Scheuba: Dann wäre jeder zweite "Maturant ein Extremist"
Die Proteste rund um die internationale Gas-Konferenz gingen auch am Mittwoch weiter. Im Zuge einer Protestaktion färbten die Aktivist:innen sechs Brunnen grün ein. Das Verständnis für die Klimaproteste ist in der Diskussionsrunde unterschiedlich ausgeprägt. Petra Stuiber, stellvertretende Chefredakteurin des Standards, findet: "Protest, der niemandem wehtut und niemanden auf die Nerven geht, ist kein wirklicher Protest".
Für viele junge Menschen sei der Klimaschutz ein "Herzensanliegen". Die Methoden finden gewiss nicht bei allen Gefallen, sagte Stuiber: "Man gewinnt zwar keine Freunde, aber vielleicht Menschen, die sich der Bewegung anschließen". Und die Aktivist:innen sind auf jeden Fall erfolgreich, Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken.
Für Politikberater Robert Willacker sind die Protestformen, wie das Kleben auf Straßen, aber durchaus problematisch: "Da verliert man auch die Menschen". Demokratiepolitisch sei der Fokus aber auch problematisch, glaubt er: "Klimaschutz ist ein gesellschaftliches Interesse unter vielen". Mit begrenzten Ressourcen müsse die Politik da mehrere Sachen unter einen Hut bekommen.
"Jeder zweite österreichische Maturant ein Extremist"
Die heftige Kritik an den Klimaprotesten hält Kabarettist Florian Scheuba unterdessen für überzogen. ÖVP-Politikerin Laura Sachslehner bezeichnete die Aktivist:innen, die das Brunnenwasser einfärbten, auf Twitter als "Extremisten". Bei dieser Analyse sei laut Scheuba jedoch, "glaub’ ich, jeder zweite österreichische Maturant ein Extremist. Das Brunnen-Einfärben ist der klassische Maturastreich, der in Österreich eigentlich zum Brauchtum gehört".
Sich an Regeln zu halten, gehöre jedoch auch zum Erwachsenwerden dazu, findet Willacker. Sollte die Gesellschaft "jedes Mittel" bei diesen Klimaprotesten akzeptieren, "da öffnen wir der Willkür Tür und Tor". Er ortet in den Medien und der Justiz gar "Sympathisanten dieser Willkür". Würden dieselben Protestformen für andere Anliegen gewählt, sähe die Welt anders aus: "Wir würden hier in einem ganz anderen Ton reden, wenn sich junge Leute zum Beispiel gegen illegale Massenmigration auf die Straße kleben würden".
Stuiber fordert jedoch "ein bisschen Gelassenheit". Die Anti-Corona-Demos seien von der Polizei teilweise recht "gelassen" begleitet worden, während hier gegen Klimaaktivist:innen mit "weiß-ich-nicht-wie-vielen-Hunderten Kilos Pfefferspray" vorgegangen worden sei. Strafen für Regelübertretungen gebe es auch bei Klimaprotesten, sie kann dem Willkür-Argument demnach nichts abgewinnen.
Zusammenfassung
- Was bringen die Klimaproteste? Das diskutierten am Mittwoch bei WildUmstritten Standard-Journalistin Petra Stuiber, Politikberater Robert Willacker und Kabarettist Florian Scheuba.
- Während Stuiber Gelassenheit fordert, glaubt Willacker, dass bei der aktuellen Debatte auch "Willkür" im Spiel ist.