APA/HELMUT FOHRINGER

Haft in Afghanistan: Rechtsextremer Österreicher wieder frei

Der rechtsextreme Publizist Herbert Fritz reiste 2023 nach Afghanistan. Er wollte zeigen, dass das Land sicher genug sei, um dorthin abzuschieben, landete aber selbst im Gefängnis. Nach langen Bemühungen der Politik kam Fritz am Sonntag nach neun Monaten frei.

Der 84-Jährige war seit Mai 2023 in Afghanistan inhaftiert. Seit Sonntag ist er wieder in Freiheit, teilte das Außenministerium in einer Aussendung mit. 

"Er konnte Afghanistan bereits verlassen und ist am Nachmittag im katarischen Doha gelandet. Dort wird er bei Bedarf auch medizinisch betreut, bevor er den Heimflug nach Österreich antritt", hieß es.

Nehammer dankte Katar

Wie es aus dem Bundeskanzleramt hieß, wurde der 84-Jährige in Doha vom außenpolitischen Sonderbeauftragten des Bundeskanzlers, Peter Launsky-Tieffenthal, in Empfang genommen. Der pensionierte Außenamts-Generalsekretär sei "viele Male zu vertraulichen Gesprächen in der Region" gewesen und auch "in laufendem Austausch mit den Entscheidungsträgern in Katar". 

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) äußerte in einem englischsprachigen Post auf X (vormals Twitter) "größte Dankbarkeit" gegenüber der katarischen Regierung und Regierungschef Mohammed bin Abdulrahman Al Thani.

Das Golfemirat spielt eine wesentliche Rolle als Vermittler zu verschiedenen extremistischen Gruppierungen wie den Taliban oder auch der Terrororganisation Hamas. So soll in den nächsten Tagen in Doha auch über die Freilassung israelischer Geiseln im Gazastreifen verhandelt werden, darunter auch der israelisch-österreichische Doppelstaatsbürger Tal Shoham. 

FPÖ-Delegation war in Afghanistan

Die FPÖ hatte dem Außenministerium erst Anfang Februar vorgeworfen, zu wenig für die Freilassung des Mannes zu tun. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Tochter des 84-Jährigen sprach der freiheitliche Abgeordnete Martin Graf von einem "staatlichen Versagen".

Österreich solle den Forderungen der Taliban nach einer Schließung der afghanischen Botschaft in Wien nachkommen, forderte Graf.

Das Außenministerium hatte darauf hingewiesen, dass Fritz trotz einer seit Jahrzehnten bestehenden Reisewarnung nach Afghanistan gereist sei. Die Angelegenheit führte im Vorjahr auch zu innenpolitischen Verwicklungen, als hochrangige FPÖ-Mitglieder ins Land reisten und dort den "Außenminister" der nicht anerkannten Taliban-Machthaber, Mawlawi Amir Khan Muttaqi, trafen.

FPÖ-Chef Herbert Kickl distanzierte sich scharf von der Reise, die er als "unglaubliche Dummheit" qualifizierte.

Gründungsmitglied der Nationaldemokratischen Partei

Fritz ist eine bekannte Figur der rechtsextremen Szene in Österreich. 1967 war er Gründungsmitglied der Nationaldemokratischen Partei (NDP), die 1988 verboten wurde.

Nach Angaben des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) von 2015 war Fritz weiter in der rechtsextremen Szene aktiv. 

ribbon Zusammenfassung
  • Der rechtsextreme Publizist Herbert Fritz reiste 2023 nach Afghanistan.
  • Er wollte zeigen, dass das Land sicher genug sei, um dorthin abzuschieben, landete aber selbst im Gefängnis.
  • Nach langen Bemühungen der Politik kam er am Sonntag nach neun Monaten frei.