USA
100 Tage Trump: Schlechteste Umfragewerte trotz "Flitterwochen"
"Ich denke, dass wir in den 100 Tagen eine sehr erfolgreiche Präsidentschaft hatten", tönte US-Präsident Donald Trump erst vor wenigen Tagen in einem Interview mit dem Magazin "Time". Leute hätten geschrieben, "das sei der beste erste Monat, der beste zweite Monat und wirklich der beste dritte Monat", fügte er hinzu.
Das sehen andere wohl anders als der US-Präsident. Nach der Einführung fast weltweiter Strafzölle schwankt der Aktienmarkt stark, die US-Zentralbank Federal Reserve und Expert:innen warnen vor einer Rezession. Auch die Arbeitslosigkeit ist gestiegen. Unter den Jobsuchenden befinden sich zudem zahlreiche Bundesbedienstete, die nach einem Trump-Dekret von ihren Posten entlassen wurden.
Schlechteste Zustimmungswerte seit über 60 Jahren
Von der Behauptung, es seien die drei "besten" Monate gewesen, sind auch die US-Amerikaner:innen nicht überzeugt. Laut einer neuen CNN-Umfrage hat Trump eine Zustimmungsrate von 41 Prozent - die schlechtesten seit 70 Jahren. Der letzte US-Präsident mit so niedrigen Zustimmungswerten nach 100 Tagen war Dwight D. Eisenhower, der von 1953 bis 1961 Präsident war. Auch er war Republikaner.
Trump übertrumpft mit der historisch schlechten Zustimmungsrate auch seine eigene erste Amtszeit.
Alle wichtige Themen im Minus
Trump verliert dabei bei fast allen wichtigen Themen, denen er sich bis jetzt angenommen hat, an Zustimmung in der Bevölkerung. Die Einführung seines umfassenden Zollpakets Anfang März ließ Trumps Zustimmungswerte etwa beim Thema Inflation um 9 Prozentpunkte auf 35 Prozent sinken. Im Zusammenhang mit der Wirtschaftspolitik fiel die Zustimmung auf ein Karrieretief von 39 Prozent.
Nur etwa die Hälfte (52 Prozent) hat Vertrauen in Trumps Fähigkeit, mit der Wirtschaft umzugehen. Damit liegt Trump um 13 Punkte hinter einer CNN-Umfrage vom Dezember.
Auch die Umstrukturierung der Bundesregierung kommt nicht gut an: 57 Prozent geben an, dass Trump das Land unnötig in Gefahr bringe. Noch höher fällt die Ablehnung von Trumps Außenpolitik aus, dazu zählen etwa der Kuschelkurs mit Kreml-Chef Wladimir Putin oder die Aussetzung vieler ausländischen Hilfsprogramme: 60 Prozent sind dagegen, nur 39 Prozent stimmen seiner Haltung zu.
Sogar bei der Einwanderung sinkt das Vertrauen in Trumps Handeln auf 45 von zuvor 51 Prozent im März. Im Dezember waren es noch 60 Prozent.
"Flitterwochen eines Präsidenten"
Von erfolgreichen 100 ersten Tagen ist also keineswegs die Rede. Kein guter Vorbote, denn: "Die ersten 100 Tage sind normalerweise die Tage, wo es am einfachsten ist", merkt der ehemalige US-Botschafter, Martin Weiss, im PULS 24 Interview an.
"Das sind so ein bisschen die Flitterwochen eines Präsidenten. Danach wird's schwieriger. Wenn jetzt schon die ersten 100 Tage so unrund gelaufen sind, was kommt dann noch?", fragt sich Weiss weiter.
Und er warnt Europa: Man müsse sich auf sich selbst besinnen und nicht mehr auf die "Unterstützung der USA verlassen". In der derzeitigen "Unordnung" würde sich zudem China in Position als neue Supermacht bringen. Darauf müsse Europa ebenfalls gefasst sein.
Video: 100 Tage Trump
Weitere Vorhaben in den USA
Trump lässt die Kritik wie üblich kalt. Er plant am Dienstag zu einer Kundgebung nach Michigan zu reisen, um den 100-Tage-Meilenstein zu feiern. Es soll aber nicht nur eine feierliche Ansprache geben, auch stehen weitere Vorhaben von Trump im Raum, erzählt ein Beamter, der sich nur anonym äußerte, der Nachrichtenagentur Reuters.
Die kommenden Wochen und Monate seien demnach die Fantasie eines Konservativen. Es stünden "Torpedos" bevor, wie etwa neue Dekrete und ein Einreiseverbot für Bürger:innen aus Dutzenden Ländern. Schon in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident hatte Trump solch einen "Travel-Ban" eingeführt, sein Nachfolger, US-Präsident Joe Biden, kippte ihn 2021 kurz nach seiner Angelobung.
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Die Weltpolitik dürfte mit Trump im Amt wohl turbulent bleiben. Zumindest jenen Beamten, der mit Reuters gesprochen hat, schreckt das nicht ab: "Jeden Morgen, wenn ich aufwache, ist es, als würde ich in einer Traumwelt leben", wird er zitiert. Dass er damit auch in den USA zur Minderheit gehört, scheint ihn nicht zu stören.
Zusammenfassung
- Am 29. April ist es genau 100 Tage her, dass Donald Trump zum zweiten Mal seine Arbeit als US-Präsident aufgenommen hat.
- Seitdem geht es in der Weltpolitik turbulent zu.
- Trump selbst gibt sich Bestnoten für die Anfangszeit, doch seine Zustimmungsrate ist so niedrig wie bei keinem Präsidenten seit über 60 Jahren.
- Dabei seien die ersten 100 Tage die "Flitterwochen eines Präsidenten", so der ehemalige US-Botschafter Martin Weiss.