"Your Place or Mine" bei Netflix: Herzförmige Mogelpackung
Früher waren Liebeskomödien fester Bestandteil eines jeden Hollywoodstudios. Wenn man sich Screwball-Komödien wie Frank Capras "Es geschah in einer Nacht" (1934) ansieht, ist das Genre bald 90 Jahre alt, aber es ist nicht gut gealtert. Die Welt, in der wir leben, hat sich verändert. Irgendwann quetschte Hollywood das letzte bisschen Leben aus dem Genre und produzierte immer mehr Liebeskomödien, die gleich aussahen. Die Nullerjahre brachten einige Tiefpunkte als Matthew McConaughy Jennifer Lopez vor dem peinlichen Tod durch eine mobile Mülltonne rettete. George Clooney und Julia Roberts haben mit "Ticket ins Paradies" versucht, das Genre wiederzubeleben. Jetzt sind Reese Witherspoon und Ashton Kutcher an der Reihe.
Die beiden Hollywoodschauspieler haben schon lange in keiner Rom-Com mehr mitgespielt, aber sie sind alte Hasen im Genre. Als angekündigt wurde, dass sie in einer romantischen Komödie mitspielen würden, war eine Generation von Kinogängern wahrscheinlich begeistert von der Idee, dass die beiden zum ersten Mal zusammenkommen. Aber das kommerzielle Kalkül ist überdeutlich erkennbar.
Die Regisseurin und Drehbuchautorin Aline Brosh McKenna, die Filme wie "27 Dresses" (2008) geschrieben hat, nimmt den Weg des geringsten Widerstandes und klappert die üblichen Klischeestationen ab. Ein gut aussehender und erfolgreicher Kerl mit einer Phobie vor ernsthaften, festen Beziehungen muss erkennen, dass die große Liebe die ganze Zeit vor seiner Nase war. Die alleinerziehende Mutter wird den ewigen Playboy retten.
Er wird gespielt von Kutcher und sie von Witherspoon. Das erste und einzige Mal Sex haben Debbie und Peter auf dem College. Es ist eine von nur wenigen Szenen, die sich die beiden Schauspieler teilen. Aber natürlich kommen sie wegen eines Missverständnisses nicht zusammen. Stattdessen werden sie zu besten Freunden, die 20 Jahre später ihre jeweiligen Wohnungen tauschen.
Peter bietet der überarbeiteten Debbie eine Auszeit an. Er kümmert sich um ihren Sohn in Los Angeles, während Debbie in seiner New Yorker Luxuswohnung durchatmen und runterkommen soll. Dabei kommt es zu chaotischen Verstrickungen, und beide spüren bisher unentdeckte Gefühle. Das endet schlussendlich genauso, wie man es zu Beginn des Films vermutet: in einer peinlichen Flughafenszene, die man gefühlt schon 100 Mal gesehen hat.
Im Grunde ist "Your Place or Mine" eine monströse und völlig humorbefreite Mischung aus so ziemlich jeder Rom-Com mit Ashton Kutcher, nicht zuletzt "Valentinstag" (2010), ein Film, in dem er einen Blumenverkäufer spielt, der eigentlich mit seiner besten Freundin zusammen sein sollte. Kutchers Herangehensweise an romantische Komödien hat sich auch nicht viel weiterentwickelt, seit er vor zwölf Jahren mit Natalie Portman "Freundschaft Plus" drehte. Er zeigt bei jeder Gelegenheit seinen nackten Oberkörper und klimpert mit den Wimpern.
Aber das größte Problem ist, dass die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern - die Grundlage jeder romantischen Komödie - einfach nicht stimmt. Gras beim Wachsen zuhören ist tatsächlich aufregender als diesen beiden dabei zuzusehen, wie sie miteinander telefonieren. Die Werbung verspricht uns Ashton Kutcher und Reese Witherspoon, aber im Grunde bekommen wir einen Film, der sich so anfühlt, als wäre er während der Coronapandemie gedreht worden. Die meisten ihrer Interaktionen finden in stark beleuchteten Videoanrufen statt, was eine Distanz zwischen ihren Figuren schafft und alles leidenschaftslos erscheinen lässt. Romantik und Comedy sucht man in dieser "Rom-Com" vergeblich.
(S E R V I C E - www.netflix.com/at/title/81045831)
Zusammenfassung
- Doch das Genre lebt - oder röchelt vielmehr.
- So sicher wie das Amen im Gebet, veröffentlicht Netflix rechtzeitig zum Valentinstag am heutigen Dienstag "Your Place or Mine" mit Ashton Kutcher und Reese Witherspoon, ein Film, der sich wie eine Degression in die Nullerjahre anfühlt.
- George Clooney und Julia Roberts haben mit "Ticket ins Paradies" versucht, das Genre wiederzubeleben.
- Romantik und Comedy sucht man in dieser "Rom-Com" vergeblich.