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Israel: Demos gegen Entlassung von Verteidigungsminister

Nach der Entlassung des israelischen Verteidigungsministers Joav Gallant gingen Tausende auf die Straße. Die Wut der Demonstranten richtet sich gegen Regierungschef Benjamin Netanyahu.

Nachdem Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu am Dienstag Verteidigungsminister Yoav Gallant entlassen hat, gingen in Tel Aviv und anderen Städten Tausende Menschen auf die Straße.

In Tel Aviv blockierten sie die wichtige Stadtautobahn Ajalon mit brennenden Autoreifen und skandierten "Bibi ist ein Verräter", "Bibi ins Gefängnis" und "kriminelle Regierung".

Die Demonstranten berichteten von ihrer Sorge, dass Netanyahu weitere wichtige Leute aus dem Sicherheitsapparat wie etwa Generalstabschef Herzi Halevi oder den Chef des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, Ronen Bar, feuern könnte.

Netanyahus Büro dementierte aber entsprechende Spekulationen der Medien. Andere Teilnehmer vermuteten, dass Netanyahu mit der Entlassung Galants von dem Skandal um Geheiminformationen ablenken wolle, die von Mitarbeitern im Umfeld seines Büros an die Presse durchgestochen worden waren.

Erste Entlassung zurückgenommen

Netanyahu hatte Gallant bereits im April vergangenen Jahres entlassen, weil dieser offen Kritik an der umstrittenen Justizreform geäußert hatte. Nach Massenprotesten machte Netanyahu damals die Entlassung jedoch wieder rückgängig.

Israelische Medien hatten schon vor geraumer Zeit berichtet, Gallant habe sich gegen eine große militärische Operation im Libanon ausgesprochen, während Militärkreise dafür gewesen seien. Auch Netanyahu habe zumindest nach außen die Forderung nach einer Militäroperation unterstützt.

Gallant habe dagegen den diplomatischen Bemühungen um eine Einigung mit der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah und eine Gaza-Waffenruhe mehr Zeit geben wollen.

Die USA würdigten Gallant als "wichtigen Partner in allen Fragen der israelischen Sicherheit". "Als enge Verbündete werden wir weiterhin mit Israels nächstem Verteidigungsminister zusammenarbeiten", fügte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses am Dienstag hinzu.

Razzia bei Netanyahu?

Der TV-Sender Channel 12 berichtete am Abend von einer Razzia der Polizei in Netanyahus Büro. Es sei nicht klar, ob diese Durchsuchung mit dem Skandal um Geheimnisverrat oder mit einem weiteren Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit dem Büro des Regierungschefs zusammenhänge.

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ribbon Zusammenfassung
  • Nach der Entlassung des israelischen Verteidigungsministers Joav Gallant gingen Tausende auf die Straße.
  • Die Wut der Demonstranten richtet sich gegen Regierungschef Benjamin Netanyahu.