"Satanische Verse" für Autorin Adichie nicht mehr möglich
Schriftsteller wie Rushdie, die Romane über heikle Themen schreiben wollten, würden "vom Gespenst der sozialen Zensur zurückgehalten", sagte die Autorin ("Die Hälfte der Sonne"). "Verleger scheuen sich davor, weltliche Blasphemie zu begehen. Literatur wird zunehmend eher durch ideologische als durch künstlerische Linsen betrachtet."
Der britisch-indische Autor Rushdie (75) wurde Mitte August bei einer Veranstaltung im US-Bundesstaat New York von einem Mann angegriffen und schwer verletzt. Rushdie wird seit Jahrzehnten von religiösen Fanatikern verfolgt. Wegen des Romans "Die satanischen Verse" hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini 1989 dazu aufgerufen, den Schriftsteller zu töten.
Adichie sagte, dass sie "verloren" wäre, wenn eines der Bücher, die sie "geformt, inspiriert und getröstet" hätten, zensiert würde. "Was heute als gutartig gilt, könnte morgen sehr wohl anstößig werden, denn bei der Unterdrückung von Sprache geht es nicht so sehr um die Sprache selbst, sondern um die Person, die zensiert", sagte sie.
Die Schriftstellerin warf vor allem weiterführenden Schulen in den USA einen "Rausch von Bücherverboten" vor, das Verfahren wirke willkürlich. "Bücher, die jahrelang ohne Beanstandungen in Lehrplänen dieser Schulen verwendet wurden, wurden plötzlich in einigen Bundesstaaten verboten", sagte sie.
Zusammenfassung
- Die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie hat eine Selbstzensur der Verlage beklagt.
- Schriftsteller wie Rushdie, die Romane über heikle Themen schreiben wollten, würden "vom Gespenst der sozialen Zensur zurückgehalten", sagte die Autorin.
- Wegen des Romans "Die satanischen Verse" hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini 1989 dazu aufgerufen, den Schriftsteller zu töten.