AK-Studie
Bedingungen in "systemrelevanten" Jobs schlechter geworden
Statt der versprochenen Anerkennung hätten sich die Arbeitsbedingungen in der Corona-Pandemie verschlechtert und seien schlecht geblieben, so AK-Präsidentin Renate Anderl. Sie fordert deshalb höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen.
Insgesamt arbeiten rund 1,4 Millionen Menschen in einem "systemrelevanten" Beruf, darunter besonders viele Frauen und Personen mit Migrationshintergrund.
"Systemrelevant" seien jene Tätigkeiten, die auch in Krisenzeiten ohne Aussetzung und vor Ort weiter ausgeübt werden müssten und die Grundversorgung aufrechterhalten, erklärte Studienautor Daniel Schönherr vom Meinungsforschungsinstitut Foresight.
Dazu zählen etwa Reinigungskräfte, Angestellte im Lebensmittelhandel, in der Alten- und Behindertenbetreuung, Pflege und Kindergärten, Polizeibeamte, Ärztinnen und Ärzte sowie Lehrpersonal.
Arbeitsklima verschlechtert
Bereits vor fünf Jahren wurde in einer AK-Studie die Situation der im Zuge der Corona-Pandemie in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückten "systemrelevanten" Berufen untersucht. Die Folgestudie von Foresight zeigt nun, dass sich lange und unregelmäßige Arbeitszeiten seitdem ausgebreitet haben. Sagten bis 2020 15 Prozent der "systemrelevant" Beschäftigten, dass sie "häufig" Überstunden machen, ist dieser Anteil seither auf ein Viertel gestiegen.
Besonders stark zugenommen haben Mehr- und Überstunden in der medizinischen Assistenz, Altenpflege und unter Kindergartenpädagoginnen. Der Anteil der unregelmäßigen Arbeitszeiten oder auf Abruf stieg seit 2020 von 15 auf 23 Prozent. Am stärksten betroffen sind hier Berufsfahrerinnen und -fahrer und Zusteller.
Verschlechtert hat sich laut der Studie auch das innerbetriebliche Arbeitsklima und Konflikte zwischen mit den Arbeitgebern verstärkt.
Bei der wahrgenommenen gesellschaftlichen Anerkennung gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Berufsgruppen. Nur 25 Prozent in der Altenpflege, Reinigung oder Berufsfahrer empfinden, dass ihre Tätigkeit von der Gesellschaft wertgeschätzt wird, unter den Supermarktmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, Elementarpädagoginnen und -pädagogen und Beschäftigten der Energie- und Wasserversorgung sind es 63 Prozent und bei IT-Fachkräften, Ärztinnen und Ärzten, Apothekern und Lehrpersonal 79 Prozent.
Anderl fordert Verbesserung der Arbeitsbedingungen
Die während der Corona-Pandemie "gefeierten Heldinnen und Helden sind ganz schnell wieder aus den Medien verschwunden, geblieben sind nach wie vor schlechte Arbeitsbedingungen und geringe Entlohnung", kritisiert AK-Präsidentin Anderl.
Die von der Bundesregierung angekündigte Aufnahme von Pflegekräften in die Schwerarbeitsverordnung sei ein Schritt in die richtige Richtung, "aber nur ein Schritt, andere müssen folgen", so Anderl.
Angesichts der schlechten Arbeitsbedingungen würden viele Beschäftigte schon lange vor einem möglichen Pensionsantritt dem Beruf den Rücken kehren, nötig sei daher eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
Konkret fordert die AK höhere Löhne für besonders verantwortungsvolle, fordernde Berufe wie Pflege oder Kinderbetreuung, einen 50-prozentigen Mehrarbeitszuschlag ab der ersten Stunde auch für Teilzeitkräfte, sowie für diese einen leichteren Zugang zu Vollzeitarbeitsplätzen, Arbeitszeitverkürzungen und einen Flexibilitätszuschlag bei kurzfristigen Dienstplanänderungen.
Für die Studie wurden Daten der Statistik Austria, des Österreichischen Arbeitsklimaindex und der Österreichische Demokratiemonitor verwendet, zudem wurde eine Gruppendiskussion mit 14 "systemrelevanten" Beschäftigten durchgeführt.
Video: Gesundheitsbereich sucht Fachkräfte
Zusammenfassung
- Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie haben sich die Arbeitsbedingungen von Menschen in "systemrelevanten" Berufen nicht verbessert.
- Das zeigt eine Studie im Auftrag der Arbeiterkammer, die am Montag in Wien präsentiert wurde.
- Statt der versprochenen Anerkennung hätten sich die Arbeitsbedingungen in der Corona-Pandemie verschlechtert und seien schlecht geblieben, so AK-Präsidentin Renate Anderl.
- Sie fordert deshalb höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen.