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Totschnig mit Warnung vor Klimawandel-Desinformation im Netz

Heute, 08:49 · Lesedauer 3 min

Klimaschutzminister Norbert Totschnig (ÖVP) warnt vor Falschmeldungen im Netz hinsichtlich der menschengemachten Erderwärmung. 13 Prozent aller Online-Desinformation in der EU betreffe laut Auswertung des European Digital Media Observatory das Thema Klimawandel, hieß es am Dienstag. "Klima- und Umweltpolitik funktioniert nur, wenn die Bevölkerung den Nutzen unserer Maßnahmen versteht", sagte Totschnig vor dem informellen Treffen der EU-Umweltminister in Warschau.

Voraussetzung für eine aufgeklärte Bevölkerung seien verständliche, wissenschaftlich abgesicherte und leicht zugängliche Informationen. Gezielte Falschinformationen untergraben laut Totschnig jedoch zunehmend die Glaubwürdigkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Die gezielten Kampagnen zur Desinformation würden Klimaschutzmaßnahmen gefährden - und damit laut Totschnig auch die wirtschaftliche Zukunft Europas. Die falschen Meldungen im Netz zielten darauf ab, Verunsicherung auszulösen und damit den Übergang zu einer CO2-neutralen Wirtschaft zu bremsen. "Angriffe auf die Klimapolitik untergraben damit direkt die Umsetzung des Clean Industrial Deal und die Entwicklung neuer Technologien, die essenziell für die Wettbewerbsfähigkeit und Energieunabhängigkeit Europas sind", hieß es in der Aussendung.

Als Beispiel nennt Totschnig systematische Online-Operationen zur Polarisierung und Radikalisierung der öffentlichen Debatte. Die sogenannte "Doppelgänger"-Kampagne aus Russland erstelle etwa täuschend echte Kopien seriöser Medienwebsites, um dort gezielt falsche Informationen zu Klima-, Energie- und geopolitischen Themen zu verbreiten.

Österreich für Aufklärung und Zusammenarbeit

Österreich will mit der Stärkung der Medienkompetenz bei Jugendlichen zur Förderung kritischen Denkens oder dem Aufbau eines landesweiten Netzwerks für Klimakommunikation im Rahmen des Programms klimaaktiv der Entwicklung entgegenwirken. "Nur wenn wir faktenbasiert kommunizieren und in der EU einheitlich auftreten, können wir Vertrauen schaffen," sagte Totschnig. "Ich begrüße auf EU-Ebene den Ausbau der EU-Beobachtungsstelle für digitale Medien zur Bekämpfung von Desinformation - unterstützt durch KI-gestützte Werkzeuge und Fakten-Check-Netzwerke."

In Warschau wird bei dem Treffen der Ministerinnen und Minister auch die Anpassung an die Folgen des Klimawandels diskutiert. Totschnig sieht lokale Schutzmaßnahmen als unerlässlich an, da Österreich besonders von Extremwetterereignissen betroffen sei.

Gewessler für aktives Vorgehen im Kampf gegen Desinformation

Die designierte Bundessprecherin der Grünen und ehemalige Klimaschutzministerin Leonore Gewessler sieht die Desinformationsentwicklung im Bereich Klima als besorgniserregend an. "In Polen etwa hat das Justizministerium russische Desinformationskampagnen rund um den Green Deal, Klimawissenschaft und Dekarbonisierung aufgedeckt. Die Bundesregierung muss auch in Österreich Desinformationskampagnen zum Klima untersuchen und Klarheit schaffen, wer dahintersteckt", so Gewessler gegenüber der APA. Es brauche ein aktives Gegensteuern in der Gesellschaft. Gewessler kündigte eine parlamentarische Anfrage an Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) und Umwelt- und Klimaschutzminister Totschnig an.

Zusammenfassung
  • Norbert Totschnig warnt vor Desinformation im Netz, da 13 Prozent aller Online-Falschmeldungen in der EU den Klimawandel betreffen. Diese gezielten Kampagnen gefährden laut Totschnig die Klimaschutzmaßnahmen und die wirtschaftliche Zukunft Europas.
  • Leonore Gewessler sieht die Desinformationsentwicklung als besorgniserregend und fordert Untersuchungen in Österreich. Sie kündigte parlamentarische Anfragen an, um Klarheit über die Hintergründe der Kampagnen zu schaffen.