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Haider-Wallner neue Grünen-Chefin im Burgenland

Die burgenländischen Grünen haben am Samstag bei ihrer Landesversammlung in Eisenstadt Anja Haider-Wallner mit 91,1 Prozent zur neuen Landessprecherin gewählt. Sie war die einzige Bewerberin für die Nachfolge von Regina Petrik. Generalsekretärin Olga Voglauer verwies in ihrer Eröffnungsrede auf die grünen Erfolge in der Bundesregierung und betonte, dass man dort auch kommendes Jahr den Auftrag erfüllen werde.

Von den 46 abgegebenen Stimmen waren 45 gültig. 41 davon entfielen auf Haider-Wallner, das sind 91,1 Prozent. Nach Verkündung des Ergebnisses nahm sie die Wahl an. Petrik hatte bei ihrer Wiederwahl 2020 86 Prozent (50 von 58 gültigen Stimmen) erzielt. Sie übte die Funktion von 2012 bis 2023 aus.

Zu Haider-Wallners Stellvertreter wurde Philip Juranich gewählt. Der Burgenlandkroate sitzt in Unterpullendorf (Bezirk Oberpullendorf) für die den Grünen nahestehende Liste "Mi Skupa - Miteinander" im Gemeinderat. Finanzreferentin wird Christa Wendelin aus Parndorf (Bezirk Neusiedl am See).

Nach ihrer Kür zeigte sich Haider-Wallner zufrieden mit dem Ergebnis: "Ich freue mich sehr über den Zuspruch." Für die Landtagswahl 2025 will sie sich als Spitzenkandidatin bewerben und als solche "jedenfalls dazugewinnen". Aktuell haben die Grünen zwei Sitze im Landtag, nach dem Urnengang 2025 sollen es drei sein, gab sie als Ziel vor: "Drei wären schön." Das Burgenland verfüge zwar über wenige große urbane Zentren - in denen die Grünen normalerweise stärker seien -, sie sehe das aber "als Ansporn, in die Regionen zu gehen".

In ihrer Vorstellung erklärte Haider-Wallner, sie sei mütterlicherseits von der SPÖ geprägt worden, väterlicherseits von der ÖVP, von klein auf habe sie daher mit unterschiedlichen Weltbildern gelebt: "Das hat mich geprägt. Schwarz und Rot ergibt in meinem Fall grün." Ein Grund für ihr Engagement bei den Grünen sei auch, dass sie die einzige Partei im Burgenland seien, in der Frauen so mitgestalten können. Einsetzen möchte sie sich als Landessprecherin für eine klimagerechte Zukunft, für soziale Gerechtigkeit und für lebendige Ortskerne mit einer gut verankerten regionalen Wirtschaft.

Im nächsten Jahr müsse sich die Partei auf drei Wahlen vorbereiten - neben EU- und Nationalratswahl steht dann Anfang 2025 die Landtagswahl an. Von der Landespartei sollen die Ehrenamtlichen bestmöglich in ihrem Engagement unterstützt werden. Ein Erfolgsrezept in Eisenstadt etwa seien Interviews mit Menschen über ihre Bedürfnisse gewesen: "Da kam unglaublich viel zurück und dadurch entstanden auch Beziehungen. Wir müssen rausgehen und möglichst viele Kontakte haben."

Menschen würden sich oft nicht trauen, sich für die Grünen zu engagieren, da sie etwa um ihre Jobs beim Land fürchten müssten. "Wir haben eine Unkultur, die im Burgenland besonders stark ausgeprägt ist", kritisierte Haider-Wallner. "Ich möchte das ansprechen und einen Kulturwandel, für mehr grün engagierte Menschen."

Während "Politrentner Abstecher nach Afghanistan machen" oder "ein paar E-Mails anscheinend falsche Wege genommen haben", hätten die Grünen es auf Bundesebene geschafft, eine Pflegereform und eine ökosoziale Steuerreform durchzubringen, so Voglauer in ihrer Ansprache. Auch die Abschaffung des Amtsgeheimnisses hob sie hervor. "Wir übernehmen Verantwortung für die nächste Generation", betonte Voglauer. Ebenso würden die Grünen im Burgenland den Unterschied ausmachen, da sie im Landtag vertreten sind und Missstände aufdecken. Auch im nächsten Jahr werde man auf Bundesebene noch den Auftrag erfüllen, so die Generalsekretärin.

Die Grünen sollen darauf vertrauen, was bereits geschafft wurde, denn fertig sei "das Ganze" 2024 noch nicht. Die Grünen brauche es "mehr denn je, damit die soziale Gerechtigkeit verankert ist und die Klimawende als soziale Wende verstanden wird". Bei Petrik bedankte sich Voglauer für ihren Einsatz und meinte an ihre Nachfolgerin gerichtet, sie freue sich, dass sie Haider-Wallner bald unter den Länderspitzen begrüßen darf.

Unter den Teilnehmern bei der Landesversammlung waren auch die frühere Landessprecherin Grete Krojer und der Nationalratsabgeordnete Michel Reimon. Petrik selbst wird weiterhin Obfrau des Landtagsklubs bleiben und berichtete über die Initiativen des Klubs, bevor sie sich bei scheidenden und weiterhin kandidierenden Vorstandsmitgliedern sowie Wegbegleiterinnen und -begleitern bedankte.

Bundessprecher Werner Kogler und Bundesgeschäftsführerin Angela Stoytchev gratulierten der neuen Landessprecherin in einer Aussendung: "Mit Anja Haider-Wallner an der Spitze haben die Grünen Burgenland eine starke Stimme für den Klimaschutz und für ein solidarisches Miteinander." Das Burgenland braucht starke Grüne für die vielseitigen Herausforderungen dieses Bundeslandes, so die Bundesspitze. Auch die SPÖ Burgenland gratulierte Haider-Wallner zur neuen Funktion.

Haider-Wallner wurde am 21. September 1979 in Eisenstadt geboren. Sie lebt in einer Lebensgemeinschaft und ist Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Die 44-Jährige steht kurz vor ihrem MBA-Abschluss an der FH BFI Wien in "Digital Marketing & Data Management", ist Unternehmensberaterin und Trainerin. In ihrer Freizeit kocht sie gerne, liest und wandert.

Haider-Wallner ist seit 2007 Mandatarin in der Wirtschaftskammer und war von 2014 bis 2023 Sprecherin der Grünen Wirtschaft. Von 2016 bis heuer war sie auch Mitglied des Bundesvorstands der Grünen Wirtschaft. Die Eisenstädterin ist seit 2015 Gemeinderätin und seit 2022 Klubobfrau. Thematisch engagiert sie sich in der Landeshauptstadt unter anderem für die Stadtteil-Entwicklung. Haider-Wallner war auch Mitbegründerin des genossenschaftlich organisierten Beschäftigungsprojekts und Lokals "Freu-Raum". Ihre Funktion als Obfrau hier legt sie mit Jahresende zurück.

ribbon Zusammenfassung
  • Die burgenländischen Grünen haben am Samstag bei ihrer Landesversammlung in Eisenstadt Anja Haider-Wallner mit 91,1 Prozent zur neuen Landessprecherin gewählt.
  • Sie war die einzige Bewerberin für die Nachfolge von Regina Petrik.
  • Das Burgenland braucht starke Grüne für die vielseitigen Herausforderungen dieses Bundeslandes, so die Bundesspitze.
  • Von 2016 bis heuer war sie auch Mitglied des Bundesvorstands der Grünen Wirtschaft.