"Helft uns"
Aus den USA abgeschoben: Panama hält Migranten in Hotel fest
Die Beziehung zwischen den USA und Panama kann in den vergangenen Wochen wohl als ambivalent bezeichnet werden. Drohte US-Präsident Donald Trump vor kurzem noch mit der gewaltsamen Übernahme des Panama-Kanals, will das Land in Zentralamerika nun zu einer "Brücke" für Abschiebung von Migrant:innen aus den Vereinigten Staaten werden, wie Präsident José Raúl Mulino betonte.
In der vergangenen Woche kamen bereits drei Flugzeuge mit aus den USA abgeschobenen Menschen in Panama an. Darin befanden sich 299 illegale Migrant:innen aus zehn unterschiedlichen Ländern, die vorerst im Decápolis Hotel in Panama-Stadt einquartiert wurden.
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Laut dem US-Ministerium für Heimatschutz haben sich die abgeschobenen Menschen illegal in den Vereinigten Staaten aufgehalten. "Kein einziger dieser Ausländer hat zu irgendeinem Zeitpunkt während der Bearbeitung ihres Falles oder des Gewahrsams Angst vor einer Rückkehr in sein Heimatland geäußert", betonte Tricia McLaughlin, eine Sprecherin der Behörde. Die Migrant:innen seien "ordnungsgemäß aus dem Land ausgewiesen" worden.
"Helft uns", "Wir sind nicht sicher"
Bilder vom Decápolis Hotel sprechen jedoch eine andere Sprache. Zu sehen sind verzweifelte Menschen, die hinter den Fenstern des Hotels stehen und um Hilfe flehen. Auf einem Foto sieht man etwa zwei Migrantinnen, die eine klare Botschaft an die Außenwelt richten: "Wir sind nicht sicher in unseren Ländern."
Weitere Migrant:innen schrieben mit Lippenstift "Helft uns" auf ein Fenster des Hotels. Andere verdeutlichen mit ihren Gesten, dass sie in dem Hotel gegen ihren Willen festgehalten werden.
Entgegen der offiziellen Erklärung des US-Ministeriums für Heimatschutz berichtete auch die "New York Times" davon, dass zumindest ein Teil der Migrant:innen in den Vereinigten Staaten um Asyl angesucht habe. Einigen davon drohe bei einer Rückkehr in ihre Heimat der Tod. So etwa einer Iranerin, die vom Islam zum Christentum konvertiert ist.
Bewaffnete Soldaten vor Hotel
Panamas Regierung betonte in den vergangenen Tagen, dass man die Migrant:innen nicht inhaftiert habe, das Hotel dürfen sie aber dennoch nicht verlassen. Obwohl die Menschen in dem Hotel laut der panamaischen Regierung "keine Vorstrafen" hätten, erklärte Frank Ábrego, Panamas Minister für öffentliche Sicherheit, die Maßnahme damit, dass man "die Sicherheit und den Frieden" der Panamaer:innen garantieren müsse.
Die Regierung stationierte vor und in dem Hotel bewaffnete Soldat:innen, zudem habe man den Migrant:innen laut mehreren Medienberichten die Pässe abgenommen.
Selbstmord- und Fluchtversuche
Ábrego erklärte weiters, dass die Migrant:innen medizinische Versorgung und Essen erhalten würden. Laut Medienberichten ist ihnen jedoch der Kontakt mit der Außenwelt verboten worden, zudem werde ihnen auch der Austausch mit Anwälten verwehrt.
Mindestens eine Person habe in dem Hotel bereits versucht, Selbstmord zu begehen, zitiert die "New York Times" mehrere Migrant:innen. Ein weiterer habe sich bei einem Fluchtversuch das Bein gebrochen. Einem Migranten sei es gelungen, mithilfe eines versteckten Mobiltelefons eine verzweifelte Nachricht zu verschicken: "Nur ein Wunder kann uns retten".
128 Menschen verweigern Rückkehr in Heimatland
Laut Ábrego haben 171 der 299 zugesagt, freiwillig in ihre Heimatländer zurückkehren zu wollen. Die übrigen 128 Personen stünden in Kontakt mit den Behörden der Vereinten Nationen, um für sie Ziele in sicheren Drittstaaten zu finden. In der Zwischenzeit sollen sie in eine Einrichtung für Migrant:innen an der kolumbianischen Grenze gebracht worden sein.
Video: Kritik an US-Präsident Donald Trump
Zusammenfassung
- In einem Hotel in der Hauptstadt Panamas werden 299 Menschen festgehalten, die unter US-Präsident Donald Trump aus den USA abgeschoben wurden.
- Laut der panamaischen Regierung hat man die Migrant:innen "vorübergehend in Gewahrsam" genommen.
- Sie dürfen das Hotel nicht verlassen und auch der Kontakt zur Außenwelt wurde ihnen verboten.