"Überfordert": Tom Tykwer von politischer Lage beunruhigt
Europa sei so fragil geworden. "Demokratie steht tatsächlich wieder als Idee zur Debatte beziehungsweise infrage." Ökologisch sei man abgehängt von jeglicher Chance auf Schritthalten mit dem, was in der Natur passiere. "Ich halte uns für sehr gefährdet, das Zepter komplett aus der Hand zu geben", betonte der Filmemacher. "Und die Frage ist: Wer fängt es auf?"
Alle sähen, dass sich momentan Kräfte formierten, die eher auf eine Zersplitterung der Gesellschaft zielten. "Sie sehen den Zusammenhalt nicht als besonderes, vorderstes Ziel, sondern haben erst mal einen Zug zu Ab- und Ausgrenzung", sagte Tykwer. "Und sie unterwerfen sich der fortschreitenden Herrschaft von Markt und Kapital. Das ist schockierend für mich, wie sehr sich viele von uns dem ergeben: dass der freie Markt die größte Machtkonstante in unserer Gegenwart ist."
Tykwers neuer Film "Das Licht" mit Lars Eidinger und Nicolette Krebitz eröffnet am Donnerstagabend die 75. Ausgabe der Berlinale. Er handelt von einer zerrissenen Berliner Familie, deren Leben durch eine syrische Haushälterin verändert wird. Das Filmfestival endet am 23. Februar - am Tag der Bundestagswahl.
"Das Licht" ist nach "The International" (2009) und "Heaven" (2002) bereits der dritte Eröffnungsfilm des Regisseurs bei der Berlinale. "Es ist zwar der dritte Eröffnungsfilm für mich, aber es ist tatsächlich der erste Film in deutscher Sprache. Die anderen beiden waren auf Englisch beziehungsweise auf Italienisch", sagte Tykwer.
"Das Licht" sei auch der erste richtige Berlin-Film, den er auf dem Filmfestival zeigen dürfe. "Er kommt aus dieser Stadt, er ist von Berlinern gemacht. Insofern hat noch nie ein Film so gut für mich zur Berlinale gepasst." Die neue Intendantin Tricia Tuttle sei "ein großes Geschenk für die Stadt".
Zusammenfassung
- Regisseur Tom Tykwer zeigt sich besorgt über die politische Lage in Deutschland und Europa, die er als fragil und demokratiegefährdend beschreibt.
- Sein neuer Film "Das Licht" eröffnet die 75. Berlinale und thematisiert eine zerrissene Berliner Familie, während die Berlinale am 23. Februar, dem Tag der Bundestagswahl, endet.
- Tykwer kritisiert die zunehmende Macht des freien Marktes und die gesellschaftliche Zersplitterung, die er als schockierend empfindet.