Mehr als 150 Verletzte bei Eritreer-Protest in Israel
Die Polizei setzte nach eigenen Angaben scharfe Munition gegen Randalierer ein und nahm dutzende Menschen fest. Laut Polizei waren unter den Verletzten auch mindestens 49 Beamte. Sicherheitskräfte hätten 39 Demonstranten verhaftet und bei ihnen Schlagstöcke, Tränengas und Elektroschocker gefunden. Am späten Nachmittag beruhigte sich die Lage demnach wieder. Zu ersten Zusammenstößen war es bereits am Morgen gekommen.
Die Demonstranten schlugen auch Scheiben von Polizei- und anderen Autos sowie Fenster umliegender Geschäfte ein, wie die "Haaretz" schrieb. Sie hätten dabei erheblichen Schaden verursacht. Sicherheitskräfte setzten dem Bericht zufolge unter anderem Blendgranaten und Schlagstöcke gegen die Demonstranten ein. Polizisten, "die um ihr Leben fürchteten, schossen mit scharfer Munition auf die Randalierer", erklärte die Polizei. Augenzeugen berichteten, viele Demonstranten hätten bei der Kundgebung im Süden der Stadt Holzstöcke bei sich getragen. Ein Krankenhaus der Stadt teilte mit, Ärzte der Klinik hätten zwölf Menschen wegen schwerer Kopfverletzungen behandelt.
Nach Angaben der Polizei hatten sich hunderte eritreische Regierungsgegner vor der Halle im Süden Tel Avivs versammelt, wo eine von der eritreischen Botschaft organisierte Pro-Regierungsveranstaltung stattfinden sollte. Die Polizei erklärte den Protest daraufhin eigenen Angaben zufolge für illegal und ordnete die Räumung des Ortes vor der Halle an.
Laut einer Statistik vom Juni leben 17.850 eritreische Staatsangehörige in Israel. Die meisten von ihnen reisten illegal über die ägyptische Sinai-Halbinsel ein und ließen sich in ärmeren Vierteln der Küstenstadt nieder. Viele Flüchtlinge aus dem autoritär regierten Eritrea wollen in Israel ein neues Leben beginnen.
Das seit 1993 von Präsident Isaias Afwerki mit harter Hand regierte Land im Nordosten Afrikas ist einer der am stärksten abgeschotteten Staaten der Welt. Bei Pressefreiheit, Menschenrechten und wirtschaftlicher Entwicklung rangiert Eritrea weltweit auf einem der hinteren Plätze. Zudem herrscht ein strenges Wehrdienst- und Zwangsarbeitssystem, vor dem viele Eritreer ins Ausland fliehen. Erst im März hatte die UNO wegen der "katastrophalen" Menschenrechtslage in Eritrea Alarm geschlagen.
Auch in Deutschland war es im Juli zu Ausschreitungen bei einem Eritrea-Festival mit mindestens 26 verletzten Polizisten gekommen, als Gegner der Veranstaltung Sicherheitskräfte mit Stein- und Flaschenwürfen attackierten und Rauchbomben zündeten. In Stockholm kam es im August bei einem Eritrea-Festival zu gewalttätigen Ausschreitungen mit mehr als 50 Verletzten.
In der norwegischen Stadt Bergen bewarfen sich am Samstag Gegner und Anhänger der eritreischen Regierung mit Steinen und Flaschen, wie die Zeitung "Bergens Tidende" meldete. Mindestens ein Mensch sei verletzt worden. Augenzeugen berichteten, auch die Polizei sei attackiert worden. Auslöser der Ausschreitungen war demnach ein Fest von Regierungsanhängern.
Zusammenfassung
- Bei schweren Zusammenstößen zwischen Israels Polizei und Migranten aus Eritrea sind in der Küstenstadt Tel Aviv mehr als 150 Menschen verletzt worden.
- Hunderte Eritreer hätten am Samstag gegen eine regierungsfreundliche eritreische Veranstaltung protestiert, meldeten israelische Medien.
- Mindestens 19 Demonstranten seien schwer verletzt worden, berichtete die Zeitung "Haaretz" unter Berufung auf Rettungskräfte.