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An der Töpferscheibe: "Aus Stille geformt" von Ingrid Kloser

So viel über die Kunst des Töpferns wie bei "Aus Stille geformt" erfährt man wohl nur aus wenigen Büchern. Doch Ingrid Kloser, 1962 in Hard am Bodensee geboren und heute in Wien lebend, hat kein Sachbuch, sondern einen Roman geschrieben. Er spielt fast zur Gänze in einer Bregenzerwälder Werkstatt und nähert sich seiner eigentlichen Hauptgeschichte über den Umweg der Töpferscheibe. Die junge japanische Praktikantin, so stellt sich heraus, ist die Tochter des Töpfermeisters.

Kloser versteht es, eine ruhige, kontemplative Atmosphäre zu etablieren, in der sich die fachliche und die künstlerische Seite der Töpferkunst die Waage halten. Ganz selbstverständlich stehen hier Materialkunde und handwerkliches Geschick neben Fragen der Inspiration. Man lernt über die Beschaffenheit von Ton und die richtige Art, einen Holzbrennofen zu befeuern. Und man ahnt, dass dahinter mehr stecken muss.

"Aus Stille geformt" liest sich über viele Seiten wie eine Literatur gewordene Meditationsübung, eine Yoga-Stunde beim Formen von Tongeschirr. Nicht "Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten", sondern "Zen und die Kunst, einen Tonbatzen im Kreis zu drehen und daraus etwas Schönes entstehen zu lassen". Und in dieser Ruhe entsteht auch eine Nähe zwischen Friedrich und Akiko, deren Wesen einander ebenso ähneln wie ihre Begabung für das Töpfern.

Recht früh legt Kloser die Fährte aus, dass sich in diesem Künstlerroman auch eine Vater-Tochter-Geschichte verbirgt, und damit ist die Ruh' dahin. Dass Friedrich bei einem Japan-Aufenthalt als junger Mann Akikos verheiratete Mutter kennen und lieben lernte und doch wieder nach Europa zurückkehrte, ohne um diese Liebe zu kämpfen und sich zu ihr zu bekennen, nimmt ihm die junge Frau sehr übel. Auch zur Mutter, die nun das Praktikum einfädelte, ohne Farbe zu bekennen, und zu deren japanischem Mann, den sie immer als ihren Vater ansah, muss sich Akiko neu verhalten.

Aus dem meditativen Arbeiten an der richtigen Form wird zunehmend ein hitziges Familiendrama. Temperatursprünge tun den tönernen Werkstücken gar nicht gut, haben wir gelernt. Ingrid Kloser jedoch schafft es, ihre Geschichte vor dem Zerreißen zu bewahren. Und formt aus zwei sehr verschiedenen Teilen doch eine eigenwillige, aber überzeugende Einheit.

(Von Wolfgang Huber-Lang/APA)

(S E R V I C E - Ingrid Kloser: "Aus Stille geformt", Piper Verlag, 224 Seiten, 18,50 Euro. Buchpräsentation: 6. Februar, 19.30 Uhr, im Kuppelsaal der Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz)

ribbon Zusammenfassung
  • Ingrid Klosers Roman 'Aus Stille geformt' erforscht die Kunst des Töpferns in einer Bregenzerwälder Werkstatt und enthüllt eine komplexe Vater-Tochter-Beziehung.
  • Die ruhige, meditative Atmosphäre des Buches wird durch die Entwicklung eines Familiendramas zwischen Friedrich und Akiko, seiner Tochter, aufgebrochen.
  • Das Buch umfasst 224 Seiten, kostet 18,50 Euro und wird am 6. Februar in der Vorarlberger Landesbibliothek in Bregenz präsentiert.