Mindestens 50 islamistische Gefährder in Wien, sagt Experte

Die LGBT-Community ist nur ein Feindbild von vielen in der radikal-islamistischen Szene, analysiert der Radikalisierungsexperte Salih Seferovic im PULS 24 Interview. Er geht aktuell von mindestens 50 weiteren Gefährdern in Wien aus.

Drei jugendliche Verdächtige sollen einen Anschlag auf die Wiener Pride Parade am Samstag geplant haben. Radikal-islamistische Motive sollen dahinterstecken. Auch wenn sich diese Szene verkleinert habe, gebe es alleine in Wien mindestens 50 Gefährder, erklärt der Radikalisierungsexperte Salih Seferovic vom Verein "DERAD".

"Diese sind unterschiedlich gewaltbereit", sagt er. Es sei immerhin eine Ideologie, in der Gewalt ganz aktiv forciert werde. Diese Gewaltaltbereitschaft überrasche ihn nicht: "Wenn man diese Ideologie zu Ende denkt, dann läuft es darauf hinaus, dass diese Feindbilder attackiert werden."

Nur ein Feindbild von vielen

Die Feindbilder im radikalen Islamismus seien sehr vielfältig, die LGBTIQ+ Community sei nur eines von vielen. Aufgrund der vielen aktuellen Debatten und Diskussionen um die Gleichstellung der Community "ist das Thema dann auch in so einer Szene präsent", analysiert Seferovic.

Die drei Männer, die letzte Woche festgenommen wurden, waren 14, 17 und 20 Jahre alt. Zwei von ihnen sitzen aktuell in Untersuchungshaft. Dass es sich dabei um so jungen Menschen handelt, wundert den Experten nicht. Er habe in seiner Arbeit bei "DERAD" schon immer mit Jugendlichen zu tun gehabt.

Auch die Radikalisierung über das Internet sei nicht unbedingt neu, sagt er. "Das Internet wird seit 30 Jahren zu Propagandazwecken verwendet. Auch von Islamisten", sagt er. Von Beginn an sei dieses wichtig für den IS gewesen. Da es aber schwieriger geworden sei, sich persönlich zu treffen, habe das Internet nochmals an Bedeutung gewonnen.

Unkonventionelles Rekrutieren

In den sozialen Medien würden junge Menschen nun mit sehr unkonventionellen Methoden rekrutiert werden. Sie würden gewisse Inhalte konsumieren und dann mit anderen in Kommunikation treten. Es mache dabei keinen Unterschied, ob sie die Person persönlich kennen oder nur aus dem Internet. So würden dann radikale Netzwerke über Grenzen hinweg entstehen.

Junge, leicht zu radikalisierenden Menschen würden häufig nach einer gewissen Anerkennung suchen, so der Experte. Es sind "junge Leute, die bisher nicht wirklich was leisten mussten und alles sehr locker nehmen", sagt Seferovic. Erst zu spät würden sie merken, dass ihr Handeln Konsequenzen hat. Daher sei es jetzt besonders wichtig, in Prävention zu investieren und vor allem Lehrer:innen zu sensibilisieren.

ribbon Zusammenfassung
  • Die LGBT-Community ist nur ein Feindbild von vielen in der radikal-islamistischen Szene, analysiert der Radikalisierungsexperte Salih Seferovic im PULS 24 Interview.
  • Aufgrund der vielen aktuellen Debatten und Diskussionen um die Gleichstellung der Community sei das Thema unter Radikalen präsent.
  • Noch mindestens 50 weitere Gefährder gebe es aktuelle alleine in Wien.
  • "Diese sind unterschiedlich gewaltbereit", sagt er.