Richard Lugner und Norbert Hofer (FPÖ) auf dem Weg zum Akademikerball im Jahr 2024.APA/TOBIAS STEINMAURER

Akademikerball bis Sonntagsöffnung: Der politische Lugner

Richard Lugner ist im Alter von 91 Jahren gestorben. In Erinnerung bleiben wird er vor allem als Society-Löwe und Baumeister. Doch - vor allem im höheren Alter - versuchte sich der Unternehmer auch als Politiker. Zu verorten war er hier wohl eher rechts der Mitte.

Der am Montag verstorbene Wiener Unternehmer Richard Lugner gehörte politisch gesehen eher zum Bereich rechts der Mitte - auch wenn er sich als Baumeister um Gemeindebauten und die größte Moschee Österreichs kümmerte.

Verbindungen gab es in den vergangenen Jahren vor allem in Richtung der Freiheitlichen. Mit dem Dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer (FPÖ) besuchte er noch heuer den umstrittenen "Akademikerball", ein Event, das immer wieder als rechtsextremes Vernetzungstreffen und Burschenschafter-Veranstaltung kritisiert wurde.

Politische Lugner City

In seiner Lugner City waren allerdings  Vertreter aller Farben gerne gesehene Gäste. Über viele Jahre diente das Einkaufszentrum im 15. Wiener Gemeindebezirk als Austragungsort letzter Auftritte der Spitzenkandidaten bzw. ihrer Vertreter vor größeren Wahlen. So fand heuer auch der EU-Wahlkampf-Auftakt der FPÖ in der "Lugner" statt. Zu seinem 90. Geburtstag wurde er zur Jause zu Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) eingeladen.

Selbst politisch aktiv wurde der Unternehmer erstmals in den 1990er-Jahren. Lugner trat zur Bundespräsidenten-Wahl 1998 an und sicherte sich immerhin 9,9 Prozent der Stimmen. Von dem überraschenden Erfolg angetrieben gründete Lugner mit seiner damaligen Frau Christina die Partei "Die Unabhängigen" und wollte in den Nationalrat einziehen. Die Partei setzte sich unter anderem für die Reduktion der Lohnnebenkosten und Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen ein.

Der Erfolg war bescheiden. Ein Prozent der Stimmen war bei weitem nicht genug für einen Platz im Parlament. Bekannt war Lugner auch für seine immer wiederkehrende Forderung nach der Sonntagsöffnung von Geschäften in seiner Lugner-City - sehr zum Ärger von Kirche und Gewerkschaft. 

Politik oder PR?

Die politischen Kandidaturen dienten bei Lugner ohnehin immer auch mit als PR für seine geschäftlichen Aktivitäten. In diesem Kontext sahen die meisten Beobachter dann auch seine neuerliche Kandidatur für die Hofburg im Jahr 2016. Diesmal konnten sich nur 2,3 Prozent der Wähler für einen Bundespräsidenten Lugner erwärmen. Er beendete daraufhin sein einschlägiges Engagement.

Dass der Name Lugner politisch weiter auf der Bühne bleibt, ist dem Schwiegersohn des Baumeisters zu verdanken. FP-Politiker Leo Kohlbauer nahm nach der Hochzeit mit Lugner-Tochter Jacqueline den Namen Lugner an.

Anerkennung zollten ihm an seinem Todestag dennoch Politiker aller Couleur. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) etwa sagte via X (vormals Twitter): "Richard Lugner war ein erfolgreicher Unternehmer und eine schillernde Persönlichkeit. Ein österreichisches Original, das sich nie verbogen hat. Er ruhe in Frieden!"

"Richard Lugner blieb sich unbekümmert treu in seiner Vorstellung vom guten Leben", schrieb Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl und der dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer reagierten mit tiefem Bedauern auf die Nachricht vom Tod Richard Lugners. "Richard Lugner war nicht nur ein herausragender Unternehmer und eine schillernde Persönlichkeit, sondern vor allem ein Mensch mit einem großen Herzen. Sein Engagement, seine Energie und sein unerschütterlicher Glaube an das Gute im Menschen hat viele Menschen erreicht", sagte Hofer.

"Ein Wiener Original"

Kickl bezeichnete Lugner als "unverwechselbares Original, ein Stück Wiener Kulturgeschichte. Er ist wahrscheinlich eine der wenigen schillernden Figuren, denen es auch gelungen ist, die Berichterstattung über Jahrzehnte zu prägen. Meine Anteilnahme gilt in diesen Stunden der Familie und den Angehörigen".

NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger betonte via X: "Mit Richard Lugner geht eine Ära zu Ende. Ein leidenschaftlicher Unternehmer, politischer Kopf, schillernde Persönlichkeit und unglaublicher Entertainer ist nicht mehr. Das ist sehr traurig. Mein herzliches Beileid seiner Familie." Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zeigte sich über die Todesnachricht bestürzt: Mit Lugner "ist ein Wiener Original von uns gegangen".

PULS 24 Reporter Daniel Retschitzegger berichtet vor der Lugner City im 15. Wiener Gemeindebezirk.

ribbon Zusammenfassung
  • Richard Lugner ist im Alter von 91 Jahren gestorben. In Erinnerung bleiben wird er vor allem als Society-Löwe und Baumeister.
  • Doch - vor allem im höheren Alter - versuchte sich der Unternehmer auch als Politiker. Zu verorten war er hier wohl eher rechts der Mitte.
  • Die politischen Kandidaturen dienten bei Lugner immer auch mit als PR für seine geschäftlichen Aktivitäten.
  • Bekannt war Lugner auch für seine immer wiederkehrende Forderung nach der Sonntagsöffnung von Geschäften in seiner Lugner-City - sehr zum Ärger von Kirche und Gewerkschaft.