Ärztin will selbst "nicht im Spital behandelt werden"
Ärzt:innen mit "massivem Drogenproblem", Urlaubssperren und kaum Pausen im 25-Stunden-Dienst. Die Arbeitsbedingungen in bestimmten Abteilungen der Wiener Gemeindespitäler seien katastrophal, erklärt die junge Ärztin Sabine bei PULS 24. Aus Sorge vor ihrem Arbeitgeber über ihre öffentliche Kritik möchte sie anonym bleiben, Sabine ist nicht ihr echter Name.
Ärztin: Überlege es "hinzuschmeißen"
Sie sei in die Medizin gegangen, weil sie sie "fasziniert" habe. Heute überlege sie ihre Arbeit "hinzuschmeißen". Oft könne sie stundenlang nicht auf die Toilette gehen, es gebe so viele Dinge zu erledigen, die "aufgrund von Personalmangel im Endeffekt auf eine Person abgewälzt werden". "Das macht uns kaputt", betont sie.
Ärzte mit "massivem Drogenproblem"
Viele ihrer Kolleg:innen seien so erschöpft, dass sie zu Drogen greifen würden. "Möchte man als Patient von einem Arzt behandelt werden, der ein massives Drogenproblem hat, damit er sein Leben noch druckt?", fragt sie. "Ich möchts nicht."
Mit ihren Aussagen ist Sabine nicht allein. 84 Prozent der Wiener Spitalsärzt:innen erklärten, dass die derzeitigen Rahmenbedingungen in den Krankenhäusern zu einem "anhaltenden und nachhaltigen Qualitätsverlust in der medizinischen Betreuung" führen würden. 78 Prozent meinen, dass es Versorgungsengpässe in den Wiener Spitälern gebe.
Gesundheitsstadtrat Peter Hacker räumte am Mittwoch bei Pro und Contra ein, dass es zwar Abteilungen gebe, wo "extreme Überbelastung" herrsche, führte das aber darauf zurück, dass bestimmte medizinische Fächer bei Studierenden schlicht weniger beliebt seien. Das Personalproblem etwa in der Anästhesie oder "Kindermedizin" resultiere daraus.
Seitens der Ärztekammer gibt es diesbezüglich immer wieder massive Kritik. Auch diese Begründung wollte man im Pro und Contra nicht akzeptieren. So erklärte etwa Stefan Ferenci, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, dass die Personalsituation kein "Ausrede für die prekären Zustände" in den öffentlichen Spitälern sei. Denn: "Es ist das Personal da", das System sei schlicht zu unattraktiv. Gesundheitspersonal würde aus den Spitälern in andere Bereiche abwandern.
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Die prekäre Situation in den Spitälern würde sich auch auf die Patient:innen-Sicherheit auswirken, erklärt Sabine. "Patienten werden unzureichend aufgeklärt", betont sie. Teilweise würden auch schwere Erkrankungen zu spät diagnostiziert werden. Das habe schwerwiegende Konsequenzen. Aufgrund mangelnder Hygiene würde es beispielweise zu Corona-Infektionen kommen – und Patient:innen deshalb versterben. "Das sind unnötige Tode", so die Ärztin.
Solange die Situation weiter so prekär bleibe, es an Personal, Pausen und adäquaten Gehältern fehle, werde die Situation bleiben wie sie ist, betont Sabine. Personen, die im Krankenhaus arbeiten "wollen nach Möglichkeit nicht im Spital behandelt werden", erklärt sie. "Ich glaub, das sagt genug."
Zusammenfassung
- Die Kritik an den katastrophalen Zuständen in den Krankenhäusern wird immer lauter.
- Eine Ärztin erzählt von Arbeit bis zur Erschöpfung und Gesundheitspersonal, das zu Drogen greift, um die Zustände zu ertragen.