Goldener Wiener Rathausmann für Auschwitz-Überlebenden
Ludwig übergab die goldene Statuette im Beisein seines Krakauer Amtskollegen Aleksander Miszalski und des polnischen Botschafters Zenon Kosiniak-Kamysz sowie der Regisseurin Magdalena Żelasko, die dem Auschwitz-Überlebenden mit dem Dokumentarfilm "Botschafter des Erinnerns" ein Denkmal gesetzt hat.
Der Bürgermeister würdigte insbesondere die Erinnerungsarbeit Zalewskis, unter anderem im Kontakt mit Jugendlichen. Mit der Ehrung wolle er "deutlich machen, dass unser gemeinsamer Kampf allem Aufkommen von faschistischen und rechtsextremistischen Bestrebungen dient". Mit Zalewski sei er vereint im Einsatz für ein demokratisches Europa.
Zalewski pochte in seinen Dankesworten darauf, weiterhin die Lehre aus dem Menschheitsverbrechen des NS-Regimes zu ziehen. Diese laute schlicht, "dass es wichtig ist, ein Menschen zu sein und menschlich zu handeln". Konzentrationslager seien nämlich Orte, in denen man darauf vergessen habe, dass ein Mensch einem anderen Gutes tun sollte, sagte der 99-Jährige, der mehr als 600 Tage in den Konzentrationslagern Auschwitz, Mauthausen und Gusen zubringen musste.
Wahltermin am Jahrestag der Wiedererrichtung der Demokratie "passt"
Zalewski steht als Träger des Goldenen Rathausmannes in einer Reihe mit dem Publizisten Paul Lendvai, dem Marathonläufer Eliud Kipchoge oder dem Schlagersänger Peter Kraus. Diese Personen verbinde, dass sie Leistungen in verschiedenen Bereichen an die Wiener Bevölkerung weitergeben, sagte Ludwig im APA-Gespräch. Im Fall Zalewskis sei dies, dass er über seine Erfahrungen im KZ spreche, betonte der Bürgermeister, der über die Vergabe des Preises persönlich entscheidet und an keinen Vorschlag gebunden ist.
Angesprochen auf den Wiener Wahltermin - der auf den geschichtsträchtigen 27. April fällt -, sagte Ludwig, dass die Demokratie "tagtäglich errungen werden muss" und es "keine Selbstverständlichkeit ist, in einer Demokratie zu leben". Auf die Frage, ob das Zusammenfallen mit dem Jahrestag bei der Entscheidung über den Wiener Wahltermin eine Rolle gespielt haben könnte oder er sich bei der Vorverlegung gedacht habe, dass das passe, antwortete der studierte Historiker lächelnd mit einem: "Das passt."
Karner würdigt "außergewöhnliches Engagement als Zeitzeuge und Mahner"
Zalewski war zuvor auch mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich ausgezeichnet worden. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) überreichte ihm die Ehrung am Montag, teilte das Innenministerium der APA mit. Der 99-Jährige werde für "sein außergewöhnliches Engagement als Zeitzeuge und Mahner gegen das Vergessen" geehrt. Zalewski ist der letzte noch lebende polnische Überlebende des KZ Mauthausen-Gusen, dessen Befreiung sich im Mai zum 80. Mal jährt.
"Mit seinem unermüdlichen Einsatz hat Stanisław Zalewski dazu beigetragen, Generationen von jungen Menschen die abscheulichen Verbrechen des NS-Regimes vor Augen zu führen und hat damit einen nachhaltigen Beitrag im Kampf gegen Extremismus und Totalitarismus geleistet. Dafür gebührt ihm unser Dank und Respekt", sagte der für die Gedenkstätte zuständige Minister laut der Mitteilung am Dienstag.
99-Jähriger im polnischen Widerstand aktiv
Zalewski war im Zweiten Weltkrieg im polnischen Widerstand aktiv, indem er als Mechaniker Wehrmacht-Fahrzeuge sabotierte. Im Jahr 1943 wurde er verhaftet und kam zunächst ins KZ Auschwitz und später nach Mauthausen. Seit 2008 ist er Präsident des Polnischen Verbandes ehemaliger politischer Häftlinge der NS-Gefängnisse und -Konzentrationslager. Er tritt als Zeitzeuge auf, nimmt an Gedenkfeiern und Begegnungen mit Jugendlichen teil. Seinem Engagement ist auch der Dokumentarfilm "Botschafter des Erinnerns" gewidmet, der seit dem Vorjahr auch im Rahmen von Schulkino-Vorführungen in mehreren Ländern gezeigt wird und laut Regisseurin Żelasko schon von 5.000 Schülerinnen und Schülern gesehen wurde. Auch seinen aktuellen Wien-Aufenthalt will Zalewski nutzen, um nach Filmvorführungen mit Schülerinnen und Schülern zu sprechen.
Zusammenfassung
- Der 99-jährige Auschwitz-Überlebende Stanisław Zalewski wurde mit dem Goldenen Rathausmann ausgezeichnet, einer Ehrung, die nur ein bis zwei Mal jährlich vergeben wird.
- Zalewski, der über 600 Tage in den Konzentrationslagern Auschwitz, Mauthausen und Gusen verbrachte, engagiert sich als Zeitzeuge und spricht über seine Erfahrungen, um die Erinnerung an die NS-Verbrechen wachzuhalten.
- Der Dokumentarfilm 'Botschafter des Erinnerns' würdigt Zalewskis Engagement und wurde bereits von 5.000 Schülerinnen und Schülern gesehen.