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Serbische Protest-Radler in Straßburg erwartet

15. Apr. 2025 · Lesedauer 3 min

13 Tage nach ihrem Start in Novi Sad werden die serbischen Protest-Radler am frühen Dienstagabend in Straßburg erwartet, wo sich der Sitz des Europarates und des Europäischen Parlaments befindet. Mit ihrer fast 1.500 Kilometer langen Tour will die 80-köpfige Gruppe auf die Menschenrechtsverletzungen in Serbien aufmerksam machen. Fünf Tage lang radelte sie auch durch Österreich, wo ihr unter anderem in Wien und Salzburg ein begeisterter Empfang bereitet wurde.

Am Montagabend waren die Radler mit 1.395 Kilometern in den Beinen in der südwestdeutschen Stadt Karlsruhe eingetroffen. Die letzte Etappe mit 81 Kilometern begann am Dienstag um 13 Uhr. In Deutschland waren sie zuvor unter anderem in München, Ulm und Stuttgart für Übernachtungsstopps stehen geblieben, jeweils empfangen von hunderten Unterstützern, die ihnen buchstäblich den roten Teppich ausrollten.

Einer der größten Empfänge erwartete die Gruppe in Wien, wo sich am vorigen Montag etwa 2.000 Menschen am Maria-Theresien-Platz in der Innenstadt versammelt hatten. Weitere Stationen in Österreich waren Emmersdorf, Linz und Salzburg. In der Mozartstadt bejubelten am Donnerstag der Vorwoche mehrere hundert Menschen die Radlerinnen und Radler.

Die Protestaktion inspirierte indes Zweiradfahrer aus anderen Teilen Europas, die sich ebenfalls in Richtung Straßburg aufmachten. Wie die Organisationen der "Tura do Strazbura" auf ihrer Internetseite mitteilten, machten sich unter anderem Radler in Rotterdam und Amsterdam (650 bzw. 530 Kilometer in fünf Tagen), in Kopenhagen (1.100 Kilometer in sechs Tagen), in Konstanz (300 Kilometer in vier Tagen) und Bonn (300 Kilometer in vier Tagen) auf, um ebenfalls am heutigen Dienstag in der ostfranzösischen Stadt einzutreffen.

Forderung nach politischen Veränderungen in Serbien

Die Botschaft der serbischen Radlerinnen und Radler ist klar, nämlich jene eines politischen Wandels in Serbien, dessen Regierung nach dem Tod von 16 Menschen durch den Einsturz eines Bahnhofvordachs in Novi Sad massiv unter Druck geraten ist. Man sei auf dem Weg nach Straßburg, um eine politische Veränderung herbeizuführen, sagte der 19-jährige Petar nach seiner Ankunft in Wien im APA-Gespräch. Von Österreich und Europa erwartet er sich vor allem eines: "Lasst (den serbischen Präsidenten Aleksandar, Anm.) Vučić fallen. Erhebt die Stimme."

Auslöser der Proteste war der Einsturz des Bahnhofvordachs in Novi Sad am 1. November. Regierungschef Miloš Vučević und zwei Minister sind wegen des vermutlich durch Korruption verursachten Unglücks zurückgetreten. Studierende blockieren bereits seit Monaten die staatlichen Universitäten. Ihren bisherigen Höhepunkt erreichte die Protestbewegung Mitte März durch eine Großkundgebung in Belgrad, die aber abrupt endete. Teilnehmer erhoben daraufhin Vorwürfe gegen die Behörden, eine verbotene Schallkanone eingesetzt zu haben.

Serbien ist EU-Beitrittskandidatenland und gehört auch dem Europarat an, der sich mit seinen politischen, rechtlichen und fachlichen Gremien vor allem der Wahrung von Demokratie und Menschenrechten auf dem Kontinent verschrieben hat. Die entsprechenden Grundsätze, darunter etwa die Versammlungs- und Meinungsfreiheit, sind in der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) festgeschrieben, über deren Einhaltung der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) wacht. Dieser hat seinen Sitz in Straßburg, ebenso wie das Europäische Parlament, das allerdings nur einmal monatlich für vier Tage in der Stadt tagt. Die nächste Plenarsitzung findet Anfang Mai statt.

Zusammenfassung
  • Nach 13 Tagen und fast 1.500 Kilometern erreichten 80 serbische Protest-Radler Straßburg, um auf Menschenrechtsverletzungen in Serbien aufmerksam zu machen.
  • Die Protestaktion wurde durch den Einsturz eines Bahnhofvordachs in Novi Sad ausgelöst, bei dem 16 Menschen starben. Regierungschef Miloš Vučević und zwei Minister traten zurück.
  • In Wien wurden die Radler von etwa 2.000 Menschen empfangen, und auch in Deutschland erhielten sie Unterstützung, während sich Radfahrer aus anderen europäischen Städten der Aktion anschlossen.