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Beteiligung an Hamas-Massaker? UNO entlässt Mitarbeiter

Wegen des Verdachts einer Verwicklung in den Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober hat das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) mehrere Mitarbeiter entlassen.

Die israelischen Behörden hätten Informationen zu den Vorwürfen vorgelegt, er habe daraufhin sofort die Verträge der betroffenen Mitarbeiter aufgekündigt und eine Untersuchung in die Wege geleitet, erklärte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini am Freitag. Die USA setzten umgehend ihre Zahlungen an UNRWA aus.

"Zur Rechenschaft gezogen"

"Jeder UNRWA-Mitarbeiter, der in Terrorakte verwickelt war, wird zur Rechenschaft gezogen werden, auch durch strafrechtliche Verfolgung", erklärte UNRWA-Generalkommissar Lazzarini. UN-Generalsekretär António Guterres sei "entsetzt", sagte dessen Sprecher Stéphane Dujarric. Es werde eine "dringende und umfassende unabhängige Überprüfung des UNRWA vorgenommen", kündigte der Sprecher an. Guterres drohte demnach den Betroffenen ebenfalls mit einer sofortigen Entlassung sowie strafrechtlichen Konsequenzen, sollte die Untersuchung ihre Beteiligung an den Attacken ergeben.

Die USA setzten aufgrund der Vorwürfe ihre künftigen Zahlungen an UNRWA aus. Das Außenministerium in Washington zeigte sich "extrem beunruhigt" wegen des Verdachts, dass zwölf UNRWA-Mitarbeiter in den "Terrorangriff der Hamas" verwickelt gewesen sein könnten. Die USA hätten daher "vorläufig" ihre zusätzliche Unterstützung für das UN-Hilfswerk gestoppt.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärte, die Gemeinschaft prüfe ihr Vorgehen und werde Konsequenzen aus den Ergebnissen einer umfassenden Untersuchung ziehen.

UNRWA kritisiert Israel regelmäßig

Die radikalislamische Hamas hatte bei ihrem brutalen Großangriff am 7. Oktober auf mehrere Orte im Süden Israels nach israelischen Angaben etwa 1140 Menschen getötet und rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor, erklärtes Ziel ist die Zerstörung der Hamas.

Die UNRWA hatte wiederholt scharfe Kritik am militärischen Vorgehen Israels im Gazastreifen geübt. Lazzarini sprach erst kürzlich von einer "humanitären Katastrophe" in dem Palästinensergebiet. Der Krieg habe "Tod, Zerstörung, Vertreibung, Hunger, Verlust und Trauer" gebracht. Er verurteilte aber auch die "schrecklichen Angriffe" der Hamas auf Israel.

Die israelische Regierung hatte UN-Organisationen und dem Roten Kreuz wiederholt vorgeworfen, sich auf die Seite der Palästinenser im Gazastreifen zu stellen und mit der Hamas zusammenzuarbeiten. Erst am Donnerstag hatte Israel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf vorgeworfen, alle "Beweise" für die "terroristische Nutzung" von Krankenhäusern durch die Hamas zu ignorieren. Die WHO zeige damit ein "geheimes Einverständnis" mit der Hamas.

Die WHO wies die Vorwürfe am Freitag zurück. "Solche falschen Behauptungen sind schädlich und können unsere Mitarbeiter gefährden, die ihr Leben riskieren, um den Schwachen zu helfen", erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus im Onlinedienst X, vormals Twitter. "Als Organisation der Vereinten Nationen ist die WHO unparteiisch und setzt sich für die Gesundheit und das Wohlergehen aller Menschen ein."

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hatte zudem gesagt, das Emirat Katar, das die Hamas finanziere, sei "noch problematischer" als die Vereinten Nationen oder das Rote Kreuz.

Das 1949 gegründete UNRWA leistet humanitäre Hilfe für Palästinenser im Gazastreifen, im Westjordanland sowie in Jordanien, Syrien und im Libanon. Das Hilfswerk hat wiederholt erklärt, seine Arbeit im Gazastreifen stehe aufgrund von Überlastung kurz vor dem Zusammenbruch.

Deutschland unterstützte das UNO-Hilfswerk eigenen Angaben nach im Jahr 2023 mit mehr als 200 Millionen Euro. Im November vergangenen Jahres hatte Außenministerin Annalena Baerbock wegen des Leids der Zivilbevölkerung im Gazastreifen eine Aufstockung der Hilfe unter anderem für UNRWA angekündigt.

Österreich ist "schockiert"

Auch Österreich und andere EU-Staaten gehören zu den Geldgebern. Aus dem Außenministerium (BMEIA) verlautete dazu auf APA-Anfrage: "Der österreichische Beitrag zu UNRWA gliedert sich in einen jährlichen Beitrag von rund 400.000 Euro sowie in projektbezogene Beiträge von drei Millionen Euro pro Jahr für ein Gesundheitsprojekt."

Zu den aktuellen Entwicklungen hieß es in einer - auch auf "X" verbreiteten Stellungnahme: "Die Anschuldigungen, wonach UNRWA Mitarbeiter in die barbarischen Terroranschläge vom 7. Oktober involviert gewesen sein sollen, sind schockierend. Die Vereinten Nationen müssen über jede Kritik erhaben sein, auch im Interesse der eigenen Glaubwürdigkeit. Wir verlangen daher von der UNO vollste Transparenz und eine rasche, lückenlose Aufklärung über die Anschuldigungen und über das weitere Vorgehen der Organisation."

ribbon Zusammenfassung
  • Wegen des Verdachts einer Verwicklung in den Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober hat das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) mehrere Mitarbeiter entlassen.
  • Das UNO-Palästinenserhilfswerk UNRWA untersucht die mögliche Beteiligung seiner Mitarbeiter am Hamas-Massaker in Israel, nachdem Israel entsprechende Informationen übermittelt hat.
  • Die USA haben ihre finanzielle Unterstützung für das UNRWA vorübergehend ausgesetzt, während UNO-Generalsekretär António Guterres seine Bestürzung über die Nachricht ausdrückte und eine gründliche Untersuchung forderte.