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Israels Einsatz um Shifa-Spital dauert an: Zwei tote Geiseln geborgen

Der viel kritisierte Einsatz der israelischen Armee im Shifa-Krankenhaus im Gazastreifen dauert an. Israel vermutet dort einen Terrorstützpunkt. Die Leichen von zwei Geiseln - darunter eine 19-jähirge Soldatin - wurden in der Nähe geborgen. Die Einsätze im Gazastreifen sollen ausgeweitet werden. In einer Schule fand man Waffen.

Fast sechs Wochen nach dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel haben Soldaten nahe dem Shifa-Krankenhaus im Gazastreifen zwei Leichen von Geiseln geborgen. Eine tote 65-Jährige sei in einem Nebengebäude des Hospitals entdeckt, nach Israel gebracht und identifiziert worden, teilte Israels Militär am Donnerstag mit. Die 65-jährige Frau war demnach am 7. Oktober bei dem Massaker der Hamas aus dem Grenzort Beeri entführt worden.

19-jährige Soldatin tot geborgen

Freitagfrüh erklärte das Militär, in der Nähe des Krankenhauses seien die sterblichen Überreste einer entführten 19-jährigen Soldatin gefunden worden. Den Tod der 19-jährigen Soldatin hatte Israels Armee bereits am Dienstag vermeldet. Zu dem Zeitpunkt war unklar geblieben, woher das Militär die Information über den Tod der Frau hatte und ob ihre Leiche in der Obhut der Armee war.

Es war das erste Mal, dass Israel einen zuvor von der Hamas behaupteten Todesfall unter den Geiseln bestätigte. Ihre Leiche sei am Donnerstagabend von Experten in Israel identifiziert worden, hieß es nun. Eine Todesursache wurde zunächst nicht mitgeteilt.

Ein israelischer Militärsprecher erklärte am Freitag, die Armee werde die weiteren Vermissten ausfindig machen und die Entführten nach Hause zurückbringen. Man werde nicht nachlassen, bis diese Mission erfüllt sei. Am 7. Oktober hatten die Hamas-Terroristen rund 240 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Al-Shifa-Spital als Terrorstützpunkt?

Israels Militär hat dem Al-Shifa-Krankenhaus unterdessen nach eigenen Angaben mehr als 4.000 Liter Trinkwasser und 1.500 Essensrationen geliefert, wie es am Freitag auf Twitter (X) mitteilte. Fotos zeigten einen Lastwagen mit Wasserflaschen und das Abladen einer Palette durch einen Gabelstapler.

Am frühen Mittwochmorgen hatte das Militär berichtet, Soldaten seien in das größte Krankenhaus in der Stadt Gaza eingedrungen. Der Einsatz schien am Freitag weiter anzudauern - ungeachtet internationaler Proteste gegen den Militäreinsatz in einem Krankenhaus. Israel wirft der islamistischen Hamas vor, die Klinik als Terrorstützpunkt zu missbrauchen.

Waffen in Schule gefunden

Im Norden des Gazastreifens hat die Armee unterdessen Dutzende Mörsergranaten der islamistischen Hamas in einer Kindertagesstätte gefunden. Ein Teil der Einrichtung habe als Lager für die Granaten gedient, hieß es in einem vom Militär am Freitag veröffentlichten Video. Auch in einer Volksschule entdeckten Soldaten demnach zahlreiche Waffen der Terrororganisation. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Neue Gefechte an Grenze mit Libanon

An der Grenze zwischen Israel und dem Libanon gab es unterdessen neue Gefechte. Das israelische Militär meldete am Freitag, mehrere "Terrorziele der Hisbollah" angegriffen zuhaben. Darunter sei auch ein Waffenlager gewesen. Darüber hinaus sei im Grenzgebiet eine "im Libanon identifizierte Terrorzelle angegriffen" worden. Das Militär habe mehrere Abschüsse aus der Grenzregion identifiziert. Die pro-iranische Hisbollah erklärte, israelische Ziele mit "angemessenen Waffen" attackiert zu haben und "direkte Treffer" erzielt zu haben.

Aktivisten zufolge griff das israelische Militär in der Nacht zu Freitag auch Ziele in Syrien an. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London berichtete, dass auf ein Waffenlager pro-iranischer Milizen nahe der Hauptstadt Damaskus gezielt wurde. Dabei wurden den Angaben zufolge mindestens zwei Mitglieder der Milizen getötet.

Schüsse bei Checkpoint

Unterdessen wurden Details zu einem Anschlag vom Donnerstag bekannt. An an einer israelischen Militärsperre südlich von Jerusalem wurden dabei nach Militärangaben ein Soldat und drei Angreifer getötet. Militärsprecher Daniel Hagari bestätigte damit am Donnerstagabend vorige Informationen von Polizei und israelischen Medien, die sich auf den Rettungsdienst beriefen. Die Qassam-Brigaden bekannten sich zu dem Anschlag.

Die Angreifer hatten an dem Checkpoint des Militärs das Feuer eröffnet. Hagari zufolge hatten die Attentäter aus Hebron im Westjordanland Pläne, einen größeren Anschlag zu verüben. Medienberichten zufolge wollten sie nach Jerusalem gelangen.

Israel könnte Einsatz auf Süden ausweiten

Israels Generalstabschef Herzi Halevi kündigte am Freitag eine Ausweitung der Einsätze im Gazastreifen an. "Wir sind kurz davor, das militärische System im nördlichen Gazastreifen zu zerschlagen (...) wir werden in anderen Gebieten weitermachen", sagte Halevi laut Mitteilung am Freitag bei einem Truppenbesuch im Gazastreifen. "Es bleibt zwar noch einiges zu tun, aber wir sind auf dem besten Weg." Kommandeure der islamistischen Hamas müssten "systematisch" ausgeschaltet und Infrastruktur zerstört werden. Dazu würden "immer mehr Regionen ins Visier" genommen.

Bisher konzentrierten sich Israels Bodentruppen in den vergangenen Wochen auf den nördlichen Teil des Gazastreifens. Experten gehen aber von einer möglichen Ausweitung der Einsätze auch im Süden aus. Dort kommt es bereits immer wieder zu Luftangriffen.

Eine mögliche Bodenoffensive könnte die ohnehin verheerende humanitäre Situation noch weiter verschärfen. Knapp 1,6 der rund 2,2 Millionen Einwohner des Küstengebiets sind nach UNO-Angaben infolge der Kämpfe auf der Flucht. Ein Großteil der Vertriebenen hält sich im Süden des Küstengebiets auf. Israels Militär hatte Zivilisten zur Evakuierung des Nordens aufgerufen.

ribbon Zusammenfassung
  • Fast sechs Wochen nach dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel haben Soldaten nahe dem Shifa-Krankenhaus im Gazastreifen zwei Leichen von Geiseln geborgen.
  • Eine tote 65-Jährige sei in einem Nebengebäude des Hospitals entdeckt, nach Israel gebracht und identifiziert worden, teilte Israels Militär am Donnerstag mit.
  • Freitagfrüh erklärte das Militär, in der Nähe des Krankenhauses seien die sterblichen Überreste einer entführten 19-jährigen Soldatin gefunden worden.
  • An der Grenze zwischen Israel und dem Libanon gab es unterdessen neue Gefechte.
  • Unterdessen wurden Details zu einem Anschlag vom Donnerstag bekannt. An an einer israelischen Militärsperre südlich von Jerusalem wurden dabei nach Militärangaben ein Soldat und drei Angreifer getötet.
  • Israels Generalstabschef Herzi Halevi kündigte am Freitag eine Ausweitung der Einsätze im Gazastreifen an.