedem einzelnen wurden Verunreinigungen gefunden - insgesamt 15 Mikroplastikarten wurden entdeckt.
  • Besonders schlecht schnitten Alte Donau und Neusiedler See ab.