APA/APA (dpa)/Paul Zinken

Internationales Gedenken an Weltkriegsende vor 75 Jahren

Im Zeichen der Corona-Pandemie ist international an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren erinnert worden. In Paris, London und Washington waren die Gedenkzeremonien am Freitag - ähnlich wie in Österreich, wo das traditionelle "Fest der Freude" ins Internet verlegt wurde - wegen der Gesundheits-Auflagen aber stark eingeschränkt.

Im Zeichen der Corona-Pandemie ist international an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren erinnert worden. In Paris, London und Washington waren die Gedenkzeremonien am Freitag - ähnlich wie in Österreich, wo das traditionelle "Fest der Freude" ins Internet verlegt wurde - wegen der Gesundheits-Auflagen aber stark eingeschränkt.

Der Ereignisse vor 75 Jahren wurde in vielen Städten Europas dennoch gedacht - insbesondere bei den damaligen Alliierten, die Hitler-Deutschland in die Knie gezwungen hatten. US-Präsident Donald Trump würdigte die getöteten US-Soldaten als "selbstlose und heldenhafte Kämpfer". Gemeinsam mit seiner Ehefrau Melania legte er in der Weltkriegsgedenkstätte in Washington einen Kranz nieder. Laut einer Erklärung des Weißen Hauses wollte er damit die "Kräfte der Freiheit feiern, die die Tyrannei besiegt haben".

In Frankreich legte Präsident Emmanuel Macron Kränze in Erinnerung an General Charles de Gaulle sowie die Weltkriegstoten nieder. In Paris war ursprünglich eine Feier mit Veteranen und anderen Zeitzeugen geplant. Diese musste wegen der Coronakrise deutlich verkleinert werden. Macron entfachte am Grabmal des unbekannten Soldaten unter dem Triumphbogen symbolisch die Flamme des Gedenkens.

Am Eiffelturm wurde zudem die französische Trikolore gehisst, um "die Kämpfer und Widerstandskämpfer des Zweiten Weltkriegs" zu ehren. Dazu gehörte auch die Widerstandskämpferin Cécile Rol-Tanguy, die nun im Alter von 101 Jahren starb, wie ihre Familie mitteilte. Sie war mit ihrem Mann Henri maßgeblich an der Pariser Befreiung von den Nazis im August 1944 beteiligt gewesen.

"Niemals aufgeben, niemals verzweifeln", das sei die Botschaft des VE Day (Victory in Europe Day) gewesen, sagte die britische Königin Elizabeth II. (94) in ihrer Ansprache. "Zu Beginn schien die Aussicht düster, das Ende weit entfernt und der Ausgang unklar", so die Monarchin. Aber der Glaube daran, das Richtige zu tun, habe die Menschen durch die schwierige Zeit getragen. Die Rede wurde zur gleichen Uhrzeit ausgestrahlt wie eine Radioansprache von Elizabeths Vater, King George VI., der sich zum Kriegsende an seine Nation wandte.

Veranstaltungen und Straßenfeste zum Gedenken an das Kriegsende wurden weitgehend abgesagt. Trotzdem seien die Straßen aber nicht leer, so Elizabeth II., "sie sind erfüllt von der "Liebe und der Fürsorge, die wir füreinander empfinden".

Auch in Russland fällt das Gedenken in diesem Jahr kleiner aus. Die traditionelle Militärparade zum 9. Mai ist abgesagt. Am Samstag ist lediglich eine Luftschau geplant.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen schrieb auf Twitter: "Für Europa steht dieser Tag für das Ende eines grausamen Krieges, der durch das Nazi-Regime verursacht wurde, und für die Befreiung aus den dunkelsten Stunden." Zugleich sei dieser Tag ein Wendepunkt für das Schicksal des Kontinents.

In Deutschland rief Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Bürger zur Verteidigung der Demokratie auf. Steinmeier machte deutlich, dass diese Konsequenz aus der deutschen Geschichte gerade auch jetzt in der Corona-Krise gelte. "Damals wurden wir befreit. Heute müssen wir uns selbst befreien", sagte Steinmeier und nannte neuen Nationalismus, Hass, Hetze sowie "Fremdenfeindlichkeit und Demokratieverachtung".

Die deutsche Geschichte sei eine "gebrochene Geschichte". Dazu gehöre die Verantwortung für millionenfachen Mord und millionenfaches Leid. "Das bricht uns das Herz bis heute. Deshalb: Man kann dieses Land nur mit gebrochenem Herzen lieben."

Deutschland hatte für den 75. Jahrestag ursprünglich einen Staatsakt geplant. Vor dem Reichstagsgebäude in Berlin sollten sich rund 1.600 Gästen versammeln. Dies musste wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Nun kamen mit dem Staatsoberhaupt die Spitzen der vier anderen Verfassungsorgane - Kanzlerin Angela Merkel sowie die Präsidenten von Bundestag, Bundesrat und Bundesverfassungsgericht, Wolfgang Schäuble, Dietmar Woidke (SPD) und Andreas Voßkuhle - zur Neuen Wache in Berlin. Sie ist die zentrale deutsche Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.

Merkel gedachte zudem gemeinsam mit Russlands Präsident Wladimir Putin telefonisch des Kriegsendes. Die beiden seien sich einig, dass "die Erinnerung an den Krieg und seine Schrecken für alle Zeit wach gehalten werden" müsse, erklärte die deutsche Bundesregierung.

Im Zweiten Weltkrieg hatte Hitler-Deutschland 1941 die Sowjetunion überfallen. Diese zählte mit rund 27 Millionen Toten so viele Opfer wie kein anderer Staat. Auch mit US-Präsident Donald Trump und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron telefonierte Merkel am Freitag nach Angaben des deutschen Regierungssprechers Steffen Seibert.

Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht endete am 8. Mai 1945 der von Hitler-Deutschland entfesselte Krieg in Europa. Er kostete hier und in Asien - je nach Schätzung - zwischen 55 und mehr als 60 Millionen Menschen das Leben. Unter ihnen waren auch rund 6 Millionen europäische Juden, die die Nationalsozialisten in ihrem Rassenwahn ermordeten.

ribbon Zusammenfassung
  • Im Zeichen der Corona-Pandemie ist international an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren erinnert worden.
  • In Paris, London und Washington waren die Gedenkzeremonien am Freitag - ähnlich wie in Österreich, wo das traditionelle "Fest der Freude" ins Internet verlegt wurde - wegen der Gesundheits-Auflagen aber stark eingeschränkt.
  • Sie ist die zentrale deutsche Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.