Kdolsky: Gesundheitssystem in miesem Zustand - "und es wird schlimmer"

Die Ex-Gesundheitsministerin erklärt, warum Österreichs Gesundheitssystem, obwohl es so viele Ärzte hat - in einem miserablen Zustand ist. Dass Gesundheitsminister Rauch den Ländern nun die Daumenschrauben beim Geld ansetzen will, findet sie "mutig" und es sei wichtig.

Wenn im Gesundheitssystem alles bleibt, wie es ist, sei das eine gefährliche Drohung, sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Er will Reformen und verlangt die auch von den Bundesländern. Beim Finanzausgleich sollen sie nur mehr Geld bekommen, wenn sie diese zulassen. 

Ex-ÖVP-Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky, selbst Ärztin, stimmt dem zu. "Man kommt sich vor wie in einer Tretmühle", sagt sie im Newsroom auf PULS 24. Rauchs Vorgehen ist für sie "mutig". Das Gesundheitsministerium in Österreich werde als Buhmann oder -frau missbraucht, wenn etwas schief laufe, hätte aber zu wenig zu sagen. In den skandinavischen Ländern würden die Menschen älter, die Kinder seien gesünder - und die Gesundheitsministerien hätten mehr Kompetenzen. 

Drei Viertel des Geldes für Gesundheit

Rauch will die Zusicherung, dass drei Viertel des Geldes, das an sie aus dem Bund fließt, in Gesundheit und Pflege investiert wird. "Die Länder sagen natürlich deshalb immer nein, weil sie gern einen flexiblen Geldtopf hätten", sagt Kdolsky. Das fließe dann in etwaige Wahlen oder Projekte, die die Wähler beeindrucken, aber nicht notwendig seien. 

Österreich sei "angekommen, in der schlimmsten Situation in der Zweiten Republik, die das Gesundheitssystem jemals erlebt hat - und es wird noch schlimmer werden". Zu wenig Personal würde bis zur Grenze des Burn-outs oder darüber hinaus arbeiten, um das System am Laufen zu halten.  

Einer muss anschaffen - der Minister

"Wir haben nicht zu wenig Ärzte", stellt die Ärztin klar. Genug würden ausgebildet und im Europaschnitt habe Österreich pro Kopf die meisten Mediziner. "Aber sie sind fehlverteilt." Eines der größten Probleme im Gesundheitssystem sei, dass viele mitreden, aber keiner sich zuständig fühle. Wenn etwas umgesetzt werden soll, dürfe es nur einen geben, der anschafft - und das muss der Gesundheitsminister sein. 

ribbon Zusammenfassung
  • Die Ex-Gesundheitsministerin erklärt, warum Österreichs Gesundheitssystem, obwohl es so viele Ärzte hat - in einem miserablen Zustand ist.
  • Dass Gesundheitsminister Rauch den Ländern nun die Daumenschrauben beim Geld ansetzen will, findet sie "mutig" und es sei wichtig.