Immobilien: Mahrer fürchtet den Brunnenmarkt, Makler lieben ihn
Der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer sorgte in der Vorwoche mit einer düsteren Darstellung vom Brunnenmarkt für Aufregung in der Stadtpolitik. Dabei bemühte sich der ehemalige Wiener Spitzenpolizist, die Herkunft der Standbetreiber zum Politikum zu machen. "Syrer, Afghanen, Araber" hätten "die Macht über den Brunnenmarkt übernommen", so Mahrer wörtlich.
Die SPÖ-geführte Wiener Stadtregierung widersprach entschieden der ÖVP, dass die Stadt am Brunnenmarkt "völlig falsch unterwegs" sei. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) lobte den Brunnenmarkt im Gespräch mit PULS 24 als "längsten Straßenmarkt Europas" und meinte, Mahrer "kann nicht oft da gewesen sein".
Makler: "Trendviertel"
Was aber erzählen, fernab der Parteipolitik, Wohnungsinserate über das tatsächliche Lebensgefühl am Brunnenmarkt? Immerhin äußerte Wiens ÖVP-Chef Mahrer auch seine Sorge um "Menschen, die hier wohnen". Kurzfassung eines Inserate-Checks: In Wohnungsanzeigen wird der Brunnenmarkt häufig als Plus angeführt, auch immer wieder bereits in der Überschrift.
Beispiele: Ein Wiener Immo-Makler schreibt aktuell auf der Plattform Willhaben, die beworbene Altbau-Eigentumswohnung liege im "Trendviertel Ottakrings". "Genießen Sie hier den Charme eines modernisierten Altbaus wie auch die stimmungsvolle Atmosphäre des Brunnenmarkts mit seinen kunstvoll arrangierten Ständen mit knackigem Obst und Gemüse sowie frischem Fisch", heißt es weiter.
Ein anderer Makler bewirbt eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit 43-Quadratmetern und kleiner Loggia so: "Das Projekt steht für bestens genutzten Wohnraum für Singles, junge Familien und Pärchen, mit einer außergewöhnlich hohen Ausstattung, Nähe Brunnen- und Yppenmarkt!" Ein privater Vermieter sucht nach Mietern für seine Ein-Zimmer-Wohnung mit den Worten: "Alle Geschäfte des täglichen Bedarfs und der beliebte Brunnenmarkt sind bequem innerhalb einiger Minuten erreichbar."
Markt-Nähe gilt Mietern als Plus
Sophie Cogorno vom Büro RE/MAX 4You bestätigt im Gespräch mit PULS 24, dass die Nähe einer Wohnung zum Brunnenmarkt bei Mieterinnen und Mietern "natürlich ein Asset", also eine Stärke, sei. Das Brunnenmarktviertel sei ein gefragtes Grätzel und "immer noch im Kommen", erzählt Cogorno.
Derzeit vermittelt Cogorno für RE/MAX 4You eine Zwei-Zimmer-Mietwohnung in Ottakring unter anderem mit dem Hinweis, neben der "Ottakringer Brauerei mit ihren unzähligen Events" sei auch "der hippe Yppen- und Brunnenmarkt" nicht weit. Das Viertel habe sich auch in den vergangenen Jahren "positiv entwickelt", beobachtet die Maklerin.
Ottakringer Immobilien "werden attraktiver"
Vor kurzem habe Cogorno eine kleine Studentenwohnung in der Nähe des Brunnenmarkts innerhalb eines Tages vermittelt. "Ich war den ganzen Tag am Telefon, das Interesse war riesig", erzählt Cogorno. Aus ihrer Sicht wird der Immobilienmarkt im 16. Bezirk in den kommenden Jahren generell "noch eine größere Aufwertung erleben". Zahlungskräftigere Mieter und Käufer ziehe es von Döbling über Währung und Hernals immer mehr nach Ottakring.
Zusammenfassung
- Der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer zeichnet ein düsteres Bild vom Brunnenmarkt in Ottakring, die Immobilienbranche sieht das ganz anders.
- In Inseraten wirbt man mit der "stimmungsvollen Atmosphäre" und "unzähligen Einkaufsmöglichkeiten".
- Wohnen im Brunnenmarktviertel sei nach wie vor sehr gefragt, heißt es.