APA/HANS KLAUS TECHT

Konto überzogen, Rücklagen weg: Finanzielle Lage für Junge "prekär"

Eine aktuelle Umfrage der Arbeiterkammer zeigt, wie schwer die Teuerungen der vergangenen Monate junge Österreicher:innen getroffen haben. Ein Drittel schätzt die eigene finanzielle Lage als prekär ein, viele der Befragten mussten Rücklagen aufbrauchen oder sich Geld leihen.

Die Teuerungen haben einen großen Teil der jungen Menschen in Österreich hart getroffen. Ein Drittel schätzt die eigene finanzielle Lage als prekär ein, wie eine Umfrage der Arbeiterkammer (AK) zeigt.

Für den ersten AK-Jugendmonitor wurden durch Foresight von Mitte Februar bis Anfang April 1.200 Personen zwischen 16 und 29 mit Wohnsitz in Österreich befragt. Künftig soll der Monitor jährlich erstellt werden.

Etwas mehr als die Hälfte der Befragten hat im letzten Jahr finanzielle Rücklagen aufgebraucht, das Konto überzogen, im privaten Kreis Geld geliehen oder einen Bankkredit aufgenommen.

Etwa ein Viertel konnte entweder nicht wie geplant umziehen oder musste sich wegen gestiegener Kosten ein neues Zuhause suchen.

Etwa 20 Prozent begannen aufgrund der Kosten eine Aus- oder Weiterbildung nicht beziehungsweise brachen diese sogar ab. All diese Auswirkungen sind in den finanziell schwächeren Schichten deutlich ausgeprägter.

Eklatante Unterschiede

Rund 30 Prozent der Befragten sind hingegen finanziell gut abgesichert - etwa durch eigene Einkünfte, die Unterstützung der Eltern oder gar prospektive Erbschaften.

Für 40 Prozent reichen eigene Einkünfte beziehungsweise die Unterstützung der Eltern jedenfalls aus. Für das letzte Drittel dagegen reicht es nur knapp beziehungsweise gar nicht.

Video: Teuerung belastet Familien stark

Hälfte spart bei Lebensmitteln

Insgesamt hat knapp die Hälfte aller Befragten im letzten Jahr aufgrund der Teuerung beim Lebensmitteleinkauf eingespart, 44 Prozent taten dies beim Urlaub. 41 Prozent schränkten sich beim Fortgehen ein, 36 Prozent schoben geplante Anschaffungen auf.

Die jeweiligen Prozentwerte für das "untere Drittel" sind jeweils deutlich höher - die Einschränkungen "ziehen sich aber bis in die Mitte hinein", so Studienautorin Martina Zandonella bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

Junge fühlen sich schlecht vertreten

Ebenfalls abgefragt wurde das Vertrauen in die Demokratie. Demnach ist nicht einmal ein Drittel der Jungen der Ansicht, "dass Menschen wie ich im Parlament gut vertreten" sind.

Nur 46 Prozent meinen, dass es "eine politische Partei gibt, die meine Anliegen ernst nimmt". Und gerade die Hälfte glaubt, dass sie mit politischer Beteiligung etwas bewirken kann - diese Prozentwerte sind im unteren Drittel geringer, vor allem Lehrlinge sind pessimistischer.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Drittel der jungen Menschen in Österreich schätzt ihre finanzielle Lage als prekär ein, wie eine Umfrage der Arbeiterkammer zeigt.
  • Mehr als die Hälfte der Befragten hat im letzten Jahr finanzielle Rücklagen aufgebraucht oder Schulden gemacht.
  • Knapp die Hälfte hat beim Lebensmitteleinkauf eingespart.
  • Nur 46 Prozent der jungen Menschen glauben, dass es eine politische Partei gibt, die ihre Anliegen ernst nimmt.