Schilling: Nehammers Gender-Verbot "einigermaßen absurd"
Lena Schilling wird die Grünen zur EU-Wahl am 9. Juni führen - das steht seit Montag fest. Bekannt wurde sie als Klimaaktivistin, etwa als sie die Baustelle des mittlerweile gestoppten Lobau-Tunnels blockierte.
Mit 23 hat sie zwar Erfahrung im politischen und medialen Diskurs gesammelt - etwa in Talkshows oder mit ihrer Kolumne in der "Krone". Das politische Parkett ist dennoch Neuland. Erste Wahl dürfte Schilling wohl auch für die Grünen nicht gewesen sein.
Zuvor hatten sowohl Umweltministerin Leonore Gewessler als auch Justizministerin Alma Zadić abgesagt. Der Nationalratsabgeordnete Michel Reimon machte einen Rückzieher, seine Fraktionskollegin Ewa Ernst-Dziedzic wollte ebenfalls nicht.
Grünen-Mitglied? "Habe ich derzeit nicht vor"
"Die Fragen von Personaldebatten, die davor geführt wurden, sind nicht Dinge, die mich sonderlich interessieren", meinte Schilling bei "Heiß Umfehdet". Stattdessen gehe es um Inhalte für die Zukunft. Ihre eigene Zukunft sieht sie in Brüssel. Nach der EU-Wahl doch in der österreichischen Innenpolitik bleiben - dem erteilt Schilling eine Absage: "Ich habe mich ganz klar dafür entschieden, für Brüssel zu kandidieren und dieses EU-Parlament".
Obwohl sie Spitzenkandidatin ist, ist Schilling kein Parteimitglied. Wird sie nun Grünen-Mitglied? "Das habe ich derzeit nicht vor, weil das auch gar nicht notwendig ist", meinte die 23-Jährige.
ÖVP-Gender-Debatte "absurd" und "billig"
Am Montag setzte sich Schilling in der "ZiB2" bei Armin Wolf (hier zum Nachsehen auf JOYN) für ein demokratisches, umweltfreundliches und feministischeres Europa ein. Gerade hinsichtlich der Gleichberechtigung von Mann und Frau sorgte der Vorstoß von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), das Gendern in der Verwaltung zu verbieten, bei ihr für Verwunderung.
"Das Argument der ÖVP ist einigermaßen absurd, weil sie gleichzeitig für Frauen, Frauenpolitik und Gleichberechtigung gar nichts machen", meinte Schilling. "Dann übers Gendern zu reden, abzulenken und zu sagen: 'Das hilft aber auch nicht' - ist relativ billig", so die 23-Jährige weiter.
Die Aufregung um geschlechtsneutrale Formulierungen kann Schilling ohnehin nicht ganz nachvollziehen: "Wer redet denn in diesem Land wirklich ständig übers Gendern?" So sei das "meistens die FPÖ, dann sind das meistens Rechte, die über den Gender-Wahn reden", meinte sie. Es sei immer dann Thema, wenn man "nicht über Frauenpolitik reden will".
Verbot der FPÖ?
Nach den Debatten in Deutschland über ein mögliches Verbot der AfD werden auch in Österreich die Stimmen immer lauter, wenn es um die FPÖ geht.
Ein Verbot ist für Schilling aber der falsche Ansatz. Als Gesellschaft müsse man sich "anders gegen einen Rechtsruck wehren". Zu den Freiheitlichen und ihrem Parteichef hat die 23-Jährige aber eine klare Haltung: "Ich verurteile, wenn Herbert Kickl über politische Fahndungslisten redet, ich verurteile, wenn man 'rechtsextrem' als Orden tragen will. Die FPÖ und vor allem Herbert Kickl, die Aussagen, die er getätigt hat, sind rechtsextrem".
Wie man damit als Demokratie umgehen wolle, müsse man eben ausdiskutieren. Zum Beispiel bei einer Demonstration am Freitag, an der Schilling teilnehmen werde: "Demokratie muss man sich ausstreiten".
"Bin nicht die Klimabewegung"
Als Politikerin wolle sie auch in Zukunft "an Demonstrationen und Aktionen immer wieder teilnehmen" - wenn auch nicht mehr so wie früher. So etwas wie ihre Aktionen am Opernball vergangenes Jahr oder die Blockade der Baustelle des Lobau-Tunnels werde es so von Schilling wohl nicht mehr geben. "Ich allein bin nicht die Klimabewegung", meinte Schilling - ob sie da an gewissen Aktionen teilnehme, sei dann gar nicht so wichtig.
Lena Schilling goes EU: Portrait einer jungen Spitzenkandidatin
Zusammenfassung
- Lena Schilling wird für die Grünen Spitzenkandidatin bei der EU-Wahl im Juni.
- Die 23-jährige Polit-Neueinsteigerin geht bei "Heiß Umfehdet" auf PULS 24 mit den Altgedienten aber gleich hart ins Gericht.
- Besonders der Vorstoß von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) für ein Gender-Verbot sorgte für Verwunderung.
- "Das Argument der ÖVP ist einigermaßen absurd, weil sie gleichzeitig für Frauen, Frauenpolitik und Gleichberechtigung gar nichts machen", meinte Schilling.
- "Die FPÖ und vor allem Herbert Kickl, die Aussagen, die er getätigt hat, sind rechtsextrem", so Schilling.