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Attentat auf Fico - Was man dazu wissen muss

Am Mittwochnachmittag wurde der slowakische Premier Robert Fico angeschossen. Was bisher bekannt ist: Der Tatverdächtige, ein 71-jähriger Pensionist, hat als "einsamer Wolf" agiert und wird nun wegen versuchten Mordes angeklagt. Fico soll indessen wieder ansprechbar sein.

Was ist passiert?

Am Mittwoch wurde der slowakische Ministerpräsident Robert Fico von einem 71-jährigen Pensionisten in der Kleinstadt Handlová nach einer Kabinettssitzung angeschossen. Fünf Schüsse fielen, Fico wurde im Krankenhaus nahe dem Tatort fünf Stunden lang operiert.

Wie geht es Fico?

Bis Mittwochnacht war Fico in Lebensgefahr. Eine mehrstündige Operation verlief gut, allerdings bleibt sein Zustand laut Informationen des Krankenhaus "sehr ernst". Laut dem designierten Präsidenten Peter Pellegrini soll Fico mittlerweile jedoch ansprechbar sein. Er selbst habe einige Minuten mit ihm gesprochen, nachdem die Ärzte ihn um einen kurzen Besuch gebeten hätten. Er sein dem "Tod nur um Haaresbreite" entkommen, sagte Pellegrini, wie slowakische Medien berichten. 

PULS 24 berichtet live aus Bratislava 

Wer war der Täter?

Angeschossen wurde Fico mutmaßlich von einem 71-jährigen Pensionisten aus der Kleinstadt Levice. Der Mann wurde am Tatort sofort festgenommen. Am Donnerstag wurde der Mann wegen versuchtem Mord angeklagt. Bereits nach den ersten Einvernahmen war seitens der Behörden die Rede von einem "klar politischen Motiv"

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Anwesende Journalisten berichteten davon, dass der Täter desorientiert gewirkt habe und Blut an der Stirn hatte. Bei seiner Festnahme wurde der Mann von der Polizei überwältigt und auf den Boden geworfen.

Von den Behörden wurde einstweilen noch kein Name kommuniziert. Der Mann dürfte in einem Literaturverein tätig gewesen sein, dieser hatte sich am Donnerstag klar distanziert. 

Noch am Mittwoch wurde aus Polizeikreisen ein Video geleakt, in dem der Mann in schwer verständlichem Slowakisch erklärt, dass er nicht mit der Regierungspolitik Ficos einverstanden sei, Beispiel war die Medienreform - allerdings ist das Video undatiert.

Was nun?

Der Tatverdächtige wurde am Donnerstag wegen versuchten Mordes gegen eine geschützte Person angeklagt. Die Behörden bezeichneten ihn als "einsamen Wolf", er soll alleine agiert haben.

Versagen wird von Sicherheitsexperten bei Ficos Sicherheitspersonal gesehen. 

Ficos linkspopulistische Smer Partei-Kollegen waren schnell darin, die Schuld für das Attentat bei der politischen Opposition und den Medien zu suchen. Indes bemüht sich die slowakische Opposition, Einigkeit zu betonen. Weltweit reagierte Politiker:innen geschockt auf die Meldung über das Attentat und wünschten dem Ministerpräsidenten gute Besserung.

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Wer vertritt Fico?

Der Ministerpräsident bestimmt in der Slowakei formell einen Vertreter, aktuell ist nicht klar, ob Fico das vorab getan hat. Falls nicht, dann wird ein stellvertretender Ministerpräsident die Geschäfte übernehmen. Das könnten Verteidigungsminister Robert Kaliňák (Smer), Wirtschaftsministerin Denisa Saková (Hlas), Umweltminister Tomáša Taraba (Nationalpartei) oder Wiederaufbau und EU-Gelder Minister Peter Kmec (Hlas) sein.

Relevant sind auch die Präsidentin und ihr Nachfolger. Im April wurde Peter Pellegrini (Hlas) zum Nachfolger von Präsidentin Zuzana Čaputová (parteilos) gewählt. Formell soll das Amt bis Sommer übergeben sein.

Pellegrini hatte die Parteiführung und das Ministeramt von Fico 2018 übernommen, nachdem dieser nach dem Mord am Journalisten Ján Kuciak und dessen Verlobten zurücktreten musste. Damals war Pellegrini noch Mitglied der Smer-Partei, diese verließ er 2020 und gründete die Liste Hlas-SD.

ribbon Zusammenfassung
  • Am Mittwochnachmittag wurde der slowakische Premier Robert Fico angeschossen.
  • Was bisher bekannt ist: Der Tatverdächtigte, ein 71-jähriger Pensionist, hat als "einsamer Wolf" agiert und wird nun wegen versuchtem Mord angeklagt.
  • Der Tatverdächtige wurde am Donnerstag wegen versuchten Mordes gegen eine geschützte Person angeklagt. Die Behörden bezeichneten ihn als "einsamen Wolf", er soll alleine agiert haben.