Besorgte Botschafter bei ÖVP-Geheimtreffen zu Koalition
Mehrere Diplomaten informierten sich am Freitag bei einem kurzfristig angesetzten Termin im Parlament beim außenpolitischen Sprecher der ÖVP und Europaabgeordneten Reinhold Lopatka über die aktuelle Lage, berichtete am Samstag die "Kleine Zeitung" (Online-Ausgabe).
"Der Raum platzte aus allen Nähten", so der Botschafter eines EU-Lands.
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"In einigen Hauptstädten ist die Sorge groß"
Lopatka hatte nicht nur alle 26 EU-Botschafter, sondern auch die Chefdiplomaten der USA, Israels, Moldaus, der Ukraine, aller Balkanländer, sowie der Schweiz, Norwegens, Islands und Liechtensteins eingeladen. "Alle kamen, und hatte ein Botschafter keine Zeit, schickte er seinen Stellvertreter."
Nur der Nuntius wurde nicht gesichtet. "Wir wollten aus erster Hand erfahren, wie es um die Verhandlungen steht, worauf Österreich zusteuert, denn in einigen Hauptstädten ist die Sorge groß", erzählte der nicht näher genannte Botschafter der "Kleinen Zeitung".
Im Rahmen der eineinhalbstündigen Veranstaltung legte Lopatka demnach ein klares Bekenntnis zu Europa ab, beteuerte, dass die EU für die ÖVP nicht verhandelbar sei, und versicherte, dass man die von der EU eingeschlagene Sanktionspolitik gegenüber dem russischen Aggressor auch künftig mittragen werde.
Auch unterstütze Österreich den Kurs der Balkanländer, die ihre Zukunft in der EU sehen. Doch dürften die Fronten in der blau-türkisen Verhandlungsgruppe im Bereich Europa, Außenpolitik und Internationales völlig festgefahren sein, schreibt die "Kleine Zeitung".
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Zusammenfassung
- In Wien trafen sich 26 EU-Botschafter sowie Diplomaten aus den USA, Israel und weiteren Ländern, um sich über die Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP zu informieren.
- Reinhold Lopatka betonte bei dem Treffen die Unverhandelbarkeit der EU für die ÖVP und die fortgesetzte Unterstützung der EU-Sanktionspolitik gegen Russland.
- Obwohl Österreich den EU-Kurs der Balkanländer unterstützt, sind die Verhandlungen in den Bereichen Europa und Außenpolitik festgefahren.